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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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unmittelbar nach der Circumterrastation den Hohlspiegel, der in einem stabilen Orbit hoch über der Erde kreiste, die Sonnenstrahlen auffing und in den Mittelpunkt konzentrierte, wo ihre Energie zu mehr als fünfundneunzig Prozent verwandelt wurde. Ein Laserstrahl stach hinunter und wurde aufgefangen; ein Elektronenhirn und Treibsätze, die auf der Rückseite dieser Kunststoff schale angebracht waren, hielten die Winkel zur Sonne und zur Erde konstant. Die Abweichungen durften einige Zentimeter nicht übersteigen. Von der Empfangsstation aus liefen die unterirdischen Kabel, die elektrische Energie über den gesamten Erdball brachten. Schlagartig hörten die meisten Kamine zu qualmen auf.
    Wieder riß man den Grenzpflock heraus und versetzte ihn.
    Um 227,80 Millionen Kilometer.
    Mars. Kuppelbauten wurden errichtet, nachdem man die toten Pioniere im roten Sand verscharrt hatte. Man richtete Stationen auf Phobos und Deimos ein, den Marsmonden. Dann stieß man durch die Wolken der Venus. Die Erde glaubte man schon zu kennen, aber man übersah dabei einige Zeichen, die wichtig waren. Merkur wurde betreten. Überall blieben Männer zurück, maßen und zeichneten, photographierten, krochen durch die Oberflächenstrukturen fremder Welten, starben oder überlebten. Der Weg des Menschen im All war buchstäblich mit Leichen gesäumt. Aber – es war ein Krieg des Geistes gegen die Natur, kein Krieg der Menschen untereinander. Der erste Krieg, in dem die Feldherrn auch starben, wenn es sich ergab.
    Die Sekundärkommandos kamen mit verbesserter Ausrüstung und mehr Überlebenschancen. Sie richteten sich ein, wie sich nur ein Mensch einrichten kann: Sie krallten sich mit Stahl, Laserstrahlen und Dynamit ein. Sie waren gekommen, um zu bleiben und um weiterzuleben, um zu zeugen und die Kolonien zu vergrößern. Überall. Auf dem Mond, auf den Stationen, auf Mars, Venus, Merkur, einigen Asteroiden des Gürtels, den Jupitermonden ... der nächste Sprung wurde mit ungleich größerer Sorgfalt vorbereitet.
    Sie lernten schnell, diese Menschen. Tote waren ihre Lehrmeister.
    Eine Flotte von hundert Schiffen fiel, gleich stählernen Heuschrecken, auf die neun Saturnmonde nieder. Die Kolonien, die entstanden, wurden nach den ersten Toten benannt. Auf diese Weise kamen ein Schiffskoch, ein Astrogator, ein Kapitän, ein Schiffsjunge und eine Biologin zu Ehren, die Jahrtausende andauern würden. Was ihren Tod weder angenehmer noch ungeschehen machte.
    Hunderte Opfer fraß der Asteroidengürtel.
    Noch heute schweben Wracks unentdeckt zwischen den Trümmern. Der Saturn wurde in den Rahmen einer gigantischen Kolonisationswelle einbezogen. Der Planet schwebte, umgeben aus einem dreigeteilten Ring von Eisbrocken und neun Monden hinter dem Asteroidengürtel. Aus den hundert Schiffen wurden zweihundert. Dann, nach den unterirdischen Bauten in der Schwerkraft, die nur etliche Hundertstel mehr betrug als die der Erde, kam nach Saturn die große Pause. Abgesehen von einigen wissenschaftlichen Expeditionen nach Uranus, Neptun und Pluto, verharrte die Menschheit in dieser Pause. Es war, als hole sie tief Atem, um mit Hilfe eines zweiten, größeren Photonenspiegels zu den Fixsternen vorzustoßen; entsprechende Pläne bevölkerten bereits die Seiten von illustrierten Zeitschriften.
    Die Pause dauerte schon sechsundzwanzig Jahre.
    Immer mehr Menschen verließen die Erde, ohne daß es jemand im Stoßverkehr der Städte merkte. Nur in den Suburbs oder in den weißen, fünfzehnstöckigen Wohnmaschinen blieben Häuser oder Appartements länger leer. All jene, die entweder zu schlecht bezahlt wurden oder ein zu langweiliges Leben führten, wanderten aus. Für Mädchen und Frauen, die nicht sonderlich hübsch waren und das Geld für kosmetische Verschönerungen nicht hatten, waren die Chancen reines Gold. Im Asteroidengürtel wurde ein Frau mit Uranerz aufgewogen.
    Die Menschen zogen von der wärmenden Sonne weg und lebten in Höhlen (Mond und Merkur), in gewaltigen Druckkuppeln (Mars, Venus und Ganymed), in Eiskavernen (Europa und Io), in jeder Form von Schutzeinrichtungen, die der Mensch ersonnen hatte, um gegen das feindliche, luftleere All bestehen zu können. Und die Kolonien wuchsen unaufhörlich.
    Siebenundvierzig Kolonien, zwanzig davon im Gürtel zwischen Mars und Jupiter.
    Terra mal siebenundvierzig.
    Transporte gingen hin und her. Wasser, Sauerstoff und Nahrungsmittel. Elektronische und elektrische Geräte, Maschinen und Robots, die rund waren,

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