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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Kapitel
    Carla Lee wusste, dass dies kein guter Tag werden würde. Sie wusste es, als ihr zweijähriger Sohn morgens um 5:40 Uhr aufwachte und spielen wollte. Sie wusste es, als die gelbe Margarinedose für ihren morgendlichen Muffin völlig leer war, obwohl ihr Mann sie in den Kühlschrank zurückgestellt hatte. Und sie wusste es erst recht, als sie von ihrem nachmittäglichen Meeting nach Hause zurückraste und das tote Tier auf der Franklin Road sah.
    Sie hatte schon häufiger tote Tiere auf einem Highway gesehen. In diesem Teil von West Pennsylvania gab es viele Rehe und Füchse und gelegentlich auch ein glückloses Opossum. Carla hatte schon wegen etlicher Tiere gebremst. Sie besaß einen Hund und konnte nicht einfach weiterfahren, wenn es ein Hund war. Aber das tote Tier auf der hügeligen und kaum befahrenen Franklin Road sah ganz anders als alle anderen Tiere aus. Das Fell war nicht mehr zu sehen, und man konnte unmöglich erkennen, um was für ein Geschöpf es sich handelte. Das Tier war … Carla warf einen Blick darauf, als sie mit ihrem verbeulten, kastanienbraunen Camry um die enge Kurve fuhr. Es war platt. Man konnte es nicht anders ausdrücken. Jemand war durch das Tier hindurchgefahren. Und zwar immer wieder. Wahrscheinlich konnten die Leute es nicht rechtzeitig sehen, wenn sie zu schnell um die Kurve bogen. Aber Carla war eine Mutter mit drei Kindern. Und einem süßen Malteser, der jedes Mal, wenn jemand das Haus betrat, auf den Fußboden pinkelte. Schon seit Jahren fuhr sie nicht mehr schnell in eine Kurve. Deswegen konnte sie die arme Kreatur auch so gut erkennen, deren von Fliegen übersäte, blutigbraune Organe auf der Straße lagen. Für Carla als Mutter und Hundebesitzerin war dies das schlimmste Erlebnis ihres ohnehin schon miesen Tages. Jetzt musste sie auch noch mit diesem Bild in ihrem Kopf weitermachen.
    Sie konnte es nicht abschütteln, als sie jetzt in die Brachton Road einbog.
    Ebenso wenig konnte sie es loswerden, als sie auf den riesigen Parkplatz für die Angestellten fuhr, der direkt gegenüber der unterirdischen Lagerstätte Copper Mountain lag.
    Sie stieg aus dem Auto, und der kalte Wind aus den nahen Bergen von Pennsylvania schlug ihr peitschend ins Gesicht. Sie eilte zu dem weißen Schulbus, der als Shuttlebus für die Angestellten diente und gerade ankam. Und immer noch hatte sie das rotschwarze Gewirr im Kopf.
    Dieses Bild beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit, als sie sich mit ihren Kollegen anstellte, um in den ankommenden Bus zu steigen. Deswegen bemerkte Carla in dem üblichen Gedränge vor dem Bus auch die junge, schwarzhaarige Frau nicht, die ganz dicht hinter ihr stand.
    »Bitte, gehen Sie nur, Sie waren vor mir da«, meinte Clementine höflich und lächelte ihr freundlich zu.
    »Danke«, erwiderte Carla und stieg in den Bus, ohne zu registrieren, wie ähnlich Clementines Frisur und Kleidung ihrer eigenen war.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis der weiße Schulbus an der Sicherheitsschranke vorbei war und dann zum Haupteingang der Höhle fuhr. Nach all diesen Jahren machte es Carla nichts mehr aus, unter der Erde zu arbeiten. Aber als sie in die Höhle fuhren und ein langer Schatten über den Bus fiel und den Rest des Tageslichts verschluckte, spürte Carla wieder dieses vertraute flaue Gefühl im Magen. Wie üblich begrüßte der bewaffnete Wachmann sie, als sie aus dem Shuttle traten. Carla griff in ihrer Handtasche, um ihren Ausweis herauszuholen und …
    »Verflixt!«, zischte sie. »Ich muss noch mal zurück!«, rief sie dann dem Busfahrer zu.
    »Alles okay?«, erkundigte sich Clementine hinter ihr.
    »Ja. Ich habe einfach nur meinen Ausweis im Auto vergessen.«
    »Das passiert mir ständig«, meinte Clementine und ging zur vorderen Tür des Busses. Dort zückte sie den Ausweis, den sie eben aus Carlas Handtasche gestohlen hatte, und zeigte ihn dem Wachmann. Dann folgte sie den anderen Angestellten auf dem betonierten Weg, der in den Copper Mountain führte.
    Carla Lee hatte wirklich einen rabenschwarzen Tag erwischt.
    Für Clementine dagegen lief alles bestens.
    Vor allem, wenn sie die Akte gefunden hatte, wegen der sie gekommen war.
     

100. Kapitel
    »Es liegt direkt unter uns«, sagt Dallas.
    »Was soll das heißen?« frage ich.
    »Unser Ziel. Die Höhle«, erklärt Dallas, während wir auf der schmalen, zweispurigen Straße Achterbahn fahren. Sie schlängelt sich über viele kleine Hügel, die kaum noch zu erkennen sind, weil sich der Himmel um vier Uhr

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