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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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ihnen an, für alles, was er zur Verpflegung seines Heeres benötigte, das Doppelte des üblichen Preises zu zahlen. Ihr Argwohn, daß dies eine List sei, mit der Sven sie aus ihren schwer zugänglichen Verstecken locken wollte, wandelte sich in Erstaunen, als er tatsächlich Wort hielt. Dadurch gewann er bei den Bewohnern dieser Gegend so großes Ansehen, daß man ihn dort noch zu Haralds Lebzeiten zum König ausrief.
    Einige Tage darauf liefen sechzehn Langschiffe und eine Anzahl unbeladener Knorre in den Limfjord ein. Als erster kam Torkel Wurmfraß an Land und erkannte sogleich mit dem Blick des erfahrenen Heerführers, daß Sven über eine Streitmacht verfügte, die Aethelreds Heer an Schlagkraft überlegen war. Daher empfahl er Sven, zunächst mit einem Teil seines Heeres nach England überzusetzen und den anderen später nachkommen zu lassen. Wenn sie in begrenzter Zahl auftrete, falle es Aethelred leichter, sich an den Anblick der kriegslüsternen Horde zu gewöhnen. Denn im Unterschied zu den Dänen sei der englischeKönig ein feinfühliger Mann und demzufolge ein wenig schreckhaft.
    »Nicht aus Rücksicht auf Aethelreds zartes Gemüt, sondern aus Achtung vor dir will ich deinen Rat befolgen, Torkel«, schmunzelte Sven. »Allerdings nur zum Teil. Während also die eine Hälfte meines Heeres mit dir nach England übersetzt, wird die andere auf unseren eigenen Schiffen nach Norden fahren und die Pikten von See her angreifen.«
    Dies, gab Torkel zu bedenken, dürfte König Aethelred kaum von der Sorge befreien, zu viele Dänen im Lande zu haben.
    »Mein Verwandter hat mich um Hilfe ersucht«, entgegnete Sven, wobei er sich unverfroren an Haralds Stelle setzte. »Es ist nicht meine Art, mich in solchen Dingen kleinlich zu zeigen.«
    So wurde das Heer auf die einzelnen Schiffe verteilt, und als sich ein günstiger Wind erhob, ließ Sven die Anker lichten. In langer Reihe glitten die Schiffe durch die schmale Mündung des Limfjords auf das Meer hinaus. Im Morgengrauen schwenkte ein Teil unter Odinkars Befehl nach Norden ab, während die übrigen weiter auf Westkurs blieben. Der stürmisch auffrischende Wind trieb die Schiffe schnell der englischen Küste entgegen, und bald durchpflügten sie das braune Wasser einer Flußmündung. Ein Stück weiter flußaufwärts war eine von dichtem Wald umsäumte Bucht. Die Segel, eben noch prall gebläht, erschlafften jäh, und ungewohnte Stille umgab sie, als die Schiffe über kreischende Kiesel aufgelaufen waren.
    »Ist es hierzulande nicht Brauch, daß man einen Verwandten willkommen heißt?« fragte Sven, während er an Land ging.
    »Der König erwartet dich in einem Kloster, eine halbe Tagereise von hier«, antwortete Torkel Wurmfraß. »Doch es wäre ratsam, ihn zunächst mit kleinem Gefolge aufzusuchen, um ihm unnötige Aufregung zu ersparen.« Nun pfiff er auf zwei Fingern, woraufhin einige Knechte mit fünf Pferden aus dem Wald hervortraten.
    »Du machst es mir leicht auszurechnen, wie groß mein Gefolgesein darf, Torkel«, sagte Sven belustigt. »Erlaubst du mir zumindest, diese vier selbst auszuwählen?«
    »Da ich dich zu begleiten gedenke, wären es nach meiner Rechnung drei«, entgegnete Torkel und deutete durch ein Achselzucken an, daß er auf höhere Weisung handle.
    »Dann werde ich, um dir einen Gefallen zu tun, nur diese beiden mitnehmen«, sagte Sven, indem er auf Skarthi und Björn deutete. »Das dritte Pferd soll die Geschenke tragen, die ich Aethelred überreichen will.«
    Der Wald mit seinen gewaltigen Buchen und dem fast undurchdringlichen Unterholz erinnerte Björn an jenen, den er als Knabe durchstreift hatte. Und vollends fühlte er sich in das Land seiner Kindheit zurückversetzt, als sie jenseits des Waldes durch eine fruchtbare Hügellandschaft ritten, mit Bauminseln hier und dort, in denen sich Höfe und kleinere Dörfer verbargen.
    Um die Mittagszeit machten sie Rast auf einem Bauernhof. Die Mägde brachten ihnen Fladenbrot und Milch; der Bauer hingegen blieb mißtrauisch in der Tür stehen, bis er sich vergewissert hatte, daß die Fremden nichts Böses im Schilde führten. Nun trat er zu ihnen und redete sie in einer Sprache an, die Björn verstand, wenngleich sie Wendungen enthielt, die bei ihm daheim nur noch alte Leute gebrauchten. Als der Bauer jedoch hörte, daß Sven der Sohn des Königs von Dänemark war, erstarrte er vor Schreck und forderte sie mit barschen Worten auf, sich davonzuscheren, denn kein Volk habe in diesem Land schlimmer

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