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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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vertreiben. Laß uns einen Tisch bringen, an den wollen wir uns setzen, ohne Waffen und allein, und bei einem guten Mahl in Ruhe miteinander reden.«
    »Worüber?« fragte Aethelred gereizt. »Ich wüßte nicht, was es zwischen uns noch zu besprechen gäbe.«
    »Du hast mich ins Land gerufen, weil du Hilfe brauchtest, lieberVetter. Ich habe meine Aufgabe erfüllt, vielleicht sogar ein wenig über das gewünschte Maß hinaus. Jetzt ist es an dir, dich erkenntlich zu zeigen.«
    »Was also willst du?«
    »Ich sagte es dir bereits, bevor du den leichtsinnigen Entschluß faßtest, mich aus dem Land zu jagen«, antwortete Sven. »Damit will ich mich zufriedengeben, obwohl ich nach allem, was geschehen ist, weitaus mehr verlangen könnte.«
    »Schließt das Tor!« rief König Aethelred.
    »Gib mir Melkorka, Vetter«, sagte Sven. »Gib sie mir für eine Nacht.«
    Aethelreds schlaffe Züge verzerrten sich vor Zorn. »Hört ihr nicht!« schrie er mit schriller Stimme. »Ich habe euch befohlen, das Tor zu schließen!« Aber nichts geschah, und während sich der König nun selbst an den schweren Torflügeln zu schaffen machte, äußerten die Leute auf den Mauern laut ihren Unmut über Aethelreds törichtes Verhalten. Wenn dies alles sei, was Sven Gabelbart fordere, riefen sie, könne nur ein Schwachkopf seine Zustimmung verweigern. Einige machten sich gar anheischig, Geld zu sammeln, damit Melkorka vor dem Beischlaf ein Bad in Eselsmilch nehmen könne.
    »Höre, lieber Vetter«, sagte Sven, »da es dir offensichtlich schwerfällt, deine Einwilligung zu geben, soll Melkorka selbst entscheiden, ob sie eine Nacht mit mir verbringen will. Am nächsten Morgen, darauf hast du mein Wort, werde ich mein Heer abziehen und dein Land verlassen.«
    Inzwischen waren Aethelreds Gefolgsleute ihrem Herrn zu Hilfe geeilt; mit vereinten Kräften schlossen sie das Tor. Von den Mauern waren empörte Rufe zu hören, doch Sven Gabelbart brachte sie zum Schweigen.
    »Ich gebe euch drei Tage Zeit zu beweisen, daß ihr klüger seid als euer König, Bürger von Lundenwic«, rief er. »Jeder Tag, den ihr mich länger vor euren Toren stehen laßt, wird euch den zehnten Teil eures Vermögens kosten, der elfte das Leben!« Nach diesen Worten ging er in sein Lager zurück.
    Wie später berichtet wurde, kam es daraufhin in der Stadt zu einem Aufstand, der jedoch von den Gefolgsleuten des Königs niedergeschlagen wurde. Fortan hielten Aethelreds Männer die Tore besetzt. Da sie aber gering an Zahl waren und alle Hände voll zu tun hatten, eine Massenflucht zu verhindern, entging ihnen, was zur gleichen Zeit außerhalb der Mauern geschah.
    Von Bergleuten aus den Silberminen im Westen des Landes hatte Sven Gabelbart einen Stollen unter die Stadtmauer treiben lassen. Am Abend des dritten Tages befahl er, die Stützbalken wegzureißen, worauf die Mauer mit donnerndem Getöse einstürzte. Als sich der Staub gelegt hatte, sah man einen breiten Spalt in der Mauer klaffen. Svens Gefolgsleute sammelten sogleich ihre Männer und schickten sich an, die Stadt im Sturm zu nehmen, doch Sven rief sie zurück und tadelte sie mit scharfen Worten. Niemand werde vor ihm den Fuß in die Stadt setzen, und er, Sven Gabelbart, habe nicht vor, sich durch ein Loch zu zwängen. Dann ging er mit Skarthi und Björn in sein Zelt.
    Dort suchte ihn im Morgengrauen eine Abordnung der Händler von Lundenwic auf. Ihr Wortführer, ein beleibter Mann mit rotem Gesicht und fleischigen Ohren, berichtete, während der Nacht hätten sie des Königs Männer überwältigt, so daß man nun in der Lage sei, ihn mit allen Ehren zu empfangen.
    »Was ist mit König Aethelred geschehen?« fragte Sven.
    »Er ist uns entwischt», antwortete der dicke Mann verlegen. »Niemand weiß, wie er aus der Stadt entkommen ist, aber als wir in sein Haus eindrangen, war er schon fort.«
    »Und die Königin?«
    Sie habe alles unversehrt überstanden, sagte ein anderer. Allerdings sei sie über Aethelreds Flucht dermaßen in Wut geraten, daß man sie in die Vorratskammer habe sperren müssen.
    »Eine schöne Frau«, sagte der Dicke. »Wer sie im Zorn erlebt hat, kann sich ausmalen, wie sie in der Liebe ist. Willst du sie wirklich nur für eine Nacht, Sven Gabelbart?«
    »Ich verlange, daß Melkorka unverzüglich freigelassen wird«, erwiderteSven. »Für die Demütigung werdet ihr eine Buße zahlen, deren Höhe die Königin selbst festsetzen soll. Jetzt geht und richtet alles für meinen Empfang her.«
    »Mit wie vielen

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