Die Mädchenakademie
aufblasbaren Knebel entdeckte, schloss sie den Beutel rasch, doch Christian hatte ihn längst gesehen. Sein Blick wurde frivol.
Doch er verkniff sich eine Anspielung auf ihre sexuellen Fantasien und zeigte auf den Bildschirm. »Ich habe zwar SM-Fotos gefunden, hätte aber niemals gedacht, dass er sein Faible tatsächlich auslebt.«
Emma schloss den Karton wieder und schob ihn zurück unter das Bett. Es war frustrierend, dass Mr. Karomuster mehr Mut als sie selbst hatte und seine Lustträume auslebte, aber es kostete auch weitaus mehr Überwindung, die Kontrolle abzugeben als sie zu übernehmen.
Bestätigte ihr Fund nicht, dass Stanley Butcher der Sir Dark aus Rubys Tagebuch war? Er liebte es, Frauen zu dominieren. Aber reichte das, um ihn zu identifizieren? Dominante Männer gab es nicht wie Sand am Meer, besonders nicht im Internat, aber Cream, Mint und Fudge hatten Holly auch sanft unterworfen. Gehörten sie somit nicht auch zum Kreis der Verdächtigen?
Christian winkte sie heran. »Ich habe E-Mails von diversen Online-Erziehungen gefunden.«
»Online-Erziehungen?« Neugierig ging sie zu ihm, lehnte sich über seine Schulter und überflog die Betreffzeilen. Butcher pflegte regen Kontakt zu zahlreichen devoten Frauen. Trotz des Schutzes, den die Anonymität des Internets garantierte, konnte Emma nicht nachvollziehen, wie eine erotische Beziehung funktionierte, die nur schriftlich und niemals körperlich stattfand.
Christian scrollte in einer E-Mail bis nach unten, um ihr eine weitergeleitete Anzeige zu zeigen, die das System der Website www.meet-your-master.com automatisch hineinkopiert hatte. »Das ist eine Antwort auf ein Inserat, das ein User mit dem Namen The Priest eingestellt hat.«
» Beichte mir deine wollüstigen Fantasien, Sklavin, und ich werde dich dafür büßen lassen «, las Emma laut vor und verdrehte ihre Augen. »Wieso hat Butcher sich ausgerechnet als Priester angemeldet?«
Christian zog sie auf seinen Schoß. Seine Hand glitt zu ihrem Busen, den er betont unauffällig mit seinem Daumen streichelte. »Dieses Bestrafungsszenarium erregt ihn wahrscheinlich besonders.«
Das glaubte Emma nicht. Wenn er ein Faible für diese Art von Rollenspiel hegte, hätte er Megan in Priestertracht dominiert, doch er war ihr als Lehrer gegenübergetreten.
Ein anderer Verdacht kam ihr, als sie einige Mails überflog. Sie blieb bei einer Nachricht hängen, die ihren Puls ansteigen ließ. Diese Beichte stammte von einer gewissen Sue, die davon träumte, sich in Schulmädchenuniform einem Lehrer zu unterwerfen. Das an sich wäre noch nicht weiter verdächtig gewesen, doch Sues Geständnis kam Emma sehr bekannt vor: Schläge mit dem Rohrstock, zuerst auf den Busen, dann auf das Hinterteil, der Griff in die Haare, die unmöglich lösbare Matheaufgabe, der Analverkehr, ja, sogar der Satz: »Ich kann dich bestrafen oder auch belohnen, das hängt ganz von deinem Lerneifer ab«, fand sich wortwörtlich in der Beichte wieder.
Stanley Butcher nutzte das Internet, um sich Anregungen für seine SM-Spiele mit Megan zu holen. Nicht nur das, er kopierte die Beichten der Frauen, mit denen er Kontakt hatte, sogar eins zu eins. Emma kam zu dem Schluss, dass er keinesfalls Sir Dark war, denn der Unbekannte musste laut Ruby ein wahres Naturtalent sein, eine starke Persönlichkeit. Dagegen war Butcher nur ein armes Würstchen. Es musste jemand wie Christian sein. Sie erinnerte sich daran, wie fordernd und gleichzeitig gefühlvoll er sie durch das öffentliche Liebesspiel auf dem Maskenball geführt hatte.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht länger auf seinem Schoß bleiben zu können. Sie erhob sich, weil sie nicht nur Angst davor hatte enttäuscht zu werden, sondern auch vor ihm. Konnte es sein, dass er sich gar nicht aus beruflichen, sondern aus privaten Gründen auf dem College eingeschlichen hatte?
Ihr brannte die Frage, ob Christian Ruby kannte, so schmerzhaft in der Kehle, dass sie rasch ins Badezimmer ging und Wasser aus der Leitung trank, um nicht daran zu ersticken.
18
Als Christian Emma an der Hand durch die Geheimgänge des Mädcheninternats führte, war ihr flau im Magen. Zum einen wusste sie nicht, welches erotische Spiel er für sie geplant hatte, zum anderen war sie unsicher, ob sie ihm vertrauen konnte. Sie wollte das Gute in ihm sehen, wollte sich ihm mit Haut und Haaren hingeben. Aber es war riskant, weil er irgendetwas im Schilde führte.
Er schien ihre Zweifel an ihrer Miene abzulesen, denn
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