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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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Eingeweiden gefressen habe und nun gesättigt sei. In den Morgenstunden scheide er, Torkel, Kot aus, der nicht von ihm selbst stammen könne, denn dieser sei kugelig geformt und rieche abscheulich. Auch in diesem Augenblick, da er zu ihnen rede, grunze der Wurm. Falls man ihm nicht glaube, möge einer der beiden das Ohr auf seinen Bauch legen.
    »Laß mich hören«, sagte Sven.
    Torkel lehnte sich auf die Ellbogen zurück und schob seinen Bauch vor. Sven beugt sich über ihn, und Björn sieht, daß er ein Messer in der Hand hält. Es ist sein Messer, das Messer, das Harald ihm gab, Björn erkennt es an der leicht gebogenen, zur Spitze hin grünlich verfärbten Klinge. Nun sieht auch Torkel das Messer und wirft sich mit einem Ruck zur Seite. Das Messer trifft ihn an der Schulter, gleitet vom Knochen ab und bohrt sich in den Boden. Torkel greift sich an die Schulter, zwischen seinen Fingern quillt Blut hervor, ein ungläubiges Staunen liegt auf seinem Gesicht. Dann reißt er ein Holzscheit aus dem Feuer und schlägt es auf Svens Hand, die den Messerknauf noch umklammert hält. Sven fährt mit einem Schmerzenslaut zurück.
    »Warum so ungeduldig, Sven Gabelbart?« keuchte Torkel. »Kannst du nicht warten, bis wir uns in der Schlacht begegnen?«
    »Die Gelegenheit war zu günstig, als daß ich sie ungenutzt hätte verstreichen lassen dürfen, lieber Freund«, erwiderte Sven. »Wir wären morgen in einer weit besseren Lage, wenn ich dich aus dem Weg geräumt hätte.«
    »Du bist nicht nur dem Äußeren nach ein Zwerg, du kannst es mit den Unterirdischen auch an Falschheit und Hinterlist aufnehmen«, sagte Torkel. »Bis zu diesem Augenblick hättest du noch auf Schonung rechnen können, jetzt brenne ich darauf, dir den Schädel zu spalten!« Er erhob sich, begann zu taumeln, drehte sich einmal um sich selbst und sank zu Boden. Sein Gesicht war plötzlich aschgrau, die Augen traten ihm aus dem Kopf, mit aufgerissenem Mund rang er nach Luft. Dann beugte er sich weit nach vorn, alsob er sich erbrechen müsse, und fiel mit dem Kopf ins Feuer. Sven packte ihn am Nacken und riß ihn zurück. Aus Torkels Haar stieg beißender Rauch auf, sein Gesicht war schwarz von Ruß, sein Körper schlaff und leblos.
    Torkel Wurmfraß war tot.
    »Was ist mit ihm geschehen?« stammelte Sven fassungslos. »Ein Mann wie Torkel stirbt doch nicht an einer kleinen Wunde. Hast du eine Erklärung dafür, Björn Hasenscharte?«
    »Es liegt an dem Messer, Herr«, gab Björn zögernd zur Antwort.
    Sven zog das Messer aus dem Boden und fuhr mit dem Daumen über die mit krümeligem Erdreich bedeckte Klinge. »Ich kann daran nichts Ungewöhnliches entdecken.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Björn. »Schon ein kleiner Schnitt wäre tödlich.«
    »Du trägst eigenartige Dinge bei dir, Björn Bosison«, sagte Sven. Er stützte den Leichnam mit kräftigen Zweigen ab, so daß ein Beobachter den Eindruck gewinnen mußte, Torkel säße in bequemer Haltung am Feuer, und nahm seinen Platz wieder ein.
    Inzwischen war es Nacht geworden. Der Wind fuhr rauschend durch das Schilf, und hinter dem Hügelkamm kam schwammigbleich der Mond hervor. Aus dem See am Grund der Senke stieg Nebel auf, dehnte sich zu langgestreckten Schwaden aus und kroch langsam an den Hügelflanken empor. Trotz der Wärme, die das Feuer spendete, begann Björn zu frösteln.
    »Hör zu, Björn Bosison«, sagte Sven, »kurz nach Mitternacht wirst du zu Skarthi gehen und ihm ausrichten, daß wir im Morgengrauen angreifen werden. Bis dahin werde ich hier bei Torkel bleiben, denn keiner seiner Leute wird mit einem Angriff rechnen, solange sie uns beide friedlich am Feuer sitzen sehen.«
    »Soll ich Skarthi erzählen, was mit Torkel geschehen ist?«
    »Aber nur ihm allein«, erwiderte Sven. »Die anderen könnten vor Freude außer sich geraten, und unsere Aussichten sind um so besser, je später die Engländer erfahren, daß ihr Anführer tot ist.«Dann blickte er wieder zu den Wolken empor, die wie ausgekämmtes Greisenhaar unter den Sternen hingen. »Der Wind wird bis Tagesanbruch stärker werden«, sagte er befriedigt, »und es wird so sein, daß wir ihn und die Sonne im Rücken haben. Ich fange an zu glauben, daß du mir Glück bringst, Björn. Was aber hat es mit dem Messer auf sich, das einen Mann zu töten vermag, wenn es ihn nur ritzt?«
    »Ich weiß nicht mehr, als daß es diese Eigenschaft besitzt, Herr.«
    »Wie bist du zu dem Messer gekommen?«
    »Jemand gab es mir.«
    »Wer? Nenn mir seinen

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