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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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meinem Sohn nicht nachzutragen, will ich noch ein übriges tun und dich reichlich belohnen, sei es mit Geld oder, wenn dir dies lieber ist, indem ich dir zu einem hohen Amt verhelfe.«
    »Gibst du mir Bedenkzeit, Herr?«
    »Wozu?« fragte der König. »Ich habe dir einen Auftrag erteilt, und da dir keine andere Wahl bleibt, als ihn auszuführen: Was willst du noch bedenken?« Er legte den Dolch in Björns Hand und zog ihn so nahe an sich heran, daß Björn seinen fauligen Atem roch.
    »Ich weiß, du liebst mich nicht«, fuhr der König fort. »Das wundert mich um so weniger, als ich selbst an mir nichts Liebenswertes entdecken kann. Du hingegen hast es verstanden, meine Zuneigung zu gewinnen. Deshalb vergiß nie, daß du mein Mann bist. Es wäre sehr schmerzlich für mich, wenn du es vergäßest. Weil ich dich dann umbringen lassen müßte, Björn Bosison.« Dabei lächelte er, und wenn Björn später von diesem Gespräch erzählte, versäumte er nie, Haralds Lächeln zu erwähnen, das, statt zu besänftigen, die Entschlossenheit habe ahnen lassen, mit der der König seine Drohung in die Tat umsetzen würde.
    Am nächsten Tag ließ sich Björn bei Sven Gabelbart melden. Dieser empfing ihn mit merklicher Ungeduld, denn sein Heer befand sich im Aufbruch. Als Björn bat, mit ihm nach England fahren zu dürfen, gab Sven durch ein unwilliges Stirnrunzeln zu verstehen, daß dies der falsche Zeitpunkt sei, ihn mit einer Nichtigkeit zu behelligen. Enttäuscht über den kühlen Empfang schickte Björn sichan, das Zelt zu verlassen, doch da trat Skarthi ihm in den Weg und führte ihn vor Svens Tisch.
    »Björn Bosison bietet dir seine Dienste an«, sagte Skarthi. »Du solltest ihm eine Antwort geben.«
    »Was sagt mein Vater dazu?« fragte Sven. »Kann er seinen Glücksbringer entbehren?«
    »Er hat mich einen Abtrünnigen und Verräter genannt, als ich den Wunsch äußerte, dich nach England zu begleiten«, erwiderte Björn, den Blick fest in Svens Froschaugen gerichtet. »Nun nehme ich mir das Recht des freien Mannes zu gehen, wohin und mit wem es mir gefällt.«
    »Wie ich meinen Vater kenne, wird er alles daransetzen, mir in den Rücken zu fallen«, sagte Sven. »Deshalb wäre mir lieber, du bliebest bei ihm und hieltest mich über seine Pläne auf dem laufenden.«
    »Ich könnte mir denken, daß Björn ein solches Ansinnen für beleidigend hält«, warf Skarthi ein.
    »So ist es«, sagte Björn. »Daß der König mich einen Verräter schimpfte, kann ich verwinden, denn er sprach im Zorn und verbittert über das treulose Verhalten anderer. Wenn aber ein besonnener Mann wie du mich auffordert, ihm als Spitzel zu dienen, ist das eine schlimme Kränkung, Sven Haraldsson.«
    »Und was nun, Björn Hasenscharte?« schmunzelte Sven. »Willst du mich zum Holmgang fordern?« Svens Gefolgsleute lachten, nur Skarthi blieb ernst und sagte: »Wie könnte ein Mann von einfacher Herkunft den Sohn des Königs zum Zweikampf fordern?«
    »Sei froh, daß wir nicht gleichen Standes sind«, wandte sich Sven an Björn. »Denn das ist gewiß: Ich würde dich kurzerhand in Stücke hauen!«
    »Ich könnte dir von manchem Zweikampf erzählen, aus dem ich, obwohl das Gegenteil zu erwarten war, als Sieger hervorging«, sagte Björn. »Aber du wirst meine Geschichten nicht zu hören bekommen.« Damit wandte er sich zum Gehen.
    »Du bleibst, Björn Hasenscharte!« rief Sven.
    »Sag deinen Leuten, sie sollen mir den Weg freigeben«, erwiderte Björn, während er sich zwischen zwei stämmigen Leibwächtern hindurchzuzwängen suchte.
    »Von jetzt an stehst du in Sven Gabelbarts Diensten«, sagte Skarthi. »Tu also, was er dir befiehlt.«
    »Ich wollte dich nicht kränken, Björn Bosison«, sagte Sven. »Da es nun aber einmal geschehen ist, schulde ich dir Genugtuung.« Er schenkte ihm einen Rappen mit silberbeschlagenem Zaumzeug und einen Dolch. Als Björn diesen in seinen Gürtel steckte, fiel Skarthis Blick auf jenen, den Harald ihm gegeben hatte. Björn bedeckte ihn hastig mit seinem Mantel, aber als er in Skarthis Augen sah, lag in ihnen ein rätselhaftes Lächeln.

6
    AUF DER HEIDE VON YDBY, nahe der Stelle, wo er einige Wochen zuvor mit Skarthi an Land gegangen war, sammelte Sven Gabelbart sein Heer. Die Bauern waren mit ihrem Vieh und ihren Vorräten in die Wälder geflohen, weil sie aus Erfahrung wußten, daß Kriegsvolk nicht danach fragt, auf wessen Kosten es den Hunger stillt. Sven ließ sie jedoch von ortskundigen Männern aufspüren und bot

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