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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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sechsundzwanzig Jahren wurde Wallace wegen eines gebrochenen Fingers in der Notaufnahme behandelt. Das bedeutet, dass die Notaufnahme …«
    »… dieselbe Notaufnahme ist, in die sie auch die Schwarze Acht in jener Nacht geschafft haben. Ich weiß. Der Friseur hat es mir erzählt. Ich weiß, was passiert ist.«
    »Das glaube ich Ihnen. Aber was der Friseur Ihnen auch erzählt haben mag … dass Minnie diesen Baseballschläger benutzt hat, dass Wallace alles vertuschte, um seine Schwester zu schützen, dass sie den Tätowierten verlegt und all die Jahre versteckt haben, selbst was Clementine herausgefunden und dann für ihre Erpressung benutzt hat, all das bringt uns keinen Schritt weiter, Beecher. Jedes Wort von diesem Friseur ist nur das Geschwafel eines Toten. Wenn Sie sich an die Öffentlichkeit wenden und es hinausposaunen, kommen Sie genauso weit wie jeder Verschwörungstheoretiker, der schwört, dass Jack Ruby ihm alle seine Geheimnisse über das Attentat auf Kennedy in der Gefängniszelle zugeflüstert hat. Wenn wir jedoch an diese Krankenhausakten kommen, haben wir das Einzige in der Hand, das auch gegen einen amtierenden Präsidenten standhält. Beweise. Diese Akte ist ein Beweis, Beecher. Sie beweist, dass Wallace in jener Nacht in diesem Krankenhaus war. Diese Akte in Pennsylvania wird Ihr Leben retten.«
    Mir ist klar, dass Dallas recht hat. Und die riesigen Mengen eingehender Akten müssen erst offiziell katalogisiert werden, bevor unser Büro sie faxt oder scannt. Natürlich fangen sie mit den wichtigsten Dokumenten an, deshalb können Jahre vergehen, bis etwas so Unbedeutendes wie der gebrochene Finger eines Jugendlichen aufgenommen wird. Trotzdem … »Sie beantworten meine Frage nicht«, sage ich, ohne den Blick von meinem Spiegelbild in der Frontscheibe zu nehmen. »Sie haben behauptet, Mr. Harmon hätte angerufen und Sie hätten selbst mit ihm gesprochen. Als wir auf dem Friedhof waren, habe ich Mr. Harmon aber nicht Ihre Nummer gegeben, sondern meine.«
    Dallas dreht sich zu mir, großspurig wie immer.
    »Und deswegen schmollen Sie die ganze Zeit? Weil ich an Ihr Telefon gegangen bin? Sie waren schon im Sankt Elizabeth, und ich war wieder im Büro und hörte es klingeln … Natürlich habe ich das Gespräch abgenommen. Und angesichts der Ereignisse sollten Sie froh darüber sein.«
    Ich nicke. Seine Erklärung ist perfekt. Trotzdem kann sie meine Laune nicht verbessern.
    »Wieso begeistert Sie das nicht?«, will Dallas wissen. »Das wird der Nagel für seinen Sarg.«
    »Ich habe schon genug Särge gesehen. Es sind bereits zwei Männer gestorben; Orlando und jetzt dieser Friseur. Er kam zu mir … der Friseur kam zu mir und starb direkt vor meinen Augen. Alles nur weil … weil sie …« Ich konzentriere mich auf die Reflexion und weiche mir selbst aus.
    Draußen kämpft die Sonne gegen den Schnee, der die I-270 säumt. Ein braunweißes Autobahnschild zeigt an, dass wir uns Hagerstown an der Grenze zu Pennsylvania nähern. Ich starre immer noch auf mein Spiegelbild.
    »Sie sind nicht verantwortlich für diese Todesfälle, Beecher. Und glauben Sie mir: Sie hat Ihre Schwäche nicht ausgenutzt, sondern sie hat sich auf Ihre Stärke verlassen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Clementine konnte das alles nur bewerkstelligen, weil Sie so ein hilfsbereiter Mensch sind. Und das ist etwas Gutes.«
    »Im Moment fühlt sich das überhaupt nicht gut an«, erwidere ich und lasse noch einmal die letzten beiden Tage Revue passieren. Es ist einfach unglaublich, wie leicht ihr das alles gefallen ist. Sie hat alles mitgehört, was der Friseur dem Tätowierten gestanden hat … hat sämtliche Einzelheiten über die Klempner herausgefunden … und als wir das erste Mal im SCIF waren … hat sie das alte Wörterbuch nicht gefunden. Sie wollte es sich heimlich unter den Nagel reißen, aber dann habe ich den Kaffee umgestoßen, und sie musste improvisieren …
    »Mir ist klar, dass Nico und Clementine Sie zutiefst enttäuscht haben …«
    »Nein, schieben Sie das nicht auf Nico. Sie haben nicht gesehen, wie er reagiert hat. Nico hat damit nichts zu tun. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, weil er so ein Idiot ist, aber in einem Punkt hat Nico immer recht gehabt.« Ich kneife die Augen zu, als die Sonne mich kurz blendet. »Nico hat gesagt, wir alle wären aus einem bestimmten Grund hier. Damit hat er recht. Wenn das alles hinter uns liegt, wenn Clementine gefasst ist, Orlandos Familie die überfälligen Antworten

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