Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
Vom Netzwerk:
Piktenfürst. »Willst du mein ganzes Volk ausrotten?«
    »Ich verbinde das Notwendige gern mit dem Nützlichen«, antwortete Sven. »Ihr Pikten seid an Entbehrung gewöhnt und dennoch kräftig gebaut, was den Mangel an Schönheit verschmerzen läßt. Es käme mir also gelegen, wenn möglichst wenige von euch mein Angebot annähmen, auf die Inseln im Westen überzusiedeln. Denn jeden Pikten, den ich hier nach Ablauf eines halben Jahres noch antreffe, werde ich auf dem Sklavenmarkt verkaufen lassen.«
    »Reißt mir das Herz aus der Brust«, schrie Gumlä, »tötet meine Söhne und Töchter, nehmt mir alles, was ich habe, aber jagt uns nicht aus unserem eigenen Land! Wir Pikten haben immer in den Bergen gewohnt, wir verabscheuen das Meer!«
    »Ich weiß«, entgegnete Sven, während sich einer seiner Mundwinkel ein wenig hob. »Und deshalb könnte uns kein Wall, so hoch er auch sei, besser vor euch schützen als ein schmaler Streifen Wasser.«
    Gumlä griff mit beiden Händen an seinen Hals, als wolle er sich selbst erwürgen. Aber Torkel trat ihm in den Rücken, so daß er nach vorn kippte und bäuchlings vor Svens Füße fiel.

7
    AETHELREDS FRAU HIESS MELKORKA. Sie war die Tochter des irischen Großkönigs Myrkjartan, und man sagte, daß dieser sie mit einer Elfe gezeugt habe, denn sie war ebenso unberechenbar wie schön. Ihr Vater hatte sie Aethelred zur Frau gegeben, um diesen zum Bundesgenossen gegen die Norweger zu gewinnen, die von Dyflinn aus sein Land beherrschten. Doch war dem feierlichen Gelöbnis nie die Tat gefolgt, und dafür strafte Melkorka ihren Gatten mit Verachtung. Aethelred hingegen war ihr verfallen; ihre Schönheit entzückte ihn jeden Tag aufs neue, und das Verlangen nach ihrem Leib versetzte den schläfrigen Mann in zittrige Erregung. Ihre Dienerinnen erzählten, daß er nachts oft an ihre Tür klopfe und mit steifem Glied Einlaß begehre; die Königin lasse ihn jedoch selten herein, und noch seltener komme es vor, daß sie ihm das Beilager gestatte. Dies habe in Aethelred den Verdacht geweckt, daß sie ihre Lust bei anderen Männern befriedige, und seitdem halte sich stets eine von seinen Schwestern in Melkorkas Nähe auf.
    Aethelred hatte vier Schwestern, allesamt älter als er und schon verblüht, falls ihnen jemals eine Zeit der Blüte vergönnt gewesen war. Die Versuche, sie standesgemäß zu verheiraten oder in einem Kloster unterzubringen, waren daran gescheitert, daß beides Aethelred einen Teil seines Vermögens gekostet hätte. Andererseits duldete er es nicht, daß sie sich mit Männern niederer Abkunft einließen, und als er einmal eine seiner Schwestern mit einem Stallknechterwischte, brachte er diesen vor ihren Augen um. Er selbst dagegen ließ sich durch Standesunterschiede nicht am Vergnügen hindern, wenn die Bauern ihm ihre Töchter zuführten, damit er sie, altem Brauch gemäß, als erster beschlafe. Auf diese Weise, hieß es, habe König Aethelred mehr als hundert Kinder gezeugt, was Melkorka, da sie bisher kinderlos geblieben war, den Ruf einbrachte, unfruchtbar zu sein.
    Aethelred weilte mit seinem Hof in der größten der Fünf Burgen, um dort Sven Gabelbart zu empfangen. Zu Ehren des siegreich aus dem Piktenland zurückkehrenden Vetters hatte er keine Kosten gescheut, die vom Verfall bedrohte Burg instandzusetzen und festlich zu schmücken. Er selbst hatte seine prächtigsten Gewänder angelegt und trug, obwohl sie ihm sichtlich zu schwer und wohl auch ein wenig zu groß war, die Krone der Könige von England auf dem Haupt, als er Sven vor dem Burgtor willkommen hieß. Dieser schien jedoch wenig beeindruckt zu sein von Aethelreds glitzerndem Prunk, sondern wandte sich, kaum daß er den König flüchtig umarmt hatte, der schönen Melkorka zu und legte, da sie um einiges größer war als er, seinen Kopf an ihren schwellenden Busen. So blieb er eine Weile stehen und sog mit geblähten Nasenflügeln Melkorkas Duft ein, während sich Aethelred verlegen auf die Lippen biß. Aber dann brach Skarthi das peinliche Schweigen, indem er Svens Kopf sanft von Melkorkas Brust zog und sagte: »Die Königin ist so schön, Freund, daß wir anderen uns nicht damit zufriedengeben mögen, nur einen Teil von ihr zu sehen.«
    »Deine Frau ist wahrhaftig aus Fleisch und Blut, Vetter«, sagte Sven zum König. »Ich habe ihr Herz klopfen hören.«
    »Die Art, wie du die Königin begrüßt, läßt vermuten, daß eure Sitten von unseren doch recht verschieden sind«, antwortete Aethelred knapp und

Weitere Kostenlose Bücher