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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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bestimmt drei Magengeschwüre angeärgert, weil wir alle Ihre Prognosen umgeworfen haben. Stimmt's?«
    Colonel Bondy Cuiper nickte.
    Er spielte nervös mit den Fransen der Tischdecke. Er hatte nicht mehr die saubersten Finger und machte einen großen Ölfleck in das Gewebe. Hätte er geahnt, daß diese Decke von einem der hundert Planeten Moodgeegalees stammte, die Reaktion wäre unvorstellbar gewesen.
    Ion beobachtete den kleinen Colonel ruhig.
    Bondy Cuiper war einhundertdreiundsechzig Zentimeter groß, schmal in den Schultern und schmal in den Hüften. Sein dunkelblondes Haar fiel in einer Strähne in die Stirn, die Augen waren die eines alten Mannes. Unglücklicherweise besaß Cuiper einen vorzüglichen Verstand und das cholerische Temperament, das ihn viele Sympathien kostete. Er hatte es nicht leicht, aber er machte es auch niemandem leicht. Die gepflegten Finger zupften noch immer nervös an den Fransen der Decke.
    »Es scheint Ihnen nicht leichtzufallen, mich etwas zu fragen«, stellte Ion ungerührt fest. »Haben Sie Hemmungen?«
    Cuiper sprang auf und hieb mit der Faust auf den Tisch. Dann rief er:
    »Können Sie sich nicht vorstellen, in welcher Lage ich bin? Ich habe mitangesehen, wie jeder Mann, der diesen verdammten Asteroiden bevölkert hat, irre wurde. Ich habe immer neue Männer hier hinaufgeschickt. Alle kamen sie mit einem Dachschaden wieder. Und jetzt begegnen Sie mir, Sie und Ihr glatzköpfiger Freund, und beweisen ...«
    Ion grinste.
    »Sagen Sie nichts gegen Peers defekte Lockenpracht«, sagte er. »Jedes einzelne Haar ist aus einem plausiblen Grund ausgefallen. Sie werden am Wirbel auch schon etwas kahl, Sir!«
    Cuiper griff bestürzt an den Kopf, fühlte keine kahle Stelle und sah in den Augen Ions, daß er wieder auf einen Scherz hereingefallen war. Er schüttelte den Kopf und fuhr fort:
    »... haben mir bewiesen, daß es möglich ist, lange Zeit ohne Schaden hier zu sein, die Arbeit erstklassig zu tun, noch obendrein Dinge zu erfinden, an die nur Phantasten geglaubt hatten ... und so weiter. Bleiben Sie das nächste Jahr auch noch hier?«
    Ion glaubte sich verhört zu haben.
    »Sie meinen '90?« fragte er und hielt die Hand hinter sein Ohr.
    »Ja, meine ich«, sagte Cuiper. »Diese Leute, die wir ausbilden, weigern sich noch immer, hier Dienst zu tun. Sie haben zuviel gehört von den Irren, die wir holten und zu wenig von Ihnen.«
    »Nein, Colonel«, sagte Ion ohne jeden Sarkasmus. »Wir haben hier genug gearbeitet und auch mehr als genug verdient. Wir legen uns auch recht gern einmal in die Sonne oder ins Gras. Wir kündigen hiermit am einunddreißigsten Dezember. Haben Sie das offiziell zur Kenntnis genommen? Immerhin können Sie Ihren jungen Leuten von uns erzählen, was Sie gesehen und erlebt haben. Es ist ja alles richtig. Und – holen Sie einige unserer Kunden als Zeugen. Sie werden die Befürchtungen Ihrer tapferen Jungpolizisten zerstreuen können. Unsere Zeit läuft in hundertneunzehn Tagen ab.
    Das ist endgültig.«
    Sie sahen sich an, schweigend und nachdenklich.
    »Nichts mehr zu machen, Mister Sandage?«
    Ion schüttelte schweigend den Kopf. »Nein. Nichts mehr geht.«
    »Ich kann es nicht ändern. Ich habe alles versucht, aber ich konnte es nicht ändern«, sagte Cuiper dumpf. »Man wird mich lynchen, wenn ich ohne positives Ergebnis zurückkomme. Aber ich verstehe Ihren Entschluß. Ich würde an Ihrer Stelle nicht anders handeln. Entschuldigen Sie.«
    »Bitte. Wir sind nicht nachtragend.«
    »Schön. Aber die hundertneunzehn Tage bleiben Sie noch hier?« fragte Cuiper noch einmal.
    »Ja«, sagte Ion und füllte die Tassen erneut. »Wir bleiben, wie schon gesagt, bis Mitternacht des einunddreißigsten Dezember. Dann wird hier ein Passagierschiff anlegen, denn wir befinden uns in Marsnähe, wenn unser Komputer nicht streikt und mir einen falschen Rat gegeben hat. Vom Mars fliegen wir mit der Julius Cäsar zurück zur Erde.«
    Bis der Pilot und Peer kamen, saßen die beiden Männer da und schwiegen.
    Dann verabschiedete sich Cuiper und ging. Er hatte viel von seiner Selbstsicherheit und noch mehr von seinem aufgeregten Wesen verloren. Er und der Pilot schwebten, nachdem sie sich von den Männern in der Schleuse verabschiedet hatten, hinüber zur Hyperion.
    »Kann ich ablegen?« fragte der Pilot durch die Funkanlage.
    »Sie können ablegen. Feuern Sie bitte noch nicht mit Düsen Vier bis Neun – die Wandungen sind zu nahe. Ende?«
    »Ende!«
    Dann, ohne die Lautstärke zu

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