Die Mädchen (German Edition)
wollte das aber in Gegenwart ihrer
Töchter nicht aussprechen. Er zuckte mit den Achseln. „Die beiden haben sich in
letzter Zeit zusammengerauft.“
Er hatte keine Ahnung, warum das so
war, aber es war offensichtlich, dass die beiden viel besser miteinander
auskamen als noch vor ein paar Monaten. Romans Sticheleien hatten merklich nachgelassen
und sie duzten sich von einem Tag auf den anderen. Er hatte es registriert,
aber nicht weiter nachgefragt. Es war nur von Vorteil, wenn es in seinem Team
keine Spannungen mehr gab und das war es, was für ihn zählte. Dass Glen aber mittlerweile
wohl zu einer Vertrauensperson für Roman geworden war, war auch für ihn neu.
Innerlich musste Funke ein wenig
lächeln. Es war wirklich eigenartig mit Glen, wie er es
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erstand, sich einen Weg in
die Herzen der Menschen zu bahnen. Er selbst hatte ihn vor knapp zwei Jahren in
sein Team geholt, weil ihm seine Ernsthaftigkeit gefallen hatte, mit der er
seine Arbeit für den Kriminaldauerdienst verrichtet hatte. Er hatte instinktiv
gespürt, dass es mit ihnen als Team funktionieren würde und er hatte sich nicht
getäuscht. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden und sie harmonierten bei
Befragungen fast perfekt zusammen.
Zur damaligen Zeit war es wichtig
für ihn gewesen, einen Partner zu finden, der unbelastet in eine Zusammenarbeit
mit ihm gehen konnte, weil er unter seinen Kollegen aufgrund einer internen
Ermittlung nicht unumstritten war. Gerade Roman war nicht begeistert gewesen,
mit ihm zu tun haben zu müssen. Umso wichtiger war es, jemanden wie Glen an
seiner Seite zu haben, auf den er sich verlassen konnte. Seine Loyalität ihm
gegenüber machte Glen nicht eben zu Romans bestem Freund und als der
herausfand, dass der neue Kollege schwul war, verstärkte sich die Distanziertheit
zwischen ihnen noch mehr.
Sicherlich hatte Siewers zu einer
Annäherung der beiden beigetragen. Als sie zu ihnen stieß, war klar, dass sie
die meiste Zeit mit Roman zu tun haben würde, aber es dauerte nicht lange und
Glen und sie waren ein Herz und eine Seele. Ob es daran lag, dass Schwule sich
generell gut in Frauen hinein versetzen können? Funke vermutete eher, dass es
an Glen selbst lag, denn auch seine eigene Frau hatte sich sofort mit ihm
angefreundet. Er hatte halt etwas an sich, das ihn andere für sich einnehmen
ließ und scheinbar hatte Roman sich dem auch nicht entziehen können. Aber was
blieb ihm auch anderes übrig, als sich mit ihm zu arrangieren, wenn er nicht
ein ständiger Außenseiter in ihrem vierblättrigen Kleeblatt sein wollte?
„Ich werde Johanna heute Nachmittag
besuchen“, sagte Maggie und riss ihn aus seinen Gedanken. „Mal sehen, wo ich
noch ein paar Blumen herbekomme.“
Ach du Scheiße! Krankenhausbesuch
am Sonntag? Den freien Tag hatte er sich eigentlich anders vorgestellt. „Muss
das sein?“
Maggie schüttelte den Kopf und
verdrehte die Augen. „Hab ich gesagt, dass du mitkommen sollst?“
Er warf ihr einen erstaunten Blick
zu. „Du willst lieber allein hin?“
„Ist vielleicht besser so, meinst
du nicht? Wir wissen ja gar nicht, ob sie überhaupt Besuch wollen.“ Sie
grinste. „Und außerdem können Johanna und ich dann viel besser ein bisschen
über euch Männer ablabern.“
Er tat sein Bestes, sich seine
Erleichterung nicht zu sehr anmerken zu lassen, obwohl er insgeheim doch schon
ein wenig überrascht war, wie einfach sie ihn hatte davonkommen lassen. Das
passte gar nicht zu ihr.
„Na, Roman wird doch da sein.“
„Den schick ich so lange auf einen
Spaziergang.“
Nach dem Essen halfen die Kinder
Maggie beim Abräumen, während er sich wieder seiner Zeitung widmete. Es hatte
etwas Paschamäßiges, aber er half seiner Frau regelmäßig und am Wochenende war
es eben die Aufgabe der Kinder. Es dauerte nicht lange und Maggie verabschiedete
sich mit einem flüchtigen Kuss von ihm. Er hörte, wie die Haustür hinter ihr
ins Schloss fiel und lehnte sich gemütlich zurück in das Sofa. Er hatte eben
angefangen, den Kommentar zum Spieltag in der Fußballbundesliga zu lesen, als
die Tür wieder aufging und Vicky hereinkam.
„ Dad ?“
Er sah von der Zeitung auf. „Ja?“
Sie kam zu ihm und setzte sich in
den Sessel. „Und? Ist das Mädchen vergewaltigt worden?“ Sie machte wirklich
keine Umschweife und kam gleich zum Kern.
„Nein.“
„Dann ist es vielleicht genauso
gewesen wie bei mir. Sie hat etwas gewusst, was sie nicht wissen durfte.“
Funke wurde das Herz schwer, als er
sie
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