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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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reichte ihn ihr. „Ich geh dann mal und rede mit den beiden.“
    Ihre Mutter nahm einen Schluck.
„Sind es wieder dieselben?“
    „Ja, wie gehabt.“
    „Haben Sie gesagt, was sie von dir
wollen?“
    „Das werde ich gleich
herausfinden.“
    „Ich möchte dich eigentlich nur
ungern mit ihnen allein lassen. Soll ich nicht doch mitkommen?“
    „Auf keinen Fall. Du bleibst schön
hier liegen und ruhst dich aus. Ich werde schon fertig mit den beiden, mach dir
da mal keine Sorgen.“
    Ihr Blick fiel auf das Telefon, das
neben dem Bett auf dem Nachttisch lag und sie griff danach. „Ich nehme das
Telefon mal lieber mit, sonst weckt dich gleich noch einer.“
    Ihre Mutter streckte die Hand aus.
„Nein, lass nur. Ich muss sowieso noch mal mit Zoe sprechen.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja, ist schon gut.“
    Wenn sie meinte. Achselzuckend gab
sie ihr das Telefon und stand dann auf. „Versuch noch ein bisschen zu
schlafen.“
    Ihre Mutter nickte und sie verließ
das Zimmer.
    „Kann ich Ihnen etwas anbieten?“
fragte sie die beiden Männer, als sie wieder unten war, ganz die geborene
Gastgeberin.
    „Nein, danke.“
    Sie setzte sich zu ihnen in die
Sitzecke im Wohnzimmer und sah sie gespannt an. „Sie haben noch ein paar Fragen
an mich?“
    Der Hauptkommissar lächelte sie an
und machte dadurch einen sehr sympathischen Eindruck, wie auch sein junger
Kollege, der im übrigen ziemlich heiß war, komisch, dass ihr das vorher nicht
aufgefallen war. Lag das vielleicht daran, dass er jetzt keine Brille mehr
trug? Wie auch immer, sie war trotzdem auf der Hut. Sie kannte unzählige
Krimiserien aus dem Fernsehen und wenn dort die Polizisten freundlich
daherkamen, war meist Gefahr im Verzug.
    „Frau Ludwig ist nicht länger bei
euch?“
    Gott sei Dank. „Nein. Sie ist heute
Morgen zur Arbeit. Eigentlich wollte sie heute noch bleiben, aber dann ist ihre
Partnerin ausgefallen und sie musste einen Job übernehmen. Aber es ist okay,
wir kommen auch ohne sie zurecht. Ich denke, sie wird heute Abend noch mal nach
meiner Mutter sehen, aber schlafen wird sie zu Hause.“
    Er nickte. „Es geht noch mal um
deinen Freund, Bent Masio.“
    War ja klar. Also hatte sein
Schwager Wort gehalten. Wie gut, dass ihre Mutter oben geblieben war. Es war
besser, wenn sie nicht alles wusste, was Bent betraf. „Was ist mit ihm?“
    „Wir haben am Freitag mit ihm
gesprochen, aber er scheint uns nicht ganz die Wahrheit gesagt zu haben.“
    Was für eine Überraschung. „Und?“
    „Wann genau hast du dich mit ihm am
Mittwochnachmittag getroffen?“
    „Das hab ich Ihnen doch schon
gesagt. Um halb drei.“
    „Bei ihm?“
    „Ja.“
    „Und du bist dir sicher bei der
Zeit?“
    Wieso glaubten sie ihr nicht? „Ja.“
    Die beiden Männer wechselten einen
Blick, den sie nicht deuten konnte. Hatte Bent ihnen etwa was anderes gesagt?
    „Mal eine andere Frage, Judith“,
sagte der junge Beamte. „Hast du mal mitbekommen, ob deine Schwester sich mit
deinem Freund getroffen hat?“
    Ja, einen Tag vor ihrem Tod. „Wieso
sollten die beiden sich treffen?“
    Er räusperte sich. „Nun, es tut mir
leid, dir das sagen zu müssen, aber dein Freund war anscheinend nicht ganz
ehrlich zu dir. Es gibt mehrere Zeugen dafür, dass die beiden sich getroffen haben,
ohne dass du dabei warst. Er hat sie auch mit seinem Motorrad vom Handballtraining
abgeholt.“
    Woher hatte er das? Sie schüttelte
den Kopf. „Nein, das kann nicht sein. Die Leute müssen sich irren. Das würde
Bent niemals tun.“
    „Ich fürchte doch.“
    In ihrem Kopf begann sich alles
ganz furchtbar zu drehen. Wie schon in der letzten Woche drängten sich ihr
Bilder auf, die sie bislang erfolgreich verdrängt hatte. Sie dachte an das
letzte Zusammentreffen mit ihrer Schwester und wusste plötzlich, dass der Mann
Recht hatte. In ihrem Kopf setzten sich bestimmte Ereignisse zu einem Mosaik
zusammenzusetzen und alles machte plötzlich Sinn. War sie so blind gewesen? Vor
ihrem inneren Auge tauchten Bilder von Sina und Bent auf und ihr wurde
schlecht. Wieder einmal.
    „Entschuldigung, aber ich glaube,
ich muss Sie mal eben allein lassen.“
    Sie sprang auf und rannte zum
Gäste-WC, das neben der Eingangstür von der Diele abging. Sie kniete sich hin
und würgte das Toastbrot hoch, das sie vor ein paar Minuten gegessen hatte.
Fünf Minuten später saß sie mit frisch geputzten Zähnen wieder im Wohnzimmer,
leicht außer Atem aber kämpferisch. Wenn der Schweinehund sie hintergangen
hatte, und dann noch

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