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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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schnell.
    Zu schnell vielleicht? Mich
beschlich der leise Verdacht, dass sie womöglich schon einer Freundin etwas im
Vertrauen erzählt hatte und mir rutschte das Herz in die Hose. Wenn das der
Fall war, konnte ich einpacken. Dann war es im Nu herum. Mädchen in ihrem Alter
konnten kein Geheimnis, das sie nicht selbst betraf, für sich behalten. Ich zog
eine Augenbraue hoch und musterte sie prüfend.
    Sie merkte das und schüttelte den
Kopf. „Ich bin ja nicht blöd."
    Ich räusperte mich und sah sie
eindringlich an. „Im Ernst. Es ist wirklich wichtig, dass niemand davon
erfährt, das wir uns hier treffen.“
    Sie zuckte mit den Achseln. „Ich
wüsste sowieso nicht, wem ich es erzählen sollte. Freundinnen hab ich im Moment
nicht so richtig.“
    Klang echt. Vielleicht litt ich ja
auch unter Verfolgungswahn. Ich atmete auf und eine Weile saßen wir
nebeneinander, ohne dass ein Wort fiel. Ich merkte, dass sie nervös war. Sie
zupfte an den Trägern ihres Tops herum und warf immer wieder einen Blick auf
die Uhr. Ihre Hand zitterte leicht, wenn sie ihr Sektglas an die Lippen führte.
    „Wir können auch ein anderes Mal
reden“, schlug ich schließlich schweren Herzens vor. Natürlich hätte ich sie
lieber da behalten, keine Frage, aber wenn sie innerlich nicht bereit war, brachte
das alles nichts.
    Ihre Erleichterung war beinahe
greifbar. „Sie sind nicht sauer? Ich meine, dass Sie sich extra Zeit genommen
haben und so..."
    Ich hatte zwar etwas anderes
erhofft, aber irgendwann würde ich schon noch zum Ziel kommen. Ich hatte Zeit.
„Nein, ist schon gut. Wir holen das einfach nach."
    Und wie aufs Stichwort sprang sie
auf, eilte in den Flur, griff ihre Jacke und ging mit einem kurzen Abschiedsgruß.
Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, trank ich ihr Glas aus, roch an der
Stelle der Rückenlehne des Sofas, an der sie gesessen hatte, und holte mir
einen runter.

 
Zweites Kapitel
    Timo Hansen fuhr wie der
letzte Henker. Er hatte bereits zwei rote Ampeln überfahren und einen
Beinahezusammenstoß mit einem Lkw provoziert, aber trotzdem ging es ihm
irgendwie zu langsam. Immer wieder gingen ihm die Worte seiner Mutter durch den
Kopf.
    „Oh Gott, Timo, endlich erreiche
ich dich. Du musst sofort kommen. Papa ist im Krankenhaus. Sie wissen nicht, ob
er es schafft.“
    Er hatte schon geschlafen, als ihn
das Klingeln des Telefons weckte. Zunächst wusste er gar nicht, was los war,
doch dann spürte er einen Ellenbogen in den Rippen.
    „Los, geh ran.“ Luisa war ebenfalls
aufgewacht. „Das klingelt schon seit zwei Minuten. Es muss was Wichtiges sein.“
    Seit zwei Minuten? Da war er wohl
schon in der Tiefschlafphase gewesen. „Ist ja gut“, brummte er und sprang aus
dem Bett. Er schlüpfte in seine Latschen und ging ins angrenzende Wohnzimmer.
Er schnappte sich den Hörer und schnauzte ein nicht eben freundliches Hallo in den Hörer. Zunächst kam keine Reaktion, doch dann hörte er wie aus weiter
Ferne ein leises Schluchzen. Sofort war er alarmiert.
    „Hallo? Mama, bist du das?“
    Sie war es und sie hatte ihm den
Schrecken seines Lebens eingejagt.
    „Was ist los?“ Luisa hatte sich
seinen Bademantel übergeworfen, der immer an einem Haken an der Schlafzimmertür
hing. Sie stand im Türrahmen und sah mit erstaunter Miene, wie er sich anzog.
Wie sie so dastand, mit ihrem halblangen dunklen Haar und ihren großen Augen
erinnerte sie ihn an jemanden, aber er wischte dieses Bild sofort weg. Das war
vorbei, und zwar endgültig.
    „Das war meine Mutter. Mein Vater
ist im Krankenhaus.“
    Sie riss die Augen auf. „Ach
herrje. Ist es schlimm?“
    Er knöpfte sich die Hose zu.
„Anscheinend. Ich bin nicht so richtig schlau geworden, was meine Mutter gesagt
hat. Er hatte offenbar einen Herzanfall oder so was. Sie hat den Notarzt angerufen
und der hat ihn dann sofort in die Uniklinik bringen lassen.“
    „Oh Mann, Timo, das tut mir
furchtbar leid. Soll ich mitkommen?“
    Darüber hatte er auch schon
nachgedacht. „Brauchst du nicht.“
    „Ich mach das gern, wirklich.“
    Er konnte sich das Gesicht seiner
Mutter lebhaft vorstellen, wenn er ins Krankenhaus kam - mit einem Mädchen an
seiner Seite, von dem sie noch nie etwas gehört hatte. Er schüttelte den Kopf.
„Das weiß ich. Aber es ist wirklich besser, ich fahre allein.“
    Er fuhr sich durch die blonden,
strubbeligen Haare und sah sich nach seinen Socken um. Ach da, unter dem
Sessel. Typisch. Er bückte sich, hob sie auf und setzte sich auf den Sessel,

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