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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Verästelungen auf Nase und Wangen waren nicht derart ausgeprägt wie bei seinem Vater. Dessen schlechte Laune allerdings hatte er zweifellos geerbt. Mit finsterem Gesicht manövrierte er den SUV aus Brudow hinaus. Eine Zeitlang herrschte Schweigen.
    »Soll das jetzt so was werden wie Scarface ?«, fragte Alex.
    »Wie was?«
    »Vergiss es.«
    Schulze legte ihm die Hand auf den Arm. »Dir mag ja zum Scherzen zumute sein …«
    »Das war kein Scherz.«
    Der Bauer zog die Hand zurück und schwieg erneut. Er betrachtete die Platanen, die ein Dach über der Landstraße bildeten. »Worüber willst du mit mir reden?«, fragte Alex. »Ich hab’ im Augenblick anderes um die Ohren, als hier mit dir eine Spazierfahrt …«
    »Ja, man hört so einiges.«
    »Was soll das heißen?«
    »Schon gut.« Schulze bleckte die Zähne. »Lass mich dir stattdessen von meinen Problemen erzählen.«
    »Danke, ich verzichte.«
    »Sie betreffen auch dich. Und die Elster .«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.«
    Der Landwirt strafte ihn mit einem tadelnden Blick. »Ich hab’ dir vor zwei Tagen gesagt, dass du dir die Sache mit Fielmeister’s  …«
    »Stopp!«, warf Alex ein. »Sei vorsichtig, bevor du Drohungen aussprichst.«
    »Sonst was? Du bist kein Polizist mehr. Du bist Wirt. Dorfwirt .« Es klang, als spräche er von einem Straßenkehrer oder Müllmann.
    Alex hatte genug gehört. »Sag deinem Sohn, er soll anhalten. Die letzten paar Meter laufe ich.«
    Lukas machte keinerlei Anstalten, anzuhalten. Sie passierten den Ortseingang Finkenwerdas. Der Touareg fuhr über die Dorfstraße bis vor die Elster . Paul wartete bereits am Straßenrand mit Gizmo, der an eine alte Birke pinkelte. Alex löste den Gurt und wollte aussteigen.
    Schulze hielt ihn am Arm zurück. »Da ist noch was.«
    »Dann beeil dich. Der Dorfwirt muss in seine Kneipe.«
    Der Landwirt lehnte sich zurück und faltete die Hände auf seinem ausladenden Bauch wie zum Gebet. Mit einem Mal begriff Alex, dass die Unterhaltung über Fielmeister’s und die Kneipe nicht der Grund war, weswegen Schulze mit ihm reden wollte.
    »Du weißt, dass wir gegenwärtig auf die Genehmigung für das Bebauungsgebiet Ost warten.«
    Alex hatte von dem Vorhaben gehört. Eine neue Wohnsiedlung sollte entstehen, auch ein Gewerbegebiet.
    »Harald möchte außerdem die alte Bäckerei erwerben, die seit fünfzehn Jahren leer steht. Er will sie auf Vordermann bringen und ein Restaurant eröffnen. Ich bemühe mich schon seit Monaten darum, einen Edeka in den Ort zu holen. Und Manfred hat für viel Geld das Bootshaus saniert. Es soll aufwärtsgehen mit Finkenwerda. Auch du wirst davon profitieren, deine Kneipe und …« Er grinste. »… deine Gurken.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Du verbreitest Unruhe.«
    Alex sah ihn fassungslos an.
    »So was spricht sich schnell herum.« Schulze schüttelte den Kopf. »Du weißt, das Dorf ist klein.«
    »Nicht mehr lange, wenn es nach euren Plänen geht.«
    Schulze machte eine Handbewegung, als würde er eine lästige Fliege verscheuchen. »Wir beide wissen doch, wie das ist mit den jungen Leuten, gerade hier auf dem Dorf. Zu Hause läuft’s nicht richtig, sie haben keine Lust mehr auf Mama und Papa, und dann hauen sie eben ab. In die Stadt.« Er sah nach vorne zu seinem Sohn. »Nicht, Lukas, du weißt, wovon ich rede, oder?«
    Lukas tippte ungeduldig gegen das Gaspedal. Der Motor heulte auf.
    »Und manchmal lernen die Mädels einen netten Typen kennen, völlig normal«, fuhr Schulze fort. »So ist es doch, richtig? Du als Polizist weißt das am besten.«
    »Entschuldige, aber – ich bin nur der Dorfwirt.«
    Die Äderchen in Schulzes Gesicht schwollen an. Er ballte die Hände zu Fäusten, wartete, bis sein Groll sich legte. »Und wie immer«, presste er zwischen den Zähnen hervor, »kehren sie nach ein paar Wochen zurück. Es gibt also keinen Grund, in Panik zu verfallen, alte Geschichten aufzukochen, du weißt schon, irgendwelche Geschichten aus der Stadt, in Berlin … eine Bestie und so.«
    »Okay, ich habe begriffen.«
    »Schön, und dann wirst du auch verstehen, dass es keinen Grund gibt, irgendwelche Journalisten hinzuzuziehen. Dein netter Freund …«, Schulze wies mit seiner dicken Pranke in Richtung Paul, »… ist ja auch eine von diesen Giftschleudern.«
    »Es sei denn, sie schreiben blumige Worte über das neue, hübsche Finkenwerda, das Restaurant, das Bootshaus und …«
    »Bist du jetzt fertig?«
    » Ich habe damit nicht angefangen.« Alex

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