Die Mädchen (German Edition)
zugestimmt,
sich mit ihm zu treffen.
Als es an der Tür läutete, ging er
deshalb automatisch davon aus, dass sie es war, die die Treppe raufkommen würde.
Er legte schnell die brennende Kippe auf den Rand des Aschenbechers und eilte
zur Tür, um den Summer für die Haustür zu betätigen. Er öffnete die Tür und
ging wieder auf den Austritt, um einen letzten Zug zu nehmen und die Zigarette
auszudrücken. Er stellte den Aschenbecher auf den Fußboden und ging wieder
zurück in seine Wohnung. Er hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, wer da
eingetreten war, als ihn ein Fausthieb ins Gesicht zu Boden schickte.
„Du verdammtes Schwein“, hörte er
ihn zischen.
Noch im Fallen nahm er reflexartig
die Hände vors Gesicht, um sich vor weiteren Schlägen seines Angreifers zu
schützen. Aber es kam keiner. Stattdessen wurde er an den Armen gegriffen und
wieder hoch gezogen.
„Sag mir, warum du uns das angetan
hast“, zischte Simon und schubste ihn auf das Sofa.
Bent hielt sich das linke Auge zu,
das musste einfach ein Veilchen geben, und sah seinen Schwager an. „Ich weiß
nicht, was du meinst.“ Er merkte selbst, wie kleinlaut und wenig überzeugend
das klang.
„Red keinen Scheiß, du widerlicher
Mistkerl. Wie hast du Merle dazu gekriegt?“
Bent wusste, wann er verloren
hatte. Sicher, er konnte weiter leugnen, aber das würde vermutlich dazu führen,
dass Simon die Wahrheit aus ihm herausprügelte und Schmerzen konnte er nicht
gut ertragen. Wenn er anderen gegenüber auch immer den harten Kerl gab, der vor
keiner Schlägerei zurückwich, war er doch sich selbst gegenüber ehrlich genug,
das einzugestehen.
„Das war nicht schwer. Deine
Tochter ist nicht so unschuldig, wie du denkst. Sie war mehr als bereit dazu.“
Er sah, wie Simons Körper sich
versteifte, beide Hände zu Fäusten geballt, und zuckte unwillkürlich zurück.
„Es stimmt. Ich brauchte ihr nur davon zu erzählen und sie war interessiert.“
„Wer steckt dahinter?“
Bent schüttelte den Kopf. „Niemand.
Es war meine Idee.“
Simon lachte ein freudloses Lachen.
„Hör bloß auf, mir hier Märchen zu erzählen. Erstens bist du dafür viel zu dumm
und zweitens hast du gar nicht die finanziellen Mittel, so etwas durchzuziehen.“
Bent überlegte fieberhaft, wie er
aus dieser Nummer herauskommen sollte. Er konnte Simon nicht sagen, wer für die
Seite verantwortlich war, weil er sich die Konsequenzen für sich selbst nicht
einmal in seinen fürchterlichsten Albträumen ausmalen konnte. Es hing zuviel
Geld in dieser Geschichte, als dass man ihn ungeschoren davonkommen lassen
würde.
„Ich kann dir nichts anderes
sagen.“
Simon beugte sich vor, packte ihn
am Hemdkragen und zog ihn auf Augenhöhe zu sich heran. Als er sprach, trafen
ihn etliche Speicheltropfen im Gesicht, aber diese wegzuwischen traute er sich
nicht. „Jetzt pass mal auf, du dreckige Küchenschabe. Du gibst mir sofort einen
Namen oder ich prügel dich so windelweich, dass du anschließend dein Essen für
immer aus einer Schnabeltasche zu dir nehmen musst.“
Es war ein Abwägen in
Sekundenbruchteilen. Er wusste, dass sein Auftraggeber ihn nicht am Leben
lassen würde, wenn er auspackte. Andererseits würde Simon ihm Schmerzen zufügen
und bestimmt nicht zu knapp, aber ihm war auch klar, dass sein Schwager ihn am
Leben lassen würde. Er war schließlich kein Killer.
„Nein.“
Simon holte aus, hielt aber in der
Bewegung inne. Er runzelte die Stirn. „Du hast Schiss.“ Er schubste ihn zurück
auf das Sofa. „Du hast die Hose gestrichen voll. Ich kenn dich genau und wenn
du alter Feigling dich von mir verprügeln lässt, willst du niemanden schützen.
Du hast Angst, weil du weißt, was mit dir passiert, wenn du mir einen Namen
sagst.“
Scharfsinnig war er ja, auch wenn
er sonst keine positiven Eigenschaften an ihm erkennen konnte. Dass seine
Schwester ihn geheiratet hatte und, schlimmer noch, so lange bei ihm geblieben
war, war ihm von jeher ein Rätsel gewesen.
„Du bist so schlau, Simon.“
„Was ist denn hier los?“ hörte er
plötzlich eine helle Stimme hinter Simon sagen und er stöhnte innerlich auf.
Judith hätte sich wahrlich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können, hier
aufzutauchen.
Simon fuhr herum. „Und wer sind
Sie?“
Bent sah, wie Judith zurückwich.
„Judith Keller und Sie?“
„Keller?“ Simons Stimme klang
alarmiert. „Oh Gott, sind Sie mit dem toten Mädchen verwandt?“
„Ich bin ihre Schwester, obwohl ich
nicht
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