Die Maechtigen
ich habe zwei neue gefunden und auch die, wo sie Klempner spielen!« Andrew klappte strahlend seinen Laptop auf und stellte ihn so auf den Tisch, dass sie beide auf den Bildschirm blicken konnten. Dann drückte er die Leertaste, und im nächsten Moment flimmerte die Schwarzweiß-Episode von The Three Stooges über den Bildschirm.
Natürlich hätte der Präsident auch das Kino unten im Weißen Haus benutzen können, aber wie Wallace es auch schon lange vor seinem Wahlsieg getan hatte, gab es für einen Vater nichts Besseres, als sich bei ein paar Hamburgern zwei, drei Klassiker mit seinem Sohn anzuschauen.
Jemand klopfte an die Tür.
Wallace drehte sich herum, bereit, die Person, die ihn jetzt zu stören wagte, mit seinem Ärger zu durchbohren, sobald sie die Tür öffnete. Dann sah er, wer geklopft hatte.
»Es dauert nur eine Sekunde«, meinte Dr. Palmiotti.
Der Präsident warf ihm einen wütenden Blick zu. Palmiotti betrat ungerührt das Zimmer.
»Tut mir leid, Andrew, es dauert nicht lange«, sagte der Doktor bemüht heiter zum Sohn des Präsidenten.
»Es geht um deinen Haarschnitt«, meinte er dann an den Präsidenten gewandt.
Als sich Palmiotti vorbeugte und dem Präsidenten etwas ins Ohr flüsterte, wusste Wallace, dass er sein Lunch vergessen konnte.
»Ich bin dran. Ich kümmere mich darum. Es tut mir wirklich leid«, flüsterte Palmiotti. »Er ist tot. Man hat ihn mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden.«
Der Präsident nickte, als hätte er gerade ein Baseballergebnis gehört, und blickte über den Tisch hinweg seinen achtjährigen Sohn an.
»Du musst jetzt gehen, oder?«, fragte der Junge seinen Vater, nachdem Palmiotti den Speisesaal wieder verlassen hatte.
»Soll das ein Witz sein?« Der Präsident streckte die Hand aus und drückte auf die Leertaste. »Welcher Vater würde schon einen Hamburger mit Käse mit seinem Sohn verpassen wollen, hm?«
Als die Titelmelodie ertönte und Moe, Larry und Curly über den Bildschirm hüpften, saß Wallace in dem abgedunkelten Raum und lauschte dem fast hysterischen Lachen seines Sohnes. Dabei versuchte er jeden Gedanken an seinen toten Freund zu verdrängen, den er kannte, seit er so alt gewesen war wie sein Sohn jetzt.
98. Kapitel
»Sie brauchen ja nicht mitzukommen, wenn Sie nicht wollen«, erklärt Dallas.
»Ich bin dabei«, erwidere ich neben ihm auf dem Beifahrersitz. »Aber … die Gewölbe? Das ist ein verdammt weiter Weg.«
»Sie liegen in Pennsylvania«, meint Dallas, der mit beiden Händen das Lenkrad umklammert. »Wir brauchen nur Maryland zu durchqueren, und schon sind wir da.«
In unserem Gebäude in der Innenstadt lagern 1,9 Milliarden Dokumentenseiten. Weitere 4,3 Milliarden sind in College Park, Maryland, untergebracht. Dann gibt es noch weiteren Lagerraum, zum Beispiel in Suitland, Maryland. Das Gebäude dort ist etwa zwanzigmal so groß wie ein Fußballfeld und beherbergt mehr als 9,7 Milliarden Dokumente. Da jedoch die Raumtemperatur das wichtigste Kriterium für die Lagerung und zudem ein entscheidender Kostenfaktor ist, spart das Nationalarchiv jährlich Millionen Dollar allein dadurch, dass es die natürliche Kühle von unterirdischen Höhlen überall im Land nutzt. Von Lee’s Summit, Missouri über Lenexa, Kansas bis, jedenfalls für Dokumente aus Ohio, zu den Höhlen in Boyers, Pennsylvania.
»Ich möchte Ihnen noch eine Frage stellen.« Ich betrachte mein Spiegelbild in der Frontscheibe. »Als Sie wieder im Büro waren … warum haben Sie meinen Anruf angenommen?«
»Was?«
»Vorhin, meine ich. Als wir den Friedhof verlassen haben. Sie sind ins Büro zurückgefahren, ich wollte zu Nico. Sie haben gesagt, jemand hätte angerufen und Sie hätten selbst mit Mr. Harmon gesprochen.« Ich rede von dem Mitarbeiter des Präsidentschaftsarchivs, den ich vom Friedhof aus angerufen habe. »Sie haben behauptet, man hätte in den alten Collegeunterlagen von Wallace nichts gefunden …«
»Was ich Ihnen ja schon gesagt habe.«
»Trotzdem hatte ich in einem Punkt recht: Unser Archiv sammelt jedes Dokument von jedem Ort, den Wallace jemals besucht hat, einschließlich den Dokumenten aus der Grundschule und der Highschool … selbst die Aufzeichnungen von dem Krankenhaus, in dem er geboren wurde.«
»Verstehen Sie denn auch, was passiert ist, Beecher? Sicher, es ist toll, dass sie die Geburtsunterlagen des Präsidenten aus dem Krankenhaus haben. Aber als Mr. Harmon angefangen hat zu suchen, hat er auch andere Unterlagen gefunden: Vor
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