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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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zurückgekämmt, dass es gleichzeitig ihr Gesicht strafft.
    »Tut mir leid, dass wir den Termin so kurzfristig gemacht haben«, antworte ich.
    »Kurzfristig … das macht nichts. Kurzfristig ist völlig in Ordnung.« Mir wird klar, dass sie meiner Tante ähnelt, die auch immer alles wiederholt, was man sagt. Ihr Namensschild weist sie als Kundenbetreuerin aus, aber es ist auch so völlig klar, dass sie im Kundenservice arbeitet. »Wirklich toll, Sie kennenzulernen, Beecher«, setzt sie hinzu. Es ist klar wie Kloßbrühe, dass sie das nicht ernst meint.
    Es ist ihr völlig schnurzegal, wer ich bin.
    Es interessiert sie nur, wo ich arbeite.
    Vor fünfzig Jahren war dies eine der größten Kalksteinminen von Pennsylvania. Nachdem der Kalkstein abgetragen war, kaufte Copper Mountain Inc. die 1100 Morgen große Grube und verwandelte sie in eine der sichersten Lagerstätten an der Ostküste.
    Und eine der profitabelsten.
    Diese Tatsache ist Gina nicht entgangen, die weiß, wie viel Geld das Nationalarchiv hier jedes Jahr investiert, jedenfalls dem Tempo nach zu urteilen, mit dem sie den Golfkart durch die Gänge peitscht.
    Und wir sind nicht die Einzigen.
    Die schmale Höhle ist ungefähr so breit wie ein Lastwagen, rechts von uns ist eine rote Stahltür tief in den Felsen eingelassen, wie ein roter Schneidezahn in einem Halloweenkürbis. Über der Tür hängt von der Decke eine Militärfahne. Das Symbol kenne ich. U. S. Army. Der Golfwagen beschleunigt wieder, und nach fünfzig Metern kommt die nächste Tür, und wieder hängt eine Flagge an der Decke. Marines. Und so geht es weiter: rote Stahltür nach roter Stahltür nach roter Stahltür. Air Force. Navy. Verteidigungsministerium.
    »Es überrascht mich, dass sie ihren Namen draufschreiben«, meint Dallas, als wir an der Tür des FBI vorbeifahren.
    »Das sind nur die Räume, die Sie sehen sollen«, erklärt Gina lachend. »Wir haben hier unten mehr als fünfundzwanzig Kilometer Tunnel. Sie wollen gar nicht wissen, wie viel Platz die hier haben.«
    Ich stimme höflich in das Lachen ein, aber als wir tiefer in die Höhle eindringen, kann ich meinen Blick nicht von der Decke losreißen, die immer niedriger zu werden scheint.
    »Das ist keine Einbildung«, meint Gina, die meinen Blick bemerkt. »Sie wird tatsächlich niedriger.«
    Dallas wirft mir einen prüfenden Blick zu.
    Überall in der Höhle sind die rauen Felswände weiß gestrichen, und überall hängen Leuchtstofflampen, wahrscheinlich, damit es mehr wie ein Arbeitsplatz aussieht und nicht wie ein Ameisenhaufen.
    Zu meiner Überraschung funktioniert es.
    Rechts von uns stehen zwei Angestellte vor einem Geldautomaten, der in den Fels eingelassen wurde. Daneben findet sich ein gut ausgestattetes Geschäft mit einer roten Markise. Das Roadway Café .
    Ich hatte erwartet, dass ich mich so weit unter der Erde wie in einem Sarg fühlen würde. Stattdessen …
    »Sie haben ja eine richtige kleine Stadt hier unten«, meint Dallas, als wir an einer weiteren Gruppe von Bauarbeitern vorbeikommen, die gerade einen Bereich mit Verkaufsautomaten fertigstellen.
    »Hier arbeiten immerhin fast dreitausend Angestellte. Stellen Sie sich das Empire State Building vor, nur dass es auf der Seite und dreihundert Meter tief unter der Erde liegt. Wir haben eine eigene Poststelle … eine eigene Wasserversorgung für die Toiletten, das Essen in der Cafeteria ist ausgezeichnet. Natürlich muss das alles heruntergebracht werden. Hier unten dürfen wir nicht kochen. Falls hier ein Feuer ausbricht, sitzen wir in der Falle«, erklärt sie und lacht.
    Weder Dallas noch mir ist nach Lachen zumute. Wir blicken nämlich beide gerade hoch und bemerken das Drahtgeflecht unter der Decke. Es soll verhindern, dass uns Steine, abgebrochene Stalaktiten oder gar die ganze Decke auf den Kopf fällt. Bei dem Café und den Geldautomaten ähnelte das Ganze einer unterirdischen Version des Times Square. Hier jedoch sind kaum noch Angestellte, und je weiter wir in die Katakomben eindringen, desto dunkler werden die kleinen Seitengassen.
    »Trautes Heim, Glück allein«, meint Gina und schaltet das Licht des Golfkarts ein.
    Direkt vor uns scheint die Höhle in einer Sackgasse zu enden. Aber als die Lichter des Golfwagens aufleuchten, ist das gelbe Polizeiabsperrband nicht zu übersehen. Es soll die Leute davon abhalten, um die Ecke zu biegen. Der rot-weiß-blaue Adler aus dem Logo des Nationalarchivs wurde hier direkt auf die Felswand gepinselt. Über dem Adler

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