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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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mehr nervös aus«, stellte die First Lady fest.
    »Ich glaube, ich bin aufgeregt. Ja, ich bin sehr aufgeregt«, flüsterte Nico.
    »Komm endlich, Nico, du hast einen Besucher!«, rief der Pfleger. Im selben Moment verschwand die Kirche, und das Krankenhaus kehrte zurück.
    »O nein, ich habe nicht nur einen Besucher«, protestierte Nico, als er sich auf den Weg zum Aufenthaltsraum machte. Gott sorgt immer für uns. »Ich habe Clementine.«
     

27. Kapitel
    In der zehnten Klasse gab es einen Schüler, der wunderliche Warren, der sein Ohr herunterklappen konnte, so dass er aussah wie ein Kobold. Die meisten Klassenkameraden machten sich nur über ihn lustig und hängten ihm diesen Spitznamen an. Aber Clementine hat ihn einmal gefragt, und das hat sie so lieb gesagt, dass ich es nie vergessen werde, ob er ihr drei Wünsche erfüllen könnte.
    Der Wachmann des St. Elizabeth drückt auf den abgenutzten roten Knopf, die Schranke öffnet sich, und ich kann auf das Gelände fahren. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Akten für das Archiv abholen soll. Mein Behördenausweis genügt; er winkt mich zur Hauptwache durch auf das Gelände, einem 140 Hektar großen Grundstück, das von einem hohen schwarzen Metallzaun umgeben ist. Ich fahre über die schlecht gepflasterte Straße des Krankenhauses zum Parkplatz, der gegenüber dem fünfstöckigen Hauptgebäude liegt. Clementines Taxi ist natürlich schon weg. Sie ist längst im Gebäude, wahrscheinlich bei Nico. Ich habe keine Ahnung, welche drei Wünsche sie heute äußern würde. Aber wenn ich die Chance hätte, mindestens zwei Minuten mit meinem toten Vater verbringen zu können, hätte ich zumindest schon mal einen Wunsch abgehakt.
    Als ich auf dem Parkplatz die Autotür öffne, peitscht mir die eisige Winterluft ins Gesicht. Bevor ich aussteige, greife ich unter den Fahrersitz und ziehe das Exemplar von Entick’s Dictionary heraus. Das war Tottes Idee. Denn seit heute Morgen stellt Khazei nicht mehr einfach nur Fragen, sondern er lauert darauf, mir den Todesstoß versetzen zu können. Ich weiß zwar immer noch nicht genau, ob er nach dem Buch sucht oder nicht, aber ich sollte es auf keinen Fall irgendwo im Gebäude herumliegen lassen. Ebenso wenig kann ich es jedoch auch einfach im Auto zurücklassen.
    Ich überlege kurz, ob ich es in meiner Aktentasche verstecke, aber damit riskiere ich, dass die Security es findet. Nein. Wenn das Buch so wichtig ist, wie wir glauben, falls Orlando wirklich deswegen gestorben ist, muss ich es bei mir tragen, am Körper.
    Ich steige aus und gehe hinüber zum Gebäude. Das Buch stecke ich unter meine Jacke und schiebe es vorsichtig hinten in meinen Hosenbund. Es passt gut; die meisten Seiten sind ja herausgerissen, geblieben ist fast nur der Einband. Ich schaue mich kurz um, ob ich wirklich allein bin. Aber dann sehe ich auf einem Balkon im zweiten Stock einen blassen, glatzköpfigen Mann ohne Augenbrauen.
    Ich ringe mir ein Lächeln ab und gehe schneller weiter.
    Er starrt auf mich herunter, aber sein Gesichtsausdruck verändert sich nicht. Wahrscheinlich sieht er mich nicht einmal.
    Einen Augenblick überlege ich, ob ich einfach hier draußen auf Clementine warten soll, gehe dann jedoch weiter.
    Als ich das Gebäude erreiche, geht die Tür ohne Schwierigkeiten auf. Es ist definitiv nicht mehr so kalt, aber mich überläuft dennoch ein Frösteln. Clemmie zufolge ist das hier die Nervenklinik, in der nicht nur Nico verwahrt wird, sondern auch John Hinckley, der Mann, der auf Ronald Reagan geschossen hat. Wieso zum Teufel ist dann die Eingangstür nicht versperrt?
    Ich stoße die Tür auf und betrete ein trostloses, grüngestrichenes Wartezimmer aus den fünfziger Jahren. Direkt gegenüber sitzt ein Wachmann, der aussieht wie David Bowie Anfang der Achtziger, neben einem Röntgengerät und einem Metalldetektor aus etwa derselben Zeit.
    »Kommen Sie ruhig rein. Hier beißt nur jeder zweite Patient!«, ruft eine weibliche Stimme. Ihr albernes Lachen klingt ein wenig kurzatmig und soll mich wohl beruhigen. In einem Kabäuschen mit extradickem Glas links von mir steht eine zweite Wache, eine Frau mit einem schrecklichen Jungs-Haarschnitt und riesigen Grübchen.
    »Sie sind bestimmt Mr. White, richtig?« Sie hat meinen Namen von der Wache am Eingang bekommen. »Entspannen Sie sich, Mr. White. Die Türen sind unverschlossen, damit sich die Patienten ein wenig freier fühlen. Aber sehr viel Freiheit ist das nicht«, sagt sie mit dem kurzatmigen

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