Die Mädchen (German Edition)
mit ihrer Babyschwester, würde sie jetzt ihr Möglichstes
tun, ihn zu belasten.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte
der junge Mann.
Sie nickte, obwohl sie ihm kein Wort
glaubte. Er hatte das doch absichtlich erzählt, damit sie ihre Aussage zu Bents
Alibi noch einmal überdachte. Sie war nicht von gestern, wenn sie auch erst
sechzehn war. So leicht zu manipulieren war sie nicht, auch wenn sie jetzt
wahrscheinlich genau das tat, was sie sich von ihr erhofften.
„Ich möchte Ihnen etwas erzählen,
was ich gestern erlebt habe.“
Sie berichtete ihnen von dem
Erlebnis in Bents Wohnung.
„Sein Schwager?“ fragte Funke
erstaunt.
„Ja. Anscheinend hat Bent
irgendetwas mit seiner Tochter, also Bents Nichte, angestellt.“
„Haben Sie eine Ahnung, wie der
Mann heißt?“
„Ich weiß nur den Vornamen. Simon.“
„Was?!“
Scheinbar sagte den Männern der
Name etwas, so aufgeschreckt, wie sie auf einmal waren.
„Und was hat er genau gesagt?“
„Dass Bent etwas mit Sina und
seiner Tochter gemacht hat.“
„Warum haben Sie das nicht gleich
der Polizei gemeldet?“ Funke bemühte sich um einen ruhigen Ton, aber sie hatte
den Eindruck, als hätte er sie gern angebrüllt.
„Weil Bent mir versichert hat, dass
dieser Simon völlig durchgeknallt ist. Und wenn Sie dabei gewesen wären, hätten
Sie das auch gedacht.“
Das schien ihm einzuleuchten. „Und
glauben Sie das jetzt immer noch?“
Nein. Sie schüttelte den Kopf. „Ich
weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Aber ich hab nicht ganz die Wahrheit
gesagt neulich.“
Beide machten ein überraschtes
Gesicht, aber sie konnten ihr nichts vormachen. Sie wusste, dass sie damit
schon gerechnet hatten.
„Bent und ich, also wir waren am
Mittwoch wirklich um halb drei verabredet. Aber als ich an seiner Wohnung
ankam, war er nicht da und ich war schon mindestens zehn Minuten zu spät. Er
kam dann noch etwa eine halbe Stunde später. Und Sie können sich vorstellen,
dass ich ziemlich sauer war, dass ich da so lange draußen auf ihn warten
musste.“
„Hat er gesagt, warum er zu spät
war?“
„Es ging um etwas Geschäftliches,
mehr hat er nicht gesagt.“
„Was macht er überhaupt? Uns
gegenüber hat er sich sehr vage ausgedrückt.“
„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht.
Und ich will es auch nicht wissen. Ich nehme an, dass vieles, was er macht,
nicht ganz korrekt ist und da wollte ich nicht mit reingezogen werden.“
„Vernünftig.“
Sie zuckte nur mit den Achseln.
Vernünftiger wäre es sicher gewesen, sich gar nicht erst mit diesem Abschaum
von Mann abzugeben. Wenn der es wagen sollte, sich noch mal bei ihr zu melden,
dann konnte er sein blaues Wunder erleben.
„Warst du wirklich den ganzen Tag
mit ihm zusammen, wie du uns neulich erzählt hast?“
Sie konnte ihn jetzt richtig
reinreiten, wenn sie wollte. „Ja, da hab ich die Wahrheit gesagt. Wir haben ein
bisschen in seiner Wohnung herumgehangen, aber er war irgendwie nicht gut
drauf, keine Ahnung wieso. Dann hat er ein bisschen an seinem Notebook
gearbeitet, und am Abend musste er dann in eine Kneipe.“
„Er musste in eine Kneipe? Wie
meinen Sie das?“
„Das waren seine Worte. Er meinte,
er müsste da noch was abgeben.“
„Aber Sie haben keine Ahnung, was
das war?“
„Nein. Und wenn Sie den Laden
gesehen hätten, hätten Sie das auch nicht wissen wollen.“
„Wie heißt das Lokal denn?“
„Stefan’s Eck. Natürlich mit falsch
gesetztem Apostroph. Es ist in Buntekuh, in der Korvettenstraße. Ein ganz
heruntergekommener Laden.“
Der junge Beamte notierte sich den
Namen und sah dann von seinem Notizblock auf. „Wenn ich Sie vorhin richtig
verstanden habe, besitzt Herr Masio einen Computer.“
Sie runzelte die Stirn. „Ja. Ein
Notebook. Wieso sind Sie überrascht? Hat nicht jeder heutzutage einen
Computer?“
„Weil wir in seiner Wohnung keinen
Computer gefunden haben und er behauptet hat, keinen zu besitzen.“
„Das ist gelogen. Er hat einen. Ich
selbst war damit schon bei ihm in Internet.“ Sie war verwirrt. Warum log er die
Polizei so offensichtlich an?
„Hast du eine Idee, wo er das
Notebook haben könnte?“
„Sie denken, er hat es bei mir
gelassen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Da muss ich Sie enttäuschen. So groß ist
sein Vertrauen in mich nicht. Ich hatte ja nicht einmal einen Schlüssel für
seine Wohnung.“
„Hast du eine Vorstellung, wo er
ihn sonst aufbewahren könnte?“
Sie überlegte einen Moment. „Na ja,
wenn ich Sie wäre, würde ich
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