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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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mal in seiner kleinen Hütte nachgucken.“
    „Hütte?“
    „Er hat so ein kleines
Strandhäuschen auf dem Priwall.“
    Der Priwall ist eine Halbinsel und
gehört zum Ostseebad Travemünde, ist von dort aber nur mit einer Fähre zu
erreichen. In Zeiten des kalten Krieges verlief hier die Grenze zur DDR.
    „Wie kommt er denn dazu?“ rutschte
es Hauptkommissar Funke heraus.
    „So genau weiß ich das auch nicht.
Er hatte wohl ziemlichen Ärger mit seinen Eltern und irgendwann haben die ihn
fallen lassen. Das hat er zumindest immer behauptet. Jedenfalls haben die ihm
diese Hütte vermacht und sich jeglichen weiteren Kontakt verbeten.“
    „Wo ist sie genau? Warst du schon
mal dort?“
    „Nein, aber ich kenne die Adresse.“
Sie nahm einen Zettel von einem Notizblock und einen Kugelschreiber, die immer
auf dem Tisch lagen und notierte die Anschrift für sie.  
    „Wenn wir da auch nichts finden,
gibt es sonst jemanden, dem er etwas anvertraut hätte, was niemand anderes
sehen soll?“
    Sie runzelte die Stirn. „So was wie
einen besten Freund, meinen Sie?“ Sie ging in Gedanken die Typen durch, mit
denen er immer rumhing. „Da fällt mir eigentlich nur einer ein. Pinky. So richtige
Freunde hat Bent nicht, aber wenn jemand für ihn etwas versteckt, dann kommt
nur Pinky in Frage.“
    „Pinky? Was ist das für ein Name?“
    Sie musste gegen ihren Willen
lachen. „Er heißt nicht wirklich so. Ich glaube, sie nennen ihn so, weil er
recht klein ist und irgendwie aussieht wie zwölf, obwohl er schon zwanzig ist.
Sie wissen, dass Pinky im Englischen der kleine Finger ist, oder? Jedenfalls
ist Pinky so ein Computerfreak, der keine Ahnung hat, was im richtigen Leben so
abgeht. Ein ganz furchtbarer Typ. So ein Blasser mit ganz vielen Pickeln.“
    „Aber Bent ist mit ihm befreundet.“
    „Weil er Knete hat. Und so
bescheuert ist, dass er gar nicht merkt, wie alle anderen ihn ausnutzen.“
    „Weißt du denn, wie er richtig
heißt?“
    „Ronny Andresen.“
    „Was?“
    Judith sah erschrocken zu
Hauptkommissar Funke hinüber, der aussah, als hätte ihn der Schlag getroffen.
„Was ist?“
    „Wir kennen Ronny Andresen
bereits.“
    „Woher?“
    „Er ist der junge Mann, der deine
Schwester auf dem Friedhof gefunden hat.“
    Jetzt hatte sie das Gefühl, als
wäre sie vom Blitz getroffen worden.
     
    Marina Müller stellte die
Waschmaschine mit der Buntwäsche an und ging die Treppe vom Keller nach oben in
die Diele. Während die Maschine lief, konnte sie sich jetzt in aller Ruhe noch
einen Kaffee gönnen, bevor sie den Tisch abräumte, die Betten machte, die
Blumen goss und ein wenig Staub wischte. Herrlich, wenn sie am Morgen das Haus für
ein paar Stunden für sich hatte, bis einer der Jungs als erster aus der Schule
kam.
    Sie betrat die Küche und goss sich
eine Tasse Kaffee ein, den sie noch mit einem Tropfen Milch verfeinerte. Dann
setzte sie sich wieder an den Frühstückstisch und nahm sich die Zeitung. Sie
hatte den ersten Teil des Blattes durch und die halbe Tasse leer getrunken, da
klingelte es an der Tür. Eine Nachbarin vielleicht? Sie stand auf und ging in
die Diele zur Tür. Durch deren Glas konnte sie zwei Personen davor erkennen. Zeugen
Jehovas? Das fehlte auch noch. Innerlich gewappnet, die Tür den Besuchern
gleich vor der Nase zuzuschlagen, riss sie sie auf und wurde überrascht.
    „Guten Morgen, Frau Müller“, sagte
der Kriminalbeamte, der sie schon in der vergangenen Woche aufgesucht hatte.
Damals hatte sie ihn für einen Lackaffen gehalten, so adrett und akkurat
gekleidet wie er war. Heute wirkte er irgendwie anders. War sein Haarspray
ausgegangen?
    „Mein Sohn ist in der Schule“,
platzte es aus ihr heraus, ohne dass sie die Begrüßung erwiderte.
    „Das wissen wir. Wir hätten gern
einen Moment mit Ihnen gesprochen.“
    Was? „Mit mir?“
    Der Mann blickte sich vielsagend
um. „Wollen Sie uns nicht hineinbitten?“
    Ungern. „Na schön. Kommen Sie.“
    Sie ließ die beiden herein und
schloss die Tür hinter ihnen. Weiter bat sie sie nicht. Die Küche war nicht
aufgeräumt und sie wollte das Gespräch so kurz wie möglich halten. Sie
verschränkte die Arme vor der Brust. Es fröstelte sie leicht, obwohl es im Flur
geheizt war. Sie wusste, dass ihr nicht gefallen würde, was die beiden von ihr
wollten.
    „Worum geht es? Ehrlich gesagt,
verstehe ich nicht so recht, warum Sie noch mal herkommen. Merle ist doch
wieder aufgetaucht.“
    „Es geht nicht um Merle Grothe.“
    Sie machte ein

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