Die Mädchen (German Edition)
ihre Fingernägel. „Und? Hast du Bent ordentlich die Fresse poliert?“
Er schrak bei ihren Worten zurück,
was sie mit Genugtuung hinnahm.
„Ich hab gedacht, Bent lügt, aber
er hat die Wahrheit gesagt. Du hast die ganze Sache genossen.“
Sie lächelte ihn an. „Hast du
gedacht, ich bin ein armes, wehrloses Opfer?“
Er schüttelte fassungslos den Kopf.
„Was ist nur mit dir los?“
„Vielleicht hättest du dich früher
mal mit Mama und mir beschäftigen sollen.“
„Ja, das ist bequem. Ich bin der
perfekte Sündenbock für alles. Deine Mutter trinkt und du bist eine verdammte
Nutte. Und alles ist meine Schuld. Vielleicht ist das so, aber du wirst
ebenfalls Verantwortung übernehmen. Ich will, dass du morgen zu Frau Sonntag
gehst und ihr erklärst, dass du Jackies Arbeit sabotiert hast.“
War er nicht ganz dicht? „Auf
keinen Fall.“
„Oh doch, das machst du. Jackie hat
nichts Unrechtes getan. Du bist es ihr schuldig.“
Am Arsch. „Bin ich nicht. Die blöde
Ziege hat mich doch verpfiffen.“
„Diese ganze Gangstermasche kannst
du gleich so was von vergessen. Deine Freundin hat das einzig Richtige gemacht.
Und das wirst du jetzt auch tun. Du wirst Frau Sonntag die Wahrheit sagen. Wenn
nicht, tue ich es.“
„Ist ja gut.“ Sie würde es
natürlich nicht tun. Sie konnte das gar nicht, aber das würde er sowieso nicht
verstehen. Also musste sie ihn zunächst hinhalten, bis ihr was Besseres
einfiel. „Darf ich jetzt raus?“
„Nicht, solange du dich nicht
entschuldigt hast.“
Er verließ das Zimmer und sie
hörte, wie der Schlüssel herumgedreht wurde. Sie hätte schreien können. Was
sollte sie jetzt tun?
Johanna Frohloff beobachtete ihren
Mann, der in ihren Augen etwas unbequem verdreht auf einem Stuhl neben ihrem
Krankenhausbett eingenickt war. Wahrscheinlich war er völlig übermüdet. Sie war
sicher, dass er nicht geschlafen hatte, seit er sie in der vergangenen Nacht
auf dem Badezimmerfußboden gefunden hatte. Liebevoll ließ sie ihren Blick an
ihm rauf und runter wandern. Er hatte sein Bestes getan, sie zu beruhigen, ihr
einzureden, es würde schon alles gut werden, aber er hatte sie nicht täuschen
können. Sie wusste, dass er selbst eine furchtbare Angst gehabt hatte, dass ihr
oder dem Baby etwas zugestoßen sein könnte. Als die Ärzte in der Nacht
schließlich Entwarnung gegeben hatten, war er in Tränen ausgebrochen. Etwas,
das sie noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte. Es hatte ihr gezeigt, wie viel er
für sie empfand und wie sehr er sich das Baby wünschte, und wie verletzlich er
war. Dafür liebte sie ihn noch mehr, wenn das überhaupt noch möglich war.
Er verschluckte sich beim Atmen
durch den Mund an seinem Speichel und schlug hustend die Augen auf. Sichtlich
verwirrt kam er zu sich und streckte sich, bis er merkte, wo er war.
„Du bist wach“, sagte er, sprang
auf und griff nach ihrer Hand. Er beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen
Kuss. „Wie geht es dir? Bist du schon lange auf?“
„Eine ganze Weile.“
„Tut mir leid, dass ich
eingeschlafen bin.“
„Dafür musst du dich doch nicht
entschuldigen, Schatz. Ist doch kein Wunder, dass dir irgendwann auch mal die Augen
zufallen.“
Er setzte sich zu ihr aufs Bett,
immer noch ihre Hand haltend. „Und mit dir ist wirklich alles in Ordnung?“
„Mach dir keine Sorgen.“
Es wurde an die Tür geklopft und
gleich darauf ging sie auf. Überrascht sah Johanna, wie Maggie hinter einem
großen Blumenstrauß hervorlugte.
„Bin ich hier richtig bei den
Frohloffs?“
„Maggie“, rief Roman erstaunt.
„Ich wollte mal sehen, wie es der
Kranken geht.“ Sie kam herein und begrüßte beide mit einem Kuss auf die Wange.
„Woher weißt du denn, dass wir hier
sind?“
„Glen hat es uns erzählt.“
Johanna sah verblüfft zu ihrem
Mann. „Glen?“
Er führte ihre Hand an seine Lippen
und küsste sie. „Ich hab ihn gestern Nacht angerufen. Ich musste einfach mit
jemandem reden.“
Ihr armer Liebling. Was musste er
durchgemacht haben, als er draußen auf sie wartete, während mit ihr sämtliche
Untersuchungen durchgeführt wurde und er nichts tun konnte außer zu warten.
„Bist du allein?“
„Ich soll ganz liebe Grüße von
Holger bestellen.“
Johanna wusste das einzuordnen. Er
wollte sich nicht aufdrängen, weil er nicht wusste, ob Roman das recht gewesen
wäre. So gut die beiden mittlerweile auch miteinander klar kamen, ab und zu
fielen sie in alte Verhaltensmuster zurück.
„Ist lieb,
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