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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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möchtest.«
    Vielleicht wäre das tatsächlich das Beste. Einem Erwachsenen würde sein Onkel ganz sicher mehr Gehör schenken. Sam öffnete den Mund, um ihm von letzter Nacht zu erzählen.
    »Ah, entschuldige.« Ben schlug sich gegen die Stirn. »Ich muss nachher weg. Ich bin doch die nächsten drei Tage auf einem Seminar.«
    Sam ließ den Kopf hängen.
    »Hey, Kopf hoch«, sagte der Betreuer. »Sei stark. Vor allem für deine Mutter. Sie braucht dich, ganz besonders jetzt. Und du wirst sehen – niemand will dich ins Heim schicken.«
    Sam ließ sich Bens Worte durch den Kopf gehen. Ben hatte recht. Ich muss stark sein. Er legte das Brot beiseite, stand auf und ging zum Ausgang.
    »Was hast du vor?«, fragte der Betreuer verwundert.
    Sam öffnete die Tür. »Jetzt weiß ich, was ich tun muss.«
    Alex klappte die Sonnenblende herunter, als sich Lücken in den Wolkenfeldern auftaten und die Sonne zum Vorschein kam. Es wurde warm im Peugeot.
    Paul hielt am Straßenrand. »Bist du mir böse, dass ich dich begleite?«
    »Hättest du mir sonst dein Auto gegeben?«, fragte Alex zurück.
    Sein Freund zuckte mit den Schultern. »Jetzt stell dir vor, wir sind es, die die kleine Theis finden, noch bevor die Polizei …«
    »Paul«, unterbrach Alex ihn. »Was mich wirklich sauer macht ist, dass du nicht ein Mal vergessen kannst, dass …«
    »Also bitte!« Paul lachte. »Du darfst dich mal gar nicht beschweren.«
    Wortlos verließ Alex den Wagen. Gizmo sprang von der Rückbank, stürmte zur Hecke, schnüffelte und hob sein Bein. Hechelnd folgte er seinem Herrchen. Dessen Verstimmung verrauchte auf dem Weg zu einem kostspieligen Neubau.
    Warum ist dir das so wichtig mit der Theis? , tönte Bens Stimme durch Alex’ Kopf. Wenn dieser Zack tatsächlich an dem Verschwinden von Lisa Theis beteiligt war, dann hatte Alex sich von Anfang an geirrt.
    Zack mochte älter sein und dank seiner Eltern – und als Drogendealer – über genug Geld für kostspielige Geschenke verfügen, aber ein kaltblütiger Killer war er nicht. Als die Mordserie vor drei Jahren begonnen hatte, war er erst fünfzehn Jahre alt gewesen.
    Das würde das Verschwinden von Lisa Theis für ihre Mutter zwar nicht einfacher zu begreifen machen, und es erklärte Alex ebenso wenig das Auftauchen dieses ominösen Steinmann, dessen Briefe und die Zeitungsausschnitte. Trotzdem gestattete Alex sich, ein wenig erleichtert zu sein. Das Wetter bestärkte ihn darin. Die Sonne ließ die weiß getünchte Fassade der Villa erstrahlen. Alex klingelte, aber niemand öffnete.
    »Wäre auch zu leicht gewesen«, brummte Paul, »wir sollten … Hey, Mann, wohin willst du?«
    Alex eilte zu einem Nachbarhaus. Buchen säumten in Abständen den Weg, bei jedem seiner Schritte hörte er Bucheckern unter seinen Schuhsohlen knacken. Eine Frau mühte sich mit ihrer kleinen Tochter und einem Kinderwagen die Stufen ihres Vorgartens hinab zur Straße. Im Buggy schrie ein Baby.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Alex.
    Die Frau lächelte dankbar. »Das ist nett.«
    Gemeinsam trugen sie den Kinderwagen hinunter auf den Bürgersteig. Die Frau war etwa um die vierzig. Ein blondierter Pagenkopf, silberne Ohrringe und ein Delphin-Tattoo am Oberarm ließen sie jedoch jünger wirken. Sie schaukelte sanft den Kinderwagen, und das Baby verstummte.
    »Geraldine«, ermahnte die Frau das kleine Mädchen, als es die Hand nach Gizmo ausstreckte. »Nicht den Hund.«
    »Der ist harmlos«, beruhigte Alex sie, »nur verfressen und verspielt.«
    Geraldine schaute bittend zu ihrer Mutter auf. Auf ihren Wangen klebten Schokoreste.
    »Na gut«, sagte die Frau. Zaghaft streichelte ihre Tochter den Retriever. »Ich hoffe nur, Ihr Hund mag kein Nutella.«
    »Auf keinen Fall«, versicherte Alex, »obwohl …«
    Geraldine juchzte, als Gizmo ihre Wangen abschleckte.
    »Gizmo, nein!«
    Der Retriever hielt inne, sah Alex an und neigte den Kopf. Das Mädchen kicherte, die Frau stimmte in das Lachen ein.
    Alex nutzte den unbefangenen Moment. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie frage … aber wir suchen Richard Zachowski.«
    Die gute Laune der Frau verflog. »Was hat er wieder ausgefressen?«
    »Er ist bekannt dafür?«
    »Das sollten Sie doch am besten wissen!« Sie musterte ihn. »Sie sind doch von der Polizei, oder nicht?«
    »Ja, ich weiß«, sagte er ausweichend, »die Beamten waren schon öfter da. Auch gestern? Oder vorgestern?«
    »Nein, vor zwei Wochen das letzte Mal.«
    »Wissen Sie, worum es dabei

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