Die Männer der Raumstation
mir nachträglich übel. Wir brauchen einige teure Einzelteile und Ersatzteile.«
»Nur zu«, erwiderte Ion. »Ich bringe die Buchführung in Ordnung und helfe dir dann. Anschließend räume ich in Deck I auf.«
Peer nahm einen der Blöcke, die neben vier kleinen Magneten auf der Unterseite eine Sohle aus Klettenstoff trugen, feinem Plastikgewebe, das nahezu auf jeder Unterlage haftet. »Unten« war in diesem Fall alles, was sich zwischen Deck V und Deck I erstreckte.
Seit dem 15. Dezember befanden sich die Freunde hier ... Während der ersten zwei Wochen hatten sie sich umgesehen und die Unterschiede zwischen den Plänen und der Realität festgestellt. Sie hatten notdürftig aufgeräumt und waren mit den beiden Pinassen Manöver geflogen. Dank dem erbarmungslosen Training Peers konnte Ion mit der Nereide virtuos umgehen. Die Handhabung eines Schleppers erforderte Umdenken in der Flugtechnik.
Man hatte sich eingelebt. Während der fünfzehn Tage bis zum Beginn des Januar waren die Tanks wieder aufgefüllt worden, die Maschinen wurden nachgesehen, die hydroponischen Tanks auf Deck V gereinigt und der Dreck von Filtern und Leitungen geklopft. Am ersten Januar hatte man offiziell die Station wieder eröffnet.
Ion war sicher, daß der Nettogewinn dieses Jahres zweimal zehntausend Dollar weit überschreiten würde. Wenn nichts dazwischenkam.
Jenes Schiff ...
Er schaltete das schwere Radio ein. Der Apparat verfügte über eine Einrichtung, die das laufende Programm ausblendete oder den Mechanismus einschaltete, wenn jemand auf der Notrufwelle sendete. Der gesamte Funkverkehr oberhalb der Planeten lief auf einer anderen Frequenz ab, und jeder Notruf, der innerhalb der sechs Planeten gesendet wurde, erreichte die Station mit ihren schweren Spezialantennen. Jetzt aber hörte Ion die Nachrichten, die Circumterra U Thant vom Planeten empfing und in den Raum abstrahlte, zur Freude müder Schiffsfunker.
Peer lief durch die Station, und Ion notierte die Vorräte, die ergänzt werden mußten. Dann ging er hinaus und überließ das schmutzige Geschirr dem Spülautomaten. Ion bewegte sich, nachdem er sorgfältig das Schott der Bürotür verschlossen hatte, den schmalen Gang entlang nach links. Die Sicherheit, die keine Sekunde außer acht gelassen werden durfte, machte mitunter viel Arbeit. Die Schritte des Mannes wurden durch den hochflorigen, antistatischen Teppich gedämpft. An den Wänden war Isoliermasse gespritzt worden, die Druckunterschiede von sechs Atmosphären aushielt. An der Decke befanden sich in unregelmäßigen Abständen viereckige Leuchtkörper. Sämtliche Leuchtelemente abzumontieren und zu reinigen, hatte die beiden Männer drei Tage Arbeit gekostet. Dann war das Innere des Asteroiden wieder freundlich und hell gewesen.
Ion kontrollierte die Füllung der Sauerstoffzylinder, die zwischen den Beleuchtungskörpern befestigt waren und drehte dann den Riegel seiner Wohnungstür auf. Unzählige Maßnahmen gewährleisteten ein Optimum an Überlebenschancen.
Ion trat in eine kleine Garderobe, in der zwei durchgesehene Raumanzüge, zwei Leichtmetallhelme mit Funkeinrichtung und ein Trainingsanzug hingen. Ion zog sich um und ging dann, um weiter aufzuräumen.
Seine Gedanken waren bei dem ovalen Schiff, hoch über ihm.
Wer wartete dort? Vielleicht war dies die eigentliche Gefahr des Alls, das er, Ion Sandage, so liebte. Er zuckte die Achseln und ging weiter.
4
Ariel ...
Noch vor wenigen Jahrhunderten fand man diesen Namen an anderen Stellen; dort, wo er zuerst geprägt worden war. Wer aber wußte heute wirklich, wer oder was Ariel war? Man dachte nicht mehr an Shakespeare.
Ariel war der zweite Mond des Planeten Uranus. Vierhundert Kilometer Durchmesser – Umlaufzeit 2,25 Tage – 192 000 Kilometer mittlerer Abstand vom Planeten. Entdeckt von Lassell im Jahre 1851. Das war Ariel.
Oder: Nereide ... Enceladus ... Kallisto, Rhea ...
Triton, Dione, Io, Phobos ...
Der ausmeßbare Horizont des Menschen hatte sich um Millionen Kilometer vergrößert. Glücklicher war dadurch niemand geworden, aber ist es Sache des Fortschritts, glücklicher zu machen? Unter gewaltigen Opfern hatte sich der Homo sapiens aufgemacht, einen Weg ins All zu finden. Entlang dieses Pfades trieben die gefrorenen Leichen der Pioniere, trieben die ausgeglühten Wracks, die von Lichtdruck, Abdrift und verbliebener Eigengeschwindigkeit in Sonnennähe schwebten oder aus dem System drifteten.
Zuerst: Der Mond.
Dann errichtete man
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