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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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nicht sein, dass … dass …«
    »Laura, es ist gerade wirklich …« Ihr Schwager fluchte. »Das ist doch da nicht etwa … O nein …«
    »Frank«, rief sie beunruhigt. »Was ist los?«
    Er hatte aufgelegt.
    Alex spurtete hinterher. Aber Zack war jünger und besser in Form. Leichtfüßig stürmte er über die Straße und durch das hüfthohe Unkraut einer Brachfläche. Während er rannte, zog er einen Plastikbeutel aus der Hosentasche und warf ihn zwischen die Brennnesseln und Disteln. Als hätte er einen schweren Ballast abgeworfen, gewann er kurz darauf an Geschwindigkeit.
    Alex wollte die Verfolgung bereits aufgeben, als der Junge vor ihm ins Stolpern geriet. Er ruderte mit den Armen, dann verlor er sein Handy. Er fluchte, hielt sich aber auf den Beinen und sprintete weiter. Jetzt war Alex ihm dicht auf den Fersen. Brennnesseln schlugen ihm gegen Schenkel, Hände und Arme. Gizmo überholte ihn und sprang ihm zwischen die Beine. »Nein, Gizmo!«
    Alex strauchelte, knallte auf die Knie. Das Jucken der Brennnesseln wich dem Schmerz. Doch Alex achtete nicht darauf, beobachtete stattdessen, wie der Retriever auch Zacks Weg kreuzte. Dieser stürzte über den Vierbeiner und landete mit dem Gesicht voran in einem Brombeerstrauch.
    Um Atem ringend befreite Alex den Jungen aus dem dornigen Gestrüpp.
    Zack jammerte, während er sich die Stacheln aus den Wangen zupfte. Blut tropfte auf sein Shirt. »O Scheiße, ich blute, ich brauche …«
    »Gar nichts brauchst du«, sagte Alex.
    »Ey, Scheiße, was wollen Sie von mir?«
    »Sag mir, wo Lisa ist!«
    »Hä? Wer?«
    »Du weißt genau, wen ich meine.« Alex packte Zack am Kragen. »Ist sie bei dir?«
    »Wer? Wer ist bei mir? Ich habe keine … Oder meinen Sie die, die im Fernsehen war? Die kenn’ ich nicht.« Er holte ein Tempo aus seiner Hosentasche und wischte sich das Blut von Kinn und Wangen.
    Seine kurzgeschorenen Haare, die hohe Stirn und die vorstehenden Wangenknochen formten ein markantes Gesicht, das trotz der zerschrammten Haut auf eine besondere Art hübsch war. Es war offensichtlich, weshalb er jungen Mädchen gefiel. Doch Alex entsann sich Bens Worte. Ein übler Bursche, hat Drogen an die Kids im Club vertickt. »Was war in der Tüte, die du gerade weggeworfen hast? Gras? Pillen?«
    »Keine Ahnung, was Sie …« Er wollte sich losreißen.
    Alex hielt ihn zurück. Paul schlug sich einen Pfad durch das Gestrüpp. Kurz darauf hielt er ein Handy hoch. »Sieh mal, was er verloren hat.«
    »Das ist meins.«
    Paul klickte durch das Menü des Mobiltelefons. »Und jetzt guck dir das mal an!«
    Ein verwackeltes, grobkörniges Video flimmerte über den Handybildschirm. Trotz der Pixel war ein junges Mädchen zu erkennen. Sie hatte lange schwarze Haare, war hübsch – und sie war nackt in irgendeinem Keller an ein Bettgestell gefesselt, ihr Blick entrückt, ihre Bewegungen benommen, wie unter Drogen. Alex schnappte das Telefon und hielt es dicht vor Zacks Augen. » Das ist Lisa!«
    »Leck mich!« Zack rieb sich mit einem Taschentuch über den Mund.
    »Wie du willst.« Alex klickte das Filmchen weg, entdeckte aber im Menüordner noch mehrere solcher Dateien. »Dann rufen wir jetzt die Polizei.«
    Zack brummte in sein Taschentuch.
    »Was? Ich hab’ dich nicht verstanden.«
    »Ja«, nuschelte Zack. »Das ist Lisa.«
    »Ist sie bei dir? Oder bei deinen Freunden? Sag schon, wo ist sie?!«
    »Ey, Scheiße, ich sagte doch, ich hab’ keine Ahnung, wo sie steckt.«
    Alex hielt das Handy hoch. »Und was ist das ?«
    »Ey, das hat sie gewollt, das hat ihr Spaß gemacht.« Zack bemerkte die skeptischen Blicke der beiden Männer. »Doch, ehrlich, ich schwör’s. Außerdem ist das schon alt, gucken Sie aufs Datum …«
    Alex klickte sich durchs Menü. Das Video war tatsächlich bereits zwei Monate alt. »Trotzdem: Was hattest du mit Lisa zu schaffen?«
    »Sie … also wir … wir hatten was. Aber, Scheiße, ey, das ist vorbei. Schon seit sieben oder acht Wochen oder so.«
    »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Ich weiß nicht, vor ein paar Tagen und …«
    »Alex«, unterbrach Paul ihn.
    Alex beachtete ihn nicht. »Und am Freitag?«
    »Ja, ey, wir hatten uns am Freitag verabredet, sie wollte noch ein paar Klamotten holen, die sie in meiner Bude vergessen hatte, aber dann … Ey, Scheiße, ich hab’ fast den ganzen Abend auf sie gewartet, aber sie ist nicht gekommen und …«
    Ein Telefonklingeln ließ ihn verstummen. Alex nahm sein Handy in die Hand und

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