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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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haben mochten. Oder war es ein Zeichen, daß Skarthis tollkühnes Vorhaben mißglückt war?
    Björn sah Sven Gabelbart allein vor dem Zelt stehen. Er war so tief in Gedanken versunken, daß er den zaghaft nähertretenden Björn nicht wahrzunehmen schien. Sven hatte sich des Kettenpanzers entledigt und war nur noch mit einem ärmellosen Hemdbekleidet, und plötzlich fühlte Björn den Knauf des Giftdolchs in seiner Hand.
    »Es war ein Fehler, durch diese Schlucht zu Gumläs Burg vorzustoßen«, sagte Sven, ohne sich zu Björn umzudrehen. »Wir hätten den Umweg nehmen sollen. Jetzt hängt unser Schicksal allein von Skarthi ab.«
    »Zählt Torkel für dich nicht?« fragte Björn.
    »Torkel Wurmfraß ist ein Held und als solcher mit einem Spatzenhirn versehen«, entgegnete Sven. »Nur Skarthi besitzt genügend Verstand, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Aber man sagt, das Glück fliehe den, der an ihm zweifelt. Und wenn es so ist, muß ich dann nicht fürchten, daß sein Vorhaben trotz allem mißlingt?« Nun wandte er sich zu Björn um und musterte ihn mit argwöhnischem Blick. »Du solltest dich räuspern, wenn du dich mir von hinten näherst, Björn Hasenscharte. Sonst müßte ich annehmen, daß du Böses sinnst.«
    »Ich werde es mir merken«, versprach Björn, während er seine Finger vorsichtig vom Dolchgriff löste.
    Kurze Zeit später schob sich der Mond zwischen die Ränder der Schlucht und füllte sie mit bläulichem Licht. Skarthi und Torkel waren nicht mehr zu sehen. Aber dann hörten sie Skarthis Stimme. Sie klang seltsam hohl, und das Echo verzerrte seine Worte, so daß es schien, als sprächen mehrere Menschen zugleich. Doch sie verstanden, daß einer von Gumläs Söhnen zu ihnen kommen und sie in die Burg führen werde. Bald darauf trat ein junger Mann aus dem Dunkel hervor. Sein Gesicht war unbewegt, aber in seinen Augen loderte der Haß. Er blickte schweigend vom einen zum anderen, dann hob er die Hand zum Zeichen, daß man ihm folgen möge.
    Durch eine Höhle, die der Fluß am Fuß der Felswand in den Stein gewaschen hatte, gelangten sie in einen steil nach oben führenden Stollen. Er war an einigen Stellen so eng, daß man sich nur kriechend hindurchzwängen konnte. Björn fühlte, wie er am ganzen Körper zu schwitzen begann, und es war weniger die Anstrengungals die Angst, die ihm den Schweiß aus den Poren trieb. War es wirklich Skarthis Stimme gewesen, die sie geheißen hatte, sich einem von Gumläs Söhnen anzuvertrauen? Oder war er von den Pikten gezwungen worden, sie in diese finstere Höhlenwelt zu locken? Wenn es sich so verhielt, waren sie von einer Falle in die nächste geraten - nur mit dem Unterschied, daß es aus dieser kein Entrinnen gab. Björn war nicht der einzige, der solche Befürchtungen hegte, denn als sie schließlich in einen breiteren, von Fackeln erleuchteten Gang kamen, entschlüpften auch den anderen Laute der Erleichterung.
    Der Gang mündete in eine weiträumige Höhle, und dort sahen sie einen fetten alten Mann mit gekreuzten Beinen auf dem Boden sitzen. Er hielt eine leere Schüssel in seinen Händen. Hinter ihm stand Torkel und drückte ihm die Schneide seines Messers zwischen Hals und Kinn.
    »Wo ist Skarthi?« fragte Sven.
    »Er wäscht sich«, antwortete Torkel. »Das Blut dieser Pikten ist klebrig wie Harz.«
    Doch da kam Skarthi aus dem Nebenraum, und Sven schloß ihn in seine Arme. »Ich war in großer Sorge um dich, Freund«, sagte er leise.
    »Es ging leichter, als ich dachte«, antwortete Skarthi. Dann deutete er auf den alten Mann und fuhr fort: »Gumlä nahm mich sehr freundlich auf, weil er sich mein plötzliches Erscheinen nicht anders erklären konnte, als daß die Götter mich geschickt hätten.«
    »Was hat es mit der Schüssel auf sich?« fragte Sven.
    »Ich habe ihm versprochen, daß er sein Herz zu sehen bekommt, bevor er stirbt«, erwiderte Skarthi. »Doch bis jetzt hat es ihn noch nicht danach verlangt.«
    »Höre, Sven Haraldsson«, sagte nun Gumlä in leidlich verständlicher Sprache, »du warst es, der mein Volk lüstern machte nach Aethelreds reichen Dörfern und Städten. Weshalb fällst du jetzt über uns her, statt an unserer Seite zu kämpfen und die Beute mit uns zu teilen?«
    »Die Frage beweist, daß du einen kurzen Verstand hast, Gumlä«, erwiderte Sven. »Warum sollte ich teilen, wenn ich alles haben kann? Nur hätte ich wenig Freude daran, solange ich euch zu Nachbarn habe.«
    »Wie soll ich deine Worte deuten?« rief der

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