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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Kapitel
    »Beecher, ich bin’s …« Orlandos Stimme hat auf dem Anrufbeantworter nur den leichten Anflug eines Wisconsin-Akzentes.
    Erst werden meine Beine taub, dann mein ganzer Oberkörper.
    »Beecher, nun sieh dir das an!«, ruft Totte hinter mir. Er klingt, als redetet er unter Wasser.
    »Totte, eine Sekunde!«, rufe ich zurück.
    Mein Gott. Wie kann …? Das ist … Orlando …
    »Du musst dir das wirklich anschauen!« Totte schlurft mit einem dicken Stapel Papier heran, der mit einem Band umwickelt ist.
    Ich habe immer noch den Telefonhörer in der Hand, beuge mich auf meinem Stuhl nach vorne, suche nach dem Ziffernblock und drücke die Drei. Dies ist nicht … konzentriere dich … von vorne … konzentriere dich einfach …
    Beep.
    »Beecher, ich bin’s«, fängt Orlando wieder an. Dann macht er eine Pause.
    »Hast du so was schon mal gesehen?«, unterbricht Totte ihn und wedelt mit den Seiten herum.
    »Totte, bitte … hat das noch Zeit?«
    Ich drücke wieder den Knopf mit der Drei, um mir etwas Zeit zu verschaffen. Das Telefon ist nicht sehr nahe an meinem Ohr, aber ich kann den Anfang gut hören. Beecher, ich bin’s …
    »Willst du nun wissen, ob das Wörterbuch George Washington gehört hat oder nicht?«, erkundigt sich Totte. »Also, dann hör zu: Als George Washington starb, fertigte Mount Vernon eine Liste sämtlicher seiner Besitztümer an; jede Kerze, jede Gabel, jeder Löffel, jedes einzelne Kunstwerk an der Wand …«
    Ich drücke wieder die Drei. Beecher, ich bin’s.
    »… und natürlich taucht darauf auch jedes Buch auf, das George Washington einmal gehörte«, erklärt Totte und wirft mir das Exemplar von Entick’s Dictionary zu. Es landet mit einem dumpfen Knall auf meinem Tisch.
    »Okay … ich hab’s kapiert, Totte.«
    »Je mehr du mich drängst, Beecher, desto langsamer spreche ich.«
    »Okay, tut mir leid, aber … bitte. « Ich drücke wieder auf die Drei. Beecher, ich bin’s.
    »Die Sache ist die«, fährt Totte fort, »wir können nur herausfinden, ob dieses Buch von George Washington stammt, wenn wir in Erfahrung bringen, ob er überhaupt ein Exemplar davon besessen hat.«
    Ich drücke wieder die Drei. »Und?«
    »Laut diesem Verzeichnis hatte er eins.« Er zeigt auf die Liste. Ein Exemplar Entick’s Dictionary. »Aber selbst wenn es dieses Exemplar sein sollte, erklärt das noch lange nicht, wie es hierhergekommen ist.«
    »Oder ob es überhaupt hierhergekommen ist«, erläutere ich. »Nach allem, was wir wissen, gehört es nicht einmal zu unserer Sammlung.«
    »Das können wir tatsächlich leicht herausfinden.« Totte tritt an meinen Computer und scheucht mich von meinem Stuhl. »Also los … hoch mit dir; ein alter Mann hat das Recht auf einen Sitzplatz«, meint er. Ich springe hastig zur Seite und dehne dabei die Telefonschnur bis zum Anschlag. Er tippt schon auf dem Keyboard herum. Perfekt. Ich widme meine Aufmerksamkeit wieder dem Telefon …
    »Beecher, ich bin’s«, fängt Orlando wieder an. Dann die Pause. »Verdammt, ich habe deine Handynummer ja gar nicht.« Wieder eine Pause, dann spricht er schneller. »Du musst mich anrufen. Was du getan hast …«
    Was ich getan habe?
    »Ruf mich einfach an«, sagt er zum Schluss.
    Ich drücke den Knopf und spiele die Aufnahme noch einmal ab.
    »Verdammt, ich habe deine Handynummer nicht.«
    Danach die Pause. Ist das Panik? Verfällt er in Panik? Ist er krank?
    »Verdammt, ich habe deine Handynummer nicht.«
    Ich höre ganz genau hin, aber ich habe unrecht gehabt. Seine Stimme wird nicht schneller. Sie ist schnell, aber nicht schneller als normal.
    »Du musst mich anrufen. Was du getan hast …«
    Das ist es. Der einzige Moment, in dem seine Stimme angespannt ist. Nur ein klein wenig, bei dem Wort getan . Ich spule wieder zurück.
    »Was du getan hast …«
    Er meint damit, dass ich das Wörterbuch gefunden habe.
    »Was du getan hast …«
    Er betont definitiv das vorletzte Wort.
    » Was du getan hast … «
    Nur fünf Silben. Vier alberne Wörter. Als würde man ein Foto mit einem fröhlich lachenden Kind betrachten und dann hören, dass dieses Kind bei einem furchtbaren Autounfall ums Leben gekommen ist. Was auch immer du sehen willst, du siehst nur noch … es geht nicht einfach nur um Verlust und Traurigkeit. Diese Worte zu hören … von diesem … diesem Geist …
    »Was du getan hast …«
    Ich höre nur den Vorwurf.
    »Ruf mich einfach an«, sagt Orlando schließlich. Es ist 16:48 Uhr.
    Seine Stimme verklingt, ich bin

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