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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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beeindruckt.
    »He, Beecher, es dauert nur zwei Sekunden, dann können wir verschwinden«, beteuert Orlando. »Du wirst nie bereuen, das Richtige getan zu haben.«
    Er öffnet die Mappe und wirft einen Blick auf ihren Inhalt. Und ich weiß im selben Moment, dass er unrecht hat.
     

6. Kapitel
    »Heilige Weihnacht«, murmelt Orlando.
    »Ich verstehe nicht. Was ist das?«, erkundigt sich Clementine, die sich dicht an mich drängt und darauf achtet, nichts zu berühren.
    Ich ziehe aus meinen kaffeegetränkten Kittel ein paar Baumwollhandschuhe, die alle Archivare stets dabeihaben, streife sie über und öffne die Mappe vorsichtig weiter, als handle es sich um Nitroglyzerin. Darin befindet sich weder ein streng geheimes Memo noch ein Zettel mit dem Aufenthaltshort von Bin Laden oder eine Liste mit den Zielen unserer Spionagesatelliten.
    »Ein Buch«, erklärt Clementine schließlich.
    Sie hat recht. Zum Teil, jedenfalls. Es ist der Einband eines Buches, rissiges, gesprenkeltes schwarzes Leder mit ausgeblichenen roten Dreiecken oben und unten. Aber das Wesentliche ist, fast alle Seiten sind … herausgerissen. Und der Buchrücken sieht auch nicht besser aus. Er blättert ab und enthüllt den alten Klebstoff und die gerissene Bindung. Ohne den Inhalt hat das ganze Buch nicht einmal die Stärke eines Klemmbretts.
    Ich streiche mit zwei Fingern über den Einband. Aus dem roten Mulch, dem alten, pulvrigen Rückstand, der sich von meinen Handschuhen löst, schließe ich, dass es mindestens aus der Zeit des Bürgerkrieges stammt.
    »Entick’s Dictionary« , liest Orlando laut vor, was auf dem Einband steht.
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Mit etwas Glück hat Wallace das Weiße Haus noch nicht verlassen.
    »Warum sollte jemand ein altes, zerrissenes Wörterbuch für den Präsidenten verstecken?«, erkundigt sich Clementine.
    »Vielleicht hat der Präsident es für jemanden versteckt«, spekuliert Orlando. »Vielleicht hat er es für jemanden in den Stuhl gelegt, als er allein im Raum war, und diese Person hat es noch nicht abgeholt.«
    »Oder das Buch hat überhaupt nichts mit dem Präsidenten zu tun und liegt seit vielen Jahren dort in dem Stuhl versteckt«, überlege ich laut.
    Ich kann fast hören, wie Orlando die Augen verdreht.
    »Wieso? Klingt das wirklich so verrückt?«, frage ich ihn.
    »Beecher, erinnerst du dich noch daran, wie dieser verschwitzte Forscher mit der Stupsnase und den Glubschaugen hier war und unsere alten Karten gestohlen hat?«
    »Ja.«
    »Und als man diese verrückte Frau dabei erwischt hat, wie sie die Briefe von Teddy Roosevelt mitgenommen hat, weil sie der Meinung war, sie könnte besser auf sie aufpassen als wir?«
    »Worauf willst du bitte schön hinaus?«
    »Ich frage mich, warum beide mit ihren Verbrechen so lange durchgekommen sind. Sie hatten ein kleines Messer, mit dem sie jede Seite aus der gebundenen Sammlung geschnitten haben, Seite für Seite, so dass niemand etwas bemerkt, bis fast nichts mehr übrig blieb«, sagt er und zeigt mit seinem dicken Finger auf das alte Wörterbuch, als wäre er Sherlock Holmes höchstpersönlich.
    »Das ist also deine geniale Theorie? Orson Wallace, der Präsident der Vereinigten Staaten, der jederzeit Einblick in jedes beliebige Dokument bekommen kann, bestiehlt uns nicht nur, sondern sucht sich dafür auch noch ausgerechnet wertlose Seiten aus einem alten Wörterbuch aus?«
    Zum ersten Mal seit fast fünf Minuten fehlen dem Großmaul die Worte.
    Der Zustand dauert jedoch nicht lange.
    »Der entscheidende Punkt«, verkündet Orlando schließlich, »ist doch, dass dieses Buch, dieses Wörterbuch, oder was immer es sein mag, Eigentum des Archivs ist.«
    »Selbst das wissen wir nicht genau. Der Buchrücken ist zum größten Teil abgerissen, es gibt also keine Archivnummer mehr. Und wenn man drinnen nachsieht …« Ich klappe den Buchdeckel auf und suche nach dem runden blauen Stempel des Nationalarchivs, den man in einigen der älteren Bücher unserer Sammlung findet. »Selbst der Stempel ist nicht …« Ich verstumme abrupt.
    »Was?«, fragt Orlando, während ich auf die Innenseite des Buchdeckels starre. »Hast du etwas entdeckt?«
    Ich lege beide Hände auf den Tisch und lese die handschriftliche Widmung ein zweites Mal und ein drittes Mal.
     
    Exitus Acta Probat  
     
    »Exitus acta probat?« Clementine linst mir über die Schulter.
    Ich nicke und spüre das scharfe Ziehen auf meinem Nasenrücken. »Exitus acta probat. Das Ergebnis rechtfertigt

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