Die Mädchen (German Edition)
erstauntes Gesicht.
„Nicht?“
Der Mann wechselte einen Blick mit
der Frau, die dann das Wort an sie richtete.
„Frau Müller, erinnern Sie sich,
dass wir Sie am Donnerstag nach dem Mädchen gefragt haben, das ermordet wurde.“
Was für eine Frage war das denn?
Sie hatte schließlich nicht jeden Tag mit der Polizei zu tun und wurde in einem
Mordfall befragt.
„Sie meinen Sina...wie war der
Nachname noch?“
„Keller.“
„Ach ja. Was ist mit ihr? Mein Sohn
hat Ihnen doch schon gesagt, dass er das Mädchen nicht kennt.“
Die Frau musterte sie nachdenklich.
„Wie schon gesagt, es geht nicht um Ihren Sohn.“
Nicht? Worum denn dann? Was konnte
sie ihnen denn über ein Mädchen sagen, dessen Namen sie noch nicht einmal
gehört hatte? Sie wartete ab.
„Sie haben den Namen wirklich noch
nie zuvor gehört?“
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf.
„Nein. Warum sollte ich?“
„Ihr Mann hat den Namen nie
erwähnt?“
Ihr stockte der Atem. In welche
Richtung lief das denn jetzt?
„Was? Nein. Warum sollte er? Was
hat mein Mann damit zu tun?“
„Das Mädchen hat in seinem Team
Handball gespielt.“
Sie starrte die Frau an. „Sie
meinen in der Mannschaft, die er ab und an mal trainiert?“
„Ja.“
Sie erinnerte sich plötzlich an
seine Reaktion, als die Sprache auf das Mädchen gekommen war. Er hatte nicht
beantwortet, ob er es kannte oder nicht, sondern war der Frage geschickt ausgewichen.
Unbewusst musste sie es neulich schon wahrgenommen haben, dass da etwas nicht
stimmte, hatte sie doch die ganze Zeit das Gefühl gehabt, als wäre ihr etwas
entgangen.
„Vielleicht war das Mädchen neu und
er kannte ihren Namen gar nicht.“
Sie erntete einen mitleidigen Blick
des Mannes, für den sie ihn am liebsten den Mittelfinger gezeigt hätte. „Er hat
das Mädchen einmal in seinem Wagen mitgenommen.“
Sie war schockiert. Aber sie würde
den Teufel tun, sie das merken zu lassen. „Warum erzählen Sie mir das?“
„Ihr Mann hat Ihnen nichts davon
gesagt?“
Sie seufzte. „Doch. Aber ich dachte
nicht, dass das alles eine Rolle spielt.“
Die beiden sahen sie ungläubig an,
aber das war ihr egal. Sollten sie ihr erst einmal das Gegenteil beweisen.
„Frau Müller, eben haben Sie noch
gesagt, dass Sie Sina Keller nicht kannten und jetzt behaupten Sie, dass Ihr
Mann Ihnen erzählt hat, er hat sie nach Hause gefahren?“
Wenn er das so sagte, hörte sich
das wirklich bescheuert an, aber sie erholte sich schnell.
„Er hat mir gesagt, dass er ein
Mädchen mitgenommen hat. Den Namen hat er nicht erwähnt.“
Es war klar, dass sie ihr kein Wort
glaubten, aber das machte sie nur störrischer.
„Hat Ihr Mann häufiger Kontakt zu
jungen Mädchen?“
Sie stemmte die Hände in die
Hüften. „Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?“
Der Mann kniff die Augen zusammen.
„Ich denke, Sie haben die Frage verstanden.“
Sie stieß einen Laut aus, der ihre
Ungläubigkeit zum Ausdruck bringen sollte. „Er trainiert einmal im Monat eine
Mädchenmannschaft und guckt am Wochenende bei ihren Spielen zu. Da kommt es
sicher ab und an mal vor, dass er auch näheren Kontakt zu ihnen hat.“
Sie blickte herausfordernd von
einem zum anderen.
„Und war es eine Ausnahme, dass er ein junges Mädchen in seinem Wagen
mitnimmt?“
Wenn sie das mal hätte sagen
können. „Das war das einzige Mal.“
„Führen Sie eine glückliche Ehe?“
„So, das reicht jetzt. Raus hier!“
schrie sie die beiden an, ohne einen Augenblick darüber nachzudenken, was der
Mann sie gefragt hatte.
„Frau Müller…“
„Raus!“ Sie ging an ihnen vorbei
und riss die Haustür auf. „Verlassen Sie mein Haus. Sofort!“
Die beiden warfen sich einen Blick
zu, aber folgten ihrer Aufforderung. Sie warf die Tür hinter ihnen ins Schloss
und lehnte sich von innen dagegen. Sie merkte, wie ihr Tränen die Wangen runterliefen.
Tränen der Wut, dass Lars sie in diese Situation gebracht hatte, von den
Beamten derart auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Sie haute mit der Faust
gegen die Tür. Verdammt, warum hatte Lars ihr nichts gesagt? War er wirklich so
dumm zu glauben, dass die Polizei nicht herausfinden würde, dass er das Mädchen
kannte?
Sie atmete mehrmals tief durch und
wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Genug geheult. Was hatte sie zu tun?
Am liebsten hätte sie Lars angerufen und ihn angebrüllt, sofort seinen Arsch
nach Hause zu bewegen, um ihr zu erklären, was passiert war, aber die Blöße
würde sie sich
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