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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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verlangte, und wenn sie sich nicht allzu unbescheiden gab, würde er sogar noch etwas drauflegen. Jeder wußte, daß er reich war, also würde niemand danach fragen, woher er das Geld habe. Und als er sich die stinkenden Hände wusch, lachte er und fand, daß er um gute Einfälle nicht verlegen sei.
    Gerlög, ungeübt im Feilschen, weil sie, wenn wir einmal von Björn absehen, nie etwas besessen hatte, um das es sich zu handeln lohnte, bat ihn, den Preis für das Haus festzusetzen. Überrascht von seiner Großzügigkeit nahm sie das Geld und kaufte davon im oberen Teil der Stadt die Hütte, in der einst Vagn mit seiner Frau gewohnt hatte. Nun kommt sie in dieser Geschichte nicht mehr vor.
    Poppo war jetzt der mächtigste Mann in der Stadt. Selbst der Wikgraf traf keine Entscheidung, ohne vorher seine Zustimmung einzuholen. Der Bischof, der sich neuerdings nicht ungern einen Heiligen nennen hörte, ließ nördlich der Stadt auf einem Platz, der den Heiden bis dahin als Opferstätte gedient hatte, eine Kirche bauen und weihte sie dem heiligen Ansgar. Noch lange hielt sich das Gerücht, das Geld für den Kirchenbau stamme von einem Wikinger, der einige Klöster an der englischen Küste geplündert hatte. Zum allgemeinen Erstaunen nahm auch Skallagrim der Heulende an der Weihe teil, wobei er sich allerdings des Betens und Kreuzschlagens trotzig enthielt. Als man ihn fragte, wann damit zu rechnen sei, daß er sich taufen lasse, zog er einen weißen Wurm von mehr als einer Armlänge aus der Tasche und erzählte, daß Poppo ihn durch bloßes Handauflegen von diesem Untier befreit habe und er, Skallagrim, nun nicht umhin könne, die vom Bischof geforderte Gegenleistung zu erbringen. Dies bewahrte ihn jedoch nicht davor, daß seine Anhänger ihn einen Verräter schimpften und mit Kot bewarfen. Daraufhin verschwand Skallagrim aus der Stadt und wurde nicht wieder gesehen.
    Poppo kam oft und jedesmal ohne Begleitung in Björns Haus.Mit nie ermüdender Aufmerksamkeit lauschte er Björns Erzählungen von seiner Reise und gab selbst dann keine Ungeduld zu erkennen, wenn Björn sich, was in letzter Zeit häufiger geschah, in Wiederholungen erging. Einmal jedoch unterbrach er Björns Redefluß und sagte: »Draußen auf der Heide, lieber Freund, ist ein alter Mann, der sich von allem Glück verlassen wähnt. Du solltest ihm deine Geschichten erzählen, damit er wieder Hoffnung schöpft. Denn siehe: Befandest du dich nicht selbst des öfteren in scheinbar auswegloser Lage und sitzt hier nun vor mir, gesund an Leib und Seele und reichlich versehen mit irdischem Gut?« Der Bischof hauchte gegen seinen Siegelring und rieb ihn an der Kutte blank. Dann sagte er: »Es wäre schlecht für uns alle, wenn sich der König noch tiefer in seinen Kummer vergrübe.«
    Was er nun erzählte, bestätigte die Gerüchte, die seit Tagen in der Stadt umgingen. König Harald hatte dem Drängen des zwielichtigen Wichmann nachgegeben und war mit seinem Heer über den Grenzfluß nach Süden vorgestoßen. Unterwegs hatte sich ihm der Obodritenkönig Mistui angeschlossen, mit dem Harald eine alte und bislang für beide vorteilhafte Freundschaft verband. Als Harald jedoch vor der stark befestigten Hammaburg eintraf, erreichte ihn die Nachricht, daß der Kaiser ihm mit einem weit überlegenen Heer entgegenrücke. Mistui, der den Rittern des Sachsenkaisers schon zweimal unterlegen war und Wunderdinge von ihrer undurchdringlichen Rüstung zu berichten wußte, riet zum Rückzug. Doch Harald war nicht geneigt, die Belagerung aufzugeben; er ließ sogar Boote bauen, um die Burg vom Wasser her anzugreifen. Erst als ihm gemeldet wurde, die gepanzerten Ritter des Kaisers hätten weiter südlich den Strom überschritten und versuchten, ihm den Rückweg abzuschneiden, zog er sich in die unwegsamen Wälder jener Halbinsel zurück, die man Wagrien nannte. Dort wurde er vom Einbruch des Winters überrascht und mußte erleben, wie sein Heer durch Kälte und Hunger zu einem kläglichen Haufen zusammenschmolz. Um die Jahreswende floh der König, nachdem Mistui sein Versteck verraten hatte, mit dem Rest seines Heeres hinter dieals unüberwindlich geltenden Wälle des Danewerks. Sein Lager schlug er in der Nähe der Stadt auf, etwa dort, wo die Heide nach Westen in eine sumpfige, von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogene Niederung übergeht. Nachts höre man den König weinen, und schon würden Stimmen laut, die meinten, von einem flennenden König sei nicht viel Gutes mehr

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