Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
Vom Netzwerk:
nicht,
    die auf der Irischen See kreuzen.
     
    »Ist es Zufall, daß Aethelred uns in Gesellschaft dieses Wahnsinnigen warten läßt?« fragte Sven. »Oder will er uns auf solche Weise kundtun, was wir in seinen Augen sind?«
    »Aethelred wurde von Mönchen erzogen«, antwortete Skarthi. »Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese ihn die Kunst der wortlosen Anspielung gelehrt haben. Doch was kümmert es dich, wie er dich einschätzt, da du ausreichend Gelegenheit haben wirst, ihm zu zeigen, wer du bist?«
    »Du findest stets die richtigen Worte, Freund«, sagte Sven, und während er Skarthi anblickte, verloren seine Augen ein wenig von ihrer Kälte.
    »Ihr habt meinen Vater getötet«, sagte der alte Mönch, noch immer mit geschlossenen Augen, »ihr habt meine Mutter getötet, ihr habt meine Brüder getötet, die leiblichen wie jene in Christo, warum habt ihr mich am Leben gelassen? Ich weiß nichts von Gold, wir besaßen nie etwas Kostbareres als Wasser und Brot und gedörrten Fisch. Warum quält ihr mich? Warum tut ihr mir das an? Warum laßt ihr mich nicht sterben?« Dann sang er ein Lied mit vielen Strophen, und je länger er sang, desto fröhlicher wurde er, und schließlich stand er auf und drehte sich tanzend im Kreis.
    Es ging schon gegen Abend, als sie zu König Aethelred geführt wurden. Er empfing sie im Refektorium, angetan mit einem knöchellangen Hemd aus weißer Seide, und wie dieses war auch sein Gesicht zerknittert vom Schlaf. Aethelred war nur wenig älter als Sven, aber sein rötliches Haar hatte sich bereits zu lichten begonnen, und unter seinen Augen hingen schlaffe Tränensäcke. Mühsam ein Gähnen unterdrückend streckte er Sven seine weiße, ringgeschmückte Hand entgegen, während er die übrigen mit einem Kopfnicken begrüßte.
    »Sei nicht böse, daß ich dich warten ließ, Vetter«, sagte er in einem singenden Tonfall. »Aber nach langer Schlaflosigkeit lag ich wieder in Morpheus' Armen, und es wäre mir wie ein Frevel erschienen, mich ihnen gewaltsam zu entreißen. Setzt euch und kostet von dem Trank, den die Mönche hier brauen. Er sieht aus wieBier, aber man braucht sehr viel weniger davon, um in gute Stimmung zu kommen.«
    Die Mönche brachten hölzerne Becher und füllten sie mit einem bernsteinfarbenen Saft, den sie Lebenswasser nannten. Er schmeckte bitter und war von einer Schärfe, daß Björn der Atem stockte, doch wenn er in den Magen gelangt war, strahlte er von dort eine wohlige Wärme aus, die er bis in die Fingerspitzen zu spüren glaubte.
    »Was tust du in diesem Kloster, Vetter?« fragte Sven. »Ich dachte, dich auf dem Schlachtfeld zu treffen.«
    »Die Pikten sind ein hinterlistiges und unberechenbares Volk«, entgegnete der König. »Sie halten sich an keine Schlachtordnung, greifen mal hier an, dann wieder dort, mitunter sogar nachts, kurz: Es sind Wilde, gegen die man nicht auf anständige Weise Krieg führen kann. Deshalb habe ich mich nach zwei oder drei Schlachten, die nicht besonders glücklich verliefen, in dieses Kloster zurückgezogen, um die Zeit bis zu deinem Eintreffen im Gebet zu verbringen. Wie viele Männer hast du mitgebracht, Vetter?«
    »Etwas mehr als fünfhundert«, antwortete Sven, nachdem er einen Blick mit Torkel gewechselt hatte.
    »Wenn es Leute von der Art sind, die kürzlich drei Städte im Fünfburgenland überfallen und geplündert haben, hätten dreihundert genügt«, sagte Aethelred.
    »Meine Männer haben mit Wikingern nichts gemein«, erwiderte Sven Gabelbart gereizt. »Ich halte auf Zucht und Ordnung, Vetter.«
    Der König gähnte mit solcher Hingabe, daß er seinem Unterkiefer einen Stoß versetzen mußte, damit sein Mund sich wieder schloß. Dann sagte er: »Wir sollten beizeiten darüber reden, was du für deine Hilfeleistung verlangst. Ich könnte dir eine meiner Schwestern zur Frau geben.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, soll keine von ihnen besonders schön sein.«
    »Das ist wahr«, räumte der König ein. »Sie sind allesamt häßlichund von garstigem Wesen, aber seit wann werden Frauen aus königlichem Geblüt ihrer äußeren oder inneren Vorzüge wegen geheiratet?«
    »Es wäre sicherlich von Vorteil, unsere verwandtschaftlichen Bindungen enger zu knüpfen«, antwortete Sven. »Auch dürfte mit einer ansehnlichen Mitgift zu rechnen sein. Doch weiß ich von Königen, die noch reicher und mächtiger sind als du, Vetter, und deren Töchter durchaus das Auge zu erfreuen vermögen.«
    »Was also willst du?« fragte Aethelred

Weitere Kostenlose Bücher