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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Gaststätte erwischt. »War meine Tochter in Ihrer Kneipe?«
    »Nein, nein, ich …«
    »Aber Sie glauben zu wissen, wo Lisa ist?«, unterbrach Frank ihn.
    »Nein, das auch nicht. Wie ich Ihrer Frau gerade …«
    »Meiner Schwägerin!«
    »Entschuldigung, ja, wie ich schon sagte, verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich …«
    »Hören Sie«, fiel ihm Frank erneut ins Wort. »Wenn Sie irgendwas über das Verschwinden meiner Nichte wissen, rücken Sie bitte raus damit.«
    »Nein, ich kann Ihnen da wahrscheinlich nicht weiterhelfen.«
    »Was wollen Sie denn dann?«
    »Ich möchte niemanden beunruhigen …«
    »Sie sind gerade dabei!«, blaffte Lauras Schwager.
    »Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen, also, wie gesagt …« Alex Lindner räusperte sich abermals. Er war etwas kleiner als Lauras Schwager, weshalb er zu ihm aufschauen musste. »Aus welchen Gründen Ihre Nichte …«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Ich mache mir nur Sorgen.«
    »Vielen Dank.« Frank schnaubte. »Das geht uns nicht anders.«
    »Ich habe …«
    »Haben Sie getrunken?« Lauras Schwager wedelte mit seiner Hand.
    Lindner straffte sich. »Nein, ich bin nicht betrunken. Es tut mir wirklich leid, aber …«
    »Hören Sie, es ist schon spät.«
    »Ja, ich weiß, aber ich wollte nur sagen, die Polizei …«
    »Die Polizei kümmert sich bereits darum!« Verärgert zog Frank seinen Dienstausweis aus der Hosentasche. »So, sind Sie jetzt zufrieden? Wenn Sie also nichts über das Verschwinden von Frau Theis’ Tochter wissen, dann gehen Sie nach Hause. Aber belästigen Sie gefälligst nicht die Mutter.« Frank schlug die Tür zu. »Idiot!«
    Durchs Küchenfenster sah Laura, wie Lindner mit seinem Hund über den Dorfplatz zurück zur Elster ging. »Glaubst du, er wusste wirklich nichts?«, fragte sie ihren Schwager.
    »Das hat er doch selbst gesagt. Aber daran wirst du dich gewöhnen müssen.«
    »Woran?«
    »An solche Spinner, die dich mit ihrer vermeintlichen Sorge und Hilfe behelligen.« Frank stiefelte ins Wohnzimmer.
    Laura sah ihm hinterher. »Und jetzt?«
    »Jetzt solltest du ins Bett gehen …«
    »Aber …«
    »… und versuchen, etwas Schlaf zu finden.«
    Doch sie wusste, dass sie in dieser Nacht keinen Schlaf finden würde.
    Lisa versuchte, sich zu beruhigen und sich das zurückliegende Wochenende in Erinnerung zu rufen – den Streit mit ihrer Mutter und wie sie danach aus dem Haus gestürmt war. Sie dachte daran, wie Sam ihr vor der Telefonzelle auf die Nerven gegangen war. Wie sie sich mit ihren hochhackigen Schuhen bemüht hatte, auf dem holprigen Pflaster der Dorfstraße nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie konnte sich sogar an das Lied erinnern, das sie auf dem Weg zur Bushaltestelle vor sich hin gesummt hatte. I want you to make me feel like I’m the only girl in the world.
    Als sie Berthold gesehen hatte, war der Ärger daheim schnell vergessen gewesen. Ich will nicht mehr zurück , hatte sie nicht zum ersten Mal gedacht, später in der Diskothek, hoch oben über den Dächern der Stadt, die der volle Mond in ein milchiges Licht tauchte. Was für ein Anblick! Als würde er nur für sie scheinen. Da saß sie, entkräftet vom Tanzen, glücklich in den Armen ihres Freundes. Sie kannte ihn seit eineinhalb Monaten, und jeder Tag mit ihm war schön. Mit ihm war alles so anders. So einfach. The only girl in the world.
    Und doch hatte sie am Sonntag in seiner Wohnung ihre Tasche gepackt. Sie hatte weiteren Ärger mit ihrer Mutter vermeiden wollen. Du kriegst das hin , hatte Berthold ihr zum Abschied ins Ohr geflüstert. Du schaffst das. Du bist stark.
    Noch einmal hatte er sie geküsst, dann hatte sie den Heimweg angetreten. Was ist dann passiert? Lisa konnte sich nicht erinnern. Warum nicht? Was ist geschehen?
    Die Musik setzte aus. Stille. Kurz darauf durchbrochen vom Klirren eines Schlüsselbunds. Eine Tür wurde entriegelt. Lisa hielt die Luft an, als sich Schritte näherten. Sie hörte ein befremdliches Schnaufen. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Sekunden vergingen, vielleicht auch Minuten. Als sie schließlich glaubte, ersticken zu müssen, fasste sie sich ein Herz.
    Sie holte Luft. »Warum bin ich …?«
    Eine Faust traf ihre Wange, und ihr Kopf krachte auf den steinigen Boden.
    Stöhnend stemmte sie sich hoch. »Ich wollte doch nur …«
    Ein weiterer Schlag erwischte sie mit voller Wucht. Ihre Schläfe knallte auf den harten Untergrund. Durch das schmerzhafte Dröhnen in ihrem

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