Die Mädchen (German Edition)
weiß, was Sie das angeht. Wer sind Sie denn überhaupt?“
Simon erstarrte. „Mein Gott, du
bist ja noch kranker, als ich dachte.“
„Was soll das hier?“ Judith suchte
Blickkontakt mit Bent und machte große Augen, als sie ihn sah. Wahrscheinlich
verfärbte sich sein Auge bereits. Sie ging an Simon vorbei und kam auf ihn zu.
„War er das?“
„Ja“, bestätigte Simon. „Und er hat
es verdient, das können Sie mir glauben.“
„Vielleicht sagt mir endlich mal
jemand, was hier los ist.“
„Ja, Bent. Warum sagst du ihr
nicht, was du mit meiner Tochter und ihrer Schwester gemacht hast?“
Karsten Waldow freute sich auf
Montag, eigentlich das erste Mal seit langem, dass er dem Wochenbeginn positiv
entgegensah, und das hatte weniger mit der Arbeit zu tun. Er wusste, dass Almut
mal wieder mit diesem widerlichen Franzmann verabredet war und ihn versetzen
würde. Das war der erste Schritt zum Ende dieser Bumsgeschichte. Mehr konnte es
ja wohl nicht sein. Schließlich war der Typ verheiratet und würde seine Ehe
wohl kaum für eine Mittvierzigerin mit zwei Teenagern, sorry einem Teenager,
aufs Spiel setzen. Warum der sich keine in seinem Alter gesucht hatte, war für
ihn ohnehin ein Rätsel. Zugegeben, Almut war eine Granate im Bett, doch wenn es
um eine Affäre ging, suchten sich die Männer nicht meistens jüngere Frauen als
ihre eigenen? Na, sei es drum, der Drops war so gut wie gelutscht.
Selbst wenn Almut daran gedacht
hätte, diesem Froschfresser abzusagen, hätte er es wieder gerade gebogen. Er
gratulierte sich selbst zu dem grandiosen Coup, den er gelandet hatte, als er
hinter Almuts Kennwort für ihren Briefkasten gekommen war. Das hatte ihm das
Leben schon so manches Mal erleichtert und vor allem hatte das seine Rache erst
möglich gemacht.
Zur Sicherheit hatte er in ihrem
Namen an Pierre noch eine Mail geschrieben, wie sehr sie sich auf ihr Treffen
am Montag freute, dass sie es gar nicht mehr abwarten konnte, ihn endlich wiederzusehen,
und so weiter. Er hatte geantwortet, dass es ihm genauso ging, wenn auch in
ganz furchtbarem Schriftdeutsch. Seine Assistentin hatte sicher alle Hände voll
zu tun, seine Schriftstücke Korrektur zu lesen. Karsten hatte laut gelacht, als
er die Mail las. Das lief wie am Schnürchen und Pierre würde ziemlich
überrascht sein, wenn er vergeblich im Hotelzimmer auf Almut wartete. Schade,
dass er dort keine Kamera installiert hatte, sein dummes Gesicht hätte er zu
gern gesehen, vor allem, wenn das Telefon klingelte und er ranging.
Die Sache mit der Kündigung würde
sie sich schon noch überlegen. Nachdem sie den lieben Pierre versetzen würde,
war der sicher weit weniger enthusiastisch, ihr in seinem Unternehmen einen Job
zu beschaffen und wo sollte sie sonst etwas Vergleichbares finden? Auf die
Schnelle würde ihr das bei der momentanen Wirtschaftslage kaum gelingen. Nein,
sie würde ihm sicher noch eine ganze Weile erhalten bleiben.
Dass er ihr am Telefon gedroht
hatte, bereute er inzwischen. Das war unüberlegt gewesen und im Nachhinein
völlig unnötig. Außerdem konnte es ihn in ganz schöne Schwierigkeiten bringen,
wenn sie es ernst nahm. Wenn er sich mal ereiferte, dann rutschten ihm Dinge
heraus, die ihm gerade so in den Sinn gekommen waren. Daran musste er wirklich
arbeiten.
Das mit ihrer Tochter war natürlich
dumm gelaufen. Wenn er es sich hätte aussuchen können, wäre das niemals
passiert, weil es so etwas von gar nicht in seinen Plan passte. Aber das ließ
sich schlecht rückgängig machen, also musste er sich einfach auf die neuen
Gegebenheiten einstellen. Er musste noch vorsichtiger sein, aber er war guten
Mutes, dass er das hinbekommen würde. Er war schließlich kein Idiot.
Sein Treffen an diesem Vormittag
war gut verlaufen. Er hatte sie jetzt soweit, dass sie ihm vertraute. Er machte
sich nichts vor. Okay, er wusste, dass er sich für sein Alter gut gehalten
hatte, aber ihm war klar, dass es nicht sein Äußeres war, das sie fesselte,
sondern eher das, was er ihr bieten konnte. Sie zeigte sich beeindruckt von
seiner Erfahrung und vielleicht auch von seinem Wagen. Wenn ihr Handy nicht
geklingelt hätte, wer wusste, wie weit sie gegangen wäre?
Oben in ihrem Zimmer kochte Merle
vor Wut. Wie eine Tigerin war sie hin und her gelaufen, ohne zu wissen, wo sie
mit ihrer Aggressivität hin sollte. Dann hatte sie sich schließlich auf ihr
Bett geschmissen, die Fäuste geballt und die Augen zur Decke. Was fiel ihrem
Vater ein? Woher
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