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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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nicht geben. Wenn ihre Eltern ihr etwas beigebracht hatten, dann
war es das, dass man seine Gefühle im Griff hatte, dass man seinem Gegenüber
niemals offenbarte, wie es in einem aussah. Nur keine Schwäche zeigen und damit
würde sie jetzt auch nicht anfangen. Also gut, was dann?
    Sie rieb mit den Händen an ihren
Oberschenkeln entlang, was sie immer tat, wenn sie nervös war und überlegte, wo
sie etwas finden konnte, das ihr einen Hinweis darauf geben konnte, was in
ihrem Mann vorgegangen war, als er mit dem Mädchen im Wagen gesessen hatte. Sie
machte sich nichts vor, natürlich hatte es etwas zu bedeuten, dass er ihr
nichts davon erzählt hatte. Sie verstand, warum er sich jetzt nicht dazu
geäußert hatte, nachdem das Mädchen ermordet worden war, aber warum hatte er
ihr nicht sofort davon berichtet? Wenn das alles so unschuldig war, hätte er
ihr doch davon erzählen können.
    Sie rannte die Treppe hinauf und in
das gemeinsame Schlafzimmer. Vielleicht fand sie ja etwas bei seinen
Sportsachen. Sie riss die rechte Tür ihres Dreimeterschranks auf und schob ein
paar Jacken auf der Stange beiseite, um an Lars’ Trainingsanzüge zu kommen. Sie
nahm sich den ersten vor und wühlte in seinen Taschen. Nichts. Weder in der
Jacke, noch in der Hose. Beim zweiten das gleiche und auch der dritte gab
nichts her. Aber was hatte sie da auch erwartet? Liebesbriefe etwa? So bescheuert
würde er ja wohl nicht sein, die im Schrank aufzubewahren.   Sein Handy? Da kam sie wohl kaum so ohne
weiteres heran. Seine Emails? Wie sollte sie da an sein Account kommen?
Scheiße.
    Sie ließ sich aufs Bett fallen und
stützte sich mit den Händen am Rand ab. Dabei fiel ihr Blick auf seine
Sporttasche, die in einer Abseite neben dem Schrank stand. Einen Versuch war es
wert. Sie stand auf und nahm sich die Tasche vor. Sie hatte schon alles
durchgesehen und wollte sie wieder wegstellen, als sie stutzte. Da war doch
noch ein kleiner Beutel mit einem Reißverschluss eingenäht, wie er oft in
Rucksäcken zu finden ist, in dem man so etwas wie Schlüssel oder Kleingeld
verstauen kann. Beim Abtasten fühlte er sich zu dünn an, als dass darin etwas
Verräterisches zum Vorschein kommen konnte, aber sie öffnete trotzdem den Verschluss
und fasste hinein. Es war ein Zettel, klein und zusammengefaltet, den sie
herausholte. Er war mit Kugelschreiber beschrieben und es war nicht die
Handschrift ihres Mannes. Vielleicht änderst du deine Meinung ja noch . Guck mal unter sagmirwasduwillst.de.
     
    Pinky kratzte sich an der Stirn.
Au, verdammt, jetzt hatte er wieder einen Pickel erwischt. Wann er die wohl mal
loswerden würde? Hatte man die nicht eigentlich nur in der Pubertät? Er konnte
ja wohl annehmen, dass er die mit seinen knapp einundzwanzig Jahren wohl längst
hinter sich gebracht hatte, doch die Pickel wollten einfach nicht verschwinden,
und wenn er hundertmal Clearasil benutzte. Aber wie sollte er die Stellen auch
loswerden, wenn er sie ständig wieder aufkratzte? So wie andere an den Nägeln
kauten, kratzte er sich eben seine Stellen auf. Vor allem, wenn er nervös war,
konnte er sich einfach nicht bremsen. So wie jetzt.
    Er hätte sich am liebsten in der
Erde verkrochen. Genau das hatte er befürchtet, seitdem er Bent geholfen hatte.
Er hatte einfach gewusst, dass man ihnen auf die Spur kommen würde. Warum hatte
er sich nur auf seinen Vorschlag eingelassen? Warum hatte er nicht auf seine
innere Stimme gehört und seinem Freund eine Abfuhr erteilt? Jetzt saß er
mächtig in der Scheiße und nur ein Wunder konnte ihn da wieder rausholen.
    Als er von dem Mann und der Frau
gebeten wurde mitzukommen, war seine Mutter fast in Ohnmacht gefallen. Sie
hatte ihm schon seit Jahren prophezeit, dass er noch mal im Knast landen würde,
wenn er sich weiterhin als Hacker betätigte. Sie hatte ganz bestimmt zu viele
Amifilme gesehen, in denen Jugendliche irgendwelche geheimen Pläne
entschlüsselt hatten und dann vom FBI und anderen Geheimdiensten quer durchs
ganze Land verfolgt wurden und hatte befürchtet, dass es ihm ähnlich ergehen
würde. Dass sie am Ende Recht behalten würde, obwohl es nichts mit seiner
Arbeit am Computer zu tun hatte, war fast schon wieder komisch. Doch zum Lachen
war ihm nicht zumute, als er sich jetzt den beiden Männern gegenüber sah, die
ihn am Freitag bei der Arbeit aufgesucht hatten.
    „Guten Morgen, Ronny“, sagte der
Mann vom Friedhof. „Erinnern Sie sich noch an uns?“
    Er nickte. Was war das denn für
eine Frage? Es war

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