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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Danach hat sie mit Norman rumgemacht. Dann warst du wieder dran. Und zwischendurch durfte Ben auch mal ran.«
    »Und du nicht?«
    »Doch, aber ich wollte meiner Freundin in Berlin treu bleiben. Ein paar Wochen später hab’ ich ihr den Laufpass gegeben – ausgerechnet für meine Frau, also, meine Exfrau. So viel zu den Dummheiten unserer … Warte, was ist denn das da?«
    Paul ging in die Knie und zog kurz darauf einen elastischen Faden aus der Erde. Sofort stand Gizmo neben ihm und beschnupperte den mit Lehm verschmierten Gegenstand, den Paul auf der Innenfläche seines Handschuhs ausbreitete.
    »Sieht nach einer Kette aus«, sagte Paul. »Von dir?«
    »Hast du mich je mit Schmuck gesehen?«
    »Dann hat sie jemand verloren.«
    Alex beäugte die Kette. Sie war aus Gummi, der Anhänger ein kleiner Zylinder aus Edelstahl. Typischer Jugendschmuck , dachte Alex und zog einen Handschuh aus, um die Kette zwischen die Finger zu nehmen. Ihr Gewicht war kaum spürbar.
    Alex schloss die Faust um den Schmuck, dann zog er sich sein T-Shirt über. »Also los, Gizmo.«
    Der Retriever kläffte aufgeregt.
    »Hey, Mann, wohin wollt ihr?«, rief Paul.
    »Was glaubst du wohl?«
    Sam zupfte an den Ärmeln seines Pullovers, aber sie wurden nicht länger. Sie reichten ihm nicht einmal bis zu den Handgelenken, und der viel zu enge Kragen schnürte ihm fast die Luft ab.
    Er hatte sich nicht getraut, seine Mutter darauf hinzuweisen, dass sie ihm einen Pullover rausgesucht hatte, der ihm inzwischen mindestens eine Nummer zu klein war. Nicht nachdem sie ihn beinahe wieder angeschrien hatte. Dabei war sie selbst verantwortlich für das Malheur im Bad. Sie hatte ihren Handspiegel nicht richtig aufs Regal gelegt.
    »Hey, junger Mann.«
    Sam schreckte auf. Der Bus parkte vor der Schule, einem weißen Kasten, dessen Pausenhof von einer halbhohen Mauer und einem Eisenzaun umschlossen wurde.
    »Keine Lust auf Pauken heute?« Der Busfahrer zwängte sich hinter dem Lenkrad hervor. »Willst wohl lieber weiterschlafen, wa?«
    Sam warf sich den Rucksack über und stieg aus dem Bus. Als er den Schulhof passierte, hielt er den Blick gesenkt. Wenige Meter vor dem Gebäudeeingang, einer schweren Glastür, hörte er einen der älteren Jungen fragen: »Na, du Zwerg, haste’s eilig?«
    Sam ging schneller.
    »Hab’ das gestern mit deiner Schwester geseh’n.«
    »Was haste geseh’n?«, fragte ein anderer Typ.
    »Seine Schwester, Alter, war voll in der Glotze.«
    »Wieso?«, erkundigte sich ein dritter Jugendlicher.
    »Weil sie weg ist.«
    »Wie, weg?«
    »Ey, Alter, verschwunden.«
    »Echt?«
    »Ach, was, Scheiße, Mann, bestimmt ist die nur bei Zack.«
    Sam hatte bereits die Hand nach der Türklinke ausgestreckt, doch bei diesen Worten zuckte er zurück und fragte leise: »Wer ist Zack?«
    »Ey, die Schwuchtel kann ja reden.«
    Schon bereute Sam seine Frage und rechnete mit weiteren Hänseleien. Doch die Jungen schienen das Interesse an ihm verloren zu haben und plauderten wieder miteinander: »Glaubste, die ist bei Zack?«
    »Klar, Alter.«
    »Wie kommste darauf?«
    »Hat Zack dir nicht den Clip gezeigt?«
    »Ey, welchen Clip?«
    »Kann mir denken, was für ’n Clip.«
    Jemand kicherte. »Zack-Bums!«
    Der Rest stimmte in das Lachen ein. Feixend bohrte einer der Typen den Zeigefinger in die Faust. Ein anderer beulte die Wange von innen mit der Zunge aus. Sam begriff nicht, was an diesen Gesten witzig sein sollte. Er wusste allerdings auch nicht, wer dieser Zack war, seine Schwester hatte den Namen nie erwähnt. Sam nahm all seinen Mut zusammen und fragte: »Wer ist Zack?«
    Doch seine Stimme ging im Schulgong unter. Grölend drängten die Jungen an ihm vorbei zum Eingang. Sam war überzeugt, Harry Potter und Bart Simpson hätten sich ihnen in den Weg gestellt. Aber Sam war keiner von beiden, nur ein Zwerg, eine Schwuchtel , die hilflos auf dem Pausenhof stand, der sich nach und nach leerte.
    Sam lief zurück zur Bushaltestelle und stellte sich die Frage: Wer ist Zack?
    Lisa wälzte sich auf den Rücken. Das alles ist nicht wahr! , dachte sie.
    Zwar hatte der Kopfschmerz nachgelassen, aber jetzt pochte die Wunde an ihrer Schläfe. Fast noch schlimmer fühlten sich allerdings ihre Muskeln und Gelenke an, in denen es kribbelte, als marschierten Ameisenkolonnen durch sie hindurch.
    Lisa legte sich auf die Seite, gleich danach auf den Bauch. Doch wie sie sich auch drehte, auf den kalten Fliesen war es unmöglich, eine halbwegs erträgliche Lage zu finden. An

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