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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Bar mit zwei Bistrostühlen eingerichtet. Der Fußboden war mit
hellbraunem Laminat ausgelegt. Was das Zimmer so gemütlich machte, waren die
Vorhänge in einem warmen Beigeton passend zum dicken Teppich, der unter dem
Tisch lag, die Bilder an den Wänden und die verschiedenen Dekorationsgegenstände
wie Vasen und Lampen, die man immer bei den Renovierungssendungen im Fernsehen
gezeigt bekommt.
    Auch wenn ihr die Wohnung gefiel,
sie empfand sie gemütlicher als ihre eigene, machte Luisa das alles ein wenig
misstrauisch. Vor allem dieser Nippes, der sich so wunderbar in das Gesamtbild
fügte, ließ sie daran zweifeln, dass er das wirklich alles selbst ausgesucht
hatte. Sah sie hier die Überreste seiner letzten Freundin oder war, noch
schlimmer, seine Mutter dafür verantwortlich?  
    Damit war sie beim nächsten Punkt,
seine Familie. Wann immer die Sprache darauf kam, blockte er ab. Schön, sie
waren noch nicht lange zusammen, da musste sie bei seinen Eltern nicht gleich
ein- und ausgehen, aber er hätte sie ruhig schon mal vorstellen können.
Immerhin schliefen sie seit vier Wochen jede Nacht in einem Bett, demnach
musste es doch auch für ihn etwas Ernstes sein. Also warum machte er dann keine
Anstalten, dass sie seine Eltern kennen lernte? Als sie ihm ein gemeinsames
Essen mit ihren Eltern vorschlug, hatte er seine Arbeit vorgeschoben. Zunächst
hatte sie befürchtet, sie hatte ihn überrumpelt und er sah sie ohnehin nicht
als etwas Längerfristiges, weshalb es nicht notwendig war, die Eltern kennen zu
lernen. Doch mittlerweile hatte sie eher den Eindruck, dass er das Treffen mit
ihren Eltern aufschob, damit sie nicht mit seinen Eltern in Berührung kam, denn
unweigerlich wäre das der nächste und logische Schritt. Irgendetwas stimmte da
nicht und sie hätte zu gern gewusst, was das war.
    Der Anruf eben und seine Reaktion
darauf waren weitere Belege dafür. Es war weit nach zwölf. Wenn seine Mutter es
für so wichtig erachtete, ihn um diese Zeit zu rufen, dann war es mit Sicherheit
ernst. Und das war ihm ebenfalls klar, auch wenn er es halbherzig
herunterzuspielen versuchte. Sie war nicht blöd. Das hatte er nur getan, um sie
nicht mitnehmen zu müssen. Aber warum wollte er das nicht? Hatte er Angst, dass
sie seinen Eltern nicht gefallen würde? Als ob das in diesem Moment nicht
vollkommen egal war. Warum verstand er nicht, dass es ihr nur darum ging, ihm
beizustehen?
    Und sie fasste spontan einen
Entschluss. Wenn er sie nicht mitnahm, dann würde sie eben hinterher fahren.
Sie streifte den Bademantel ab, warf sich in Jeans, T-Shirt und Kapuzenpulli
und schlüpfte in ihre Stiefel. Ein Blick in den Spiegel, na ja, ging so, die
Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, die Jacke von der Garderobe und
los. Sie hatte gerade die Tür geöffnet, als sie in der Bewegung innehielt.
Nanu? Das war doch Timos Stimme. War er noch nicht weg? Jetzt hörte sie, wie
eine Frau etwas sagte. Sie konnte sie nicht verstehen, aber der Ton, in dem
Timo ihr antwortete, verriet ihr, dass es nichts Nettes gewesen sein konnte.
Einen Moment später fiel unten eine Tür ins Schloss. Wahrscheinlich war Timo
jetzt los.
    „Hau bloß ab, du Feigling“, hörte sie
die Frau rufen. Sie zuckte zurück. Hatte die Frau das wirklich gesagt oder
hatte sie sich da verhört? Wenn nicht, meinte sie dann etwa Timo damit? Eigenartig.
Wer war das überhaupt? Sie verharrte noch eine Weile in ihrer Position, um
abzuwarten, ob sich noch jemand rührte, aber es war alles ganz ruhig. Das Licht
im Treppenhaus ging aus und noch immer tat sich nichts. Es war wohl niemand
mehr da. Schließlich zog sie die Tür hinter sich zu, knipste das Licht an und
ging die Treppe hinunter. Im Erdgeschoss angekommen, zuckte sie zusammen. Auf
den unteren Stufen hockte eine Gestalt. Die Frau, mit der Timo gesprochen hatte?
    „Hallo?“ rief Luisa ihr zu.
    Keine Reaktion. Sie ging auf sie zu
und fasste ihr an die Schulter.
    „Lass mich.“
    Wie nett! Luisa ging an ihr vorbei,
um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sie war jung, hübsch, soweit sie das
beurteilen konnte, hatte dunkle Haare wie sie und die Augen geschlossen.
    „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
    Sie schüttelte nur den Kopf.
Gleichzeitig ging das Licht wieder aus. Luisa zögerte einen Moment,
unschlüssig, was sie tun sollte. Es war nicht zu übersehen, dass die Frau getrunken
hatte. Sie wusste nicht, wer sie war und wohin sie gehörte und deshalb schien
es ihr nicht richtig, sie in dieser Verfassung auf den

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