Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
einen Verbrecher. Doch das konnte ihm gleichgültig sein. Denn das Wichtigste war, wie Frank Theis gesagt hatte: Das mit Ihrer Bestie, das hat sich ja jetzt wohl erledigt.
    Seltsamerweise verspürte Alex keinerlei Erleichterung. Er konnte nicht sagen, warum. Er nahm sein Handy und wählte Schöffels Nummer. Sein ehemaliger Kollege verlor nicht viele Worte. »Unter der Adresse, die du mir gegeben hast, existiert kein Arthur Steinmann. Hat nie existiert.«
    »Ich weiß.«
    »Ach?« Schöffel klang pikiert. »Auch in unseren Datenbanken finde ich nichts über einen Arthur Steinmann. Ist auch als Pseudonym oder so nie in Erscheinung getreten.«
    »Scheiße.«
    »Anders verhält es sich mit der Telefonnummer. Die ist echt. Sie gehörte einem Kinderheim in Altglienicke«, sagte Schöffel.
    »Gehörte?«
    »Vorletzte Nacht gab es dort ein Feuer. Brandstiftung. Der Täter hatte nachts unterm Dach Benzin vergossen, danach einen Kanister mit einem Tauchsieder erhitzt. Zum Glück gab es weder Tote noch Verletzte. Die Kinder sind jetzt erst einmal in den umliegenden Einrichtungen untergebracht.«
    »Hat man den Brandstifter erwischt?«
    »Nein.«
    Ein Kinderheim, zerstört durch einen Brand, und das erst vorletzte Nacht , dachte Alex und verspürte ein nervöses Brennen in der Magengrube. Er beobachtete, wie Zack auf der Rückbank eines Polizeiwagens Platz nahm. Irgendetwas passte hier nicht zusammen. »Da ist noch was«, sagte Schöffel. »Es gab dieser Tage eine Anfrage. Zu deiner Person.«
    »Ich weiß, das ist …« Alex hielt inne.
    Ein Wagen bremste neben ihm. Ein schwarzer VW Touareg. Dessen Fondtür klappte auf. Wie ein Buddha thronte ein kleiner Mann auf der Rückbank, Bauer Schulze. Er winkte mit der Hand.
    »Es geht um ein verschwundenes Mädchen«, sagte Schöffel.
    »Ich erklär’s dir ein anderes Mal«, erwiderte Alex, beendete das Telefonat und machte einen Schritt auf den SUV zu. »Schulze, versuchst du, mich einzuschüchtern?«
    »Ich? Wieso sollte ich?«
    »Was willst du?«
    »Wir müssen reden.«
    »Alex?« Paul trat zu ihnen. »Alles in Ordnung?«
    »Fahr du schon mal vor. Und nimm Gizmo mit.«
    »Und was ist mit dir?«
    Alex kletterte in den Fond des SUV . »Schulze bringt mich heim.«
    Sam folgte dem Waldweg bis zum Grillplatz. Dort blieb er stehen. Plötzlich war seine Entschlossenheit, die er im Club noch verspürt hatte, wie weggeblasen. Etwas knackte. Er fuhr herum. Da war niemand, der ihm auflauerte. Er gab sich einen Ruck, ließ die morschen Sitzbänke hinter sich und kämpfte sich vor ins Unterholz. Immer wieder erschrak er. Äste brachen. Laub knisterte. Vögel flogen mit einem Kreischen aus den Bäumen auf. Jedes Mal stellte er fest, dass er selbst es war, der die Geräusche erzeugt oder die Tiere aufgescheucht hatte. Er bemühte sich, das Knacken und Knirschen so gut es ging zu überhören, und konzentrierte sich auf den Weg. Es fiel ihm schwer, den Pfad zu finden, den die alte Hexe am Vorabend eingeschlagen hatte. Es war dunkel gewesen, neblig noch dazu, außerdem war er erfüllt von Angst und Verzweiflung gewesen. Es gab Dutzende Lichtungen in der direkten Umgebung des Waldes und nicht wenige davon in unmittelbarer Nähe des Grillplatzes. Es würde Tage dauern, sie alle abzusuchen. Ihn verließ der Mut.
    Doch dann bemerkte er Stoffreste, die an einem Zweig flatterten. Dunkelblauer Stoff, der zweifellos von seinem Pullover stammte. Ein paar Meter weiter flatterten noch mehr Fetzen. Er war auf dem richtigen Weg. Plötzlich glaubte er die Gegend wiederzuerkennen. Er kam seinem Ziel näher. Mit jedem Schritt wurde er langsamer. Angst stieg wieder in ihm auf. Was, wenn das auf der Lichtung tatsächlich das war, was er glaubte? Wollte er das wirklich sehen?
    Ein junges Mädchen. Ihre Schönheit. Ihr Schmerz.
    Die Bäume gaben den Blick frei.
    Der Touareg gewann rasch an Fahrt. Alex wurde in das Sitzpolster gepresst. Er legte den Sicherheitsgurt an.
    »Sicher ist sicher.« Ruprecht Schulze entblößte zwei Zahnreihen, was wohl so etwas wie ein Lächeln bedeuten sollte, und tippte dem Fahrer auf die Schulter. »Nicht so schnell, Lukas, wir haben Zeit.«
    Lukas drosselte das Tempo.
    »Mein Sohn Lukas«, sagte der Landwirt. »Manchmal ist er ein bisschen unbeherrscht. Kennt ihr euch?«
    »Nein«, entgegnete Alex. »Ich glaube, er hatte es sehr eilig gestern Abend.«
    Lukas’ stechender Blick traf ihn im Rückspiegel. Schulzes Sohn war nicht so klein und aufgebläht, und auch die blutroten

Weitere Kostenlose Bücher