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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Lisas Herzstromkurve.
    Sie lag unter einem weißen Federbett, ihre Augen waren geschlossen. Doch als Laura vor das Bett trat, öffnete ihre Tochter die Augen, und ein schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht. Lauras Herz floss über vor Glück.
    Alex duckte sich, als er eine Stimme hörte. »Hey, Mann, was ist denn das für eine Scheiße?«
    Blind vor Wut, wollte Alex in den Flur laufen. Es kostete ihn Überwindung, aber er verbarg sich hinter der Wohnzimmertür. Durch den Spalt zwischen Wand und Tür sah er seinen Freund, der über das zerstörte Schloss schimpfte. Paul stellte seinen Rucksack auf die Kommode, warf einen Blick in die Küche und ins Schlafzimmer. Vor dem Wohnzimmer blieb er stehen. »Alex, bist du das?«
    Alex trat hervor. Erleichtert stieß sein Freund Luft aus. »Hab’ ich es mir doch …«
    Alex packte ihn am Kragen und schleuderte ihn quer über den Wohnzimmertisch aufs Sofa.
    »Hey, Mann«, jaulte Paul, »beruhig dich, ich weiß, was los ist, Norman hat mich …«
    Alex donnerte ihm die Faust so hart ins Gesicht, dass Paul zur Seite kippte. Stöhnend richtete dieser sich wieder auf und rieb sich das Kinn. »Verdammt, Alex, das ist doch …«
    Diesmal krachte ihm die Faust auf die Nase. Paul gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Dann sagte er: »Du denkst doch nicht wirklich, ich hätte … ich …«
    Alex hob die Faust. Sein Freund zuckte zusammen und robbte übers Sofa in Sicherheit, wobei er das Polster mit seinem Blut verschmierte. »Wenn du mich diesmal ausreden lässt …« Vorsichtig blickte er zu Alex auf. »… dann erkläre ich dir alles.«
    »Erklär mir das da!« Alex zeigte zur bizarr tapezierten Wand.
    »Das ist …« Sein Freund wischte sich das Blut von der Nase. »… Recherche, die ich …«
    »Und was ist mit Lisas Kette? Die du in meinem Garten ach so rein zufällig gefunden hast?«
    »Woher soll ich denn wissen, woher die …«
    »Und der Streit zwischen mir und Karen Brandner? Passte der auch zufällig in deinen Plan?«
    »Verdammt, ich hab’ keinen Plan.«
    »Hast du es getan?«
    Paul schniefte, dabei spritzte noch mehr Blut aus seinen Nasenlöchern. »Hast du es getan?«
    Alex fletschte die Zähne.
    »Gut, ich nämlich auch nicht. Aber … ich weiß, wer dir weiterhelfen kann.«
    »Wenn das wieder eines deiner …«
    »Hör mir einfach zu!« Paul zog Blut und Schleim seine Nase hoch, sammelte das übel schmeckende Gemisch im Mund und schluckte es hinunter. »Gestern Abend, als ich in deiner Kneipe war, hat einer deiner Barhocker, ich glaube, es war Krause, eine Bemerkung fallen lassen.« Paul machte eine Pause und sah Alex an.
    »Und?«
    »Er meinte, dieses tote Mädchen im Wald ist eine schlimme Sache. So wie damals.«
    »Damals?«
    »Erst dachte ich, er meint die toten Mädchen vor drei Jahren, in Berlin, du weißt schon … Aber darauf angesprochen, hat er verneint und erklärt, dass die Sache viel länger her wäre. Das hat mich stutzig gemacht. Ich bohrte nach, aber mehr wollte Krause nicht sagen. Plötzlich hatte er es eilig, nach Hause zu kommen, als hätte er schon viel zu viel verraten.« Paul wischte sich mit dem Hemdärmel die schniefende Nase. »Na, du weißt ja, wie die Dörfler sind, klatschen und tratschen, was das Zeug hält. Aber sobald es ans Eingemachte geht, sagen sie keinen Ton mehr. Trotzdem hab’ ich nicht lockergelassen, und kurz bevor Krause das Weite suchen konnte, meinte er dann, ich soll doch den Schulze …«
    »Bauer Schulze?«
    »Ja, den soll ich fragen. Der wüsste genau, was vor zwanzig Jahren vorgefallen ist.«
    Kapitel 53
    Ich würgte, während ich mir das Erbrochene von den Lippen wischte. Widerstrebend fand mein Blick zurück in den Kellerraum. Auf dem steinigen Boden lag regungslos die fremde Frau. Es konnte niemand anderes sein. Margrit!
    Ihr Kleid war bis zur Taille hochgeschoben, ihr nackter Körper mit unzähligen klaffenden Wunden übersät. Die Wände und die Decke waren über und über mit Blut bespritzt, und die Blutstropfen, die an den Wänden hinabgelaufen waren, hatten glänzende Spuren auf der Mauer hinterlassen. Ihr Mund war zu einem letzten Schrei weit aufgerissen. Ihre starren Augen blickten auf meinen Sohn.
    Er kauerte neben der verstümmelten Leiche, seine Kleidung war voller Blut. Seine Hände, seine Arme, sein Gesicht waren mit geronnenem Blut verklebt. Sein Blick war leer, weit weg, nicht mehr in dieser Welt. Ich wollte auf ihn zugehen, ihn in den Arm nehmen, ihn festhalten, nicht mehr

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