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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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mich nimmst.«
    »Warum dieser Sinneswandel?«
    »Ich habe mich taufen lassen.«
    »Steinn ist ein Freund der Christen, wenn nicht gar inzwischen selbst einer«, sagte Björn. »Deshalb kann ich nicht glauben, daß du ihm jetzt weniger bedeutest.«
    »Du weißt noch nicht alles«, fuhr sie fort. »Bevor er mich taufte, hat Poppo mir auf mancherlei Weise den Teufel ausgetrieben, und dabei muß es geschehen sein.« Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Eine Weile standen sie so da, eng aneinandergepreßt und schweigsam. Dann fragte Thordis: »Willst du mich immer noch zur Frau haben?«
    Björn drückte seine Lippen in ihr Haar. Das, fand er, mußte als Antwort genügen.

ZWEITES BUCH

1
    AM ABEND BEGANN SIE zu schreien. Sie schrie, als die Wehen einsetzten. Sie schrie, als man ihr den Bauch aufschnitt, damit sie sich ihrer über die Maßen groß geratenen Leibesfrucht entledigen konnte. Sie schrie die ganze Nacht hindurch. Am Morgen war Thordis tot. Björn ließ sich das Kind bringen, sah, daß es ein Mädchen war, daß es, wie Thordis, rötliches Haar und graue Augen hatte, und nannte es nach seiner Mutter, Bosis Frau. Nun wagte niemand mehr, in seinem Beisein an den Fingern abzuzählen, wie viele Monate er fortgewesen war.
    Bischof Poppo, der kein Hehl daraus machte, daß er der kleinen Vigdis besonders zugetan war, drängte Björn, eine Frau zu heiraten, bei der man sie in guten Händen wisse. Er bot Björn sogar an, für ihn auf Brautschau zu gehen, wobei er sich jedoch auf die Töchter christlicher Familien zu beschränken gedenke. So kam es, daß Björn eine von Thordis' Schwestern heiratete. Diese hieß Asfrid, sie war groß und kräftig, hatte, was allgemein als ein Zeichen für Willensstärke gedeutet wird, ein hervorspringendes Kinn, und Björn sollte später noch manche Erklärung dafür finden, daß Steinn sie ihm ohne Zögern und sichtlich erfreut zur Frau gab.
    Eine Zeitlang galt Björn unter den Bewohnern der Stadt als einer der wohlhabendsten. Als Asfrid jedoch kurz nacheinander vier Kinder zur Welt brachte, drei Töchter und einen Sohn, und Björn keine Anstalten machte, ein größeres Haus zu beziehen, begannman zu munkeln, er habe sich seine Geschichten, vornehmlich jene, wie er zu Reichtum gelangt sei, aus den Fingern gesogen. Obwohl ihm Prunksucht fremd und er mit wachsendem Wohlstand immer geiziger geworden war, sah Björn sich genötigt, seinen Erzählungen Glaubwürdigkeit zu verleihen, indem er jedermann vor Augen führte, wie reich er war. Unmittelbar neben dem Haus des Königs kaufte er zwei kleine Häuser, ließ diese abreißen und an ihrer Stelle ein Gebäude errichten, das sich an Höhe und Geräumigkeit nur um ein geringes, durch seine schmucklose Vorderfront hingegen auffallend vom Nachbarhaus unterschied. Daran zeigt sich, daß Björn bei allem, was er tat, Vorsicht walten ließ. Denn schon mancher war bei Harald Blauzahn in Ungnade gefallen, weil er in diesem eine so unkönigliche Empfindung wie den Neid geweckt hatte.
    Bald nach seiner Rückkehr hatte Björn zwei Gehilfen eingestellt, denen er die Anfertigung einfacher Kämme und Haarnadeln überließ, während er selbst sich jenen Aufträgen widmete, die besondere Kunstfertigkeit erforderten. Zu dritt saß man jedoch recht beengt bei der Arbeit, und deshalb beschloß Björn, die Wand zwischen Werkstatt und Wohnräumen einzureißen, sobald seine Familie mit dem Gesinde in das neue Haus umgezogen war. Nun sollte sich abermals erweisen, daß ihm das Glück günstig war, denn als Björn eines Abends, nachdem seine Gehilfen gegangen waren, zur Axt griff und diese in das doppelwandige Flechtwerk hieb, quoll es funkelnd aus den Ritzen, und während er zum zweiten Schlag ausholte, dämmerte ihm, daß er einen Schatz gefunden hatte. Swains Schatz.
    Mit bloßen Händen bricht er das Flechtwerk auseinander und sieht, daß es bis zum Boden mit Gold- und Silbermünzen gefüllt ist. Eine Weile steht er stumm da, schweißgebadet und von einer Staubwolke umgeben, dann hört er sich sagen, daß er den Schatz gefunden habe und daß es nun bei ihm läge zu entscheiden, ob er alles behalten oder einen Teil, einen bestimmten, nicht zu groß bemessenen Teil, Swains Witwe zukommen lassen wolle. Was aber, fragt er sich, wenn Gerlög alles fordere?
    In der Nacht vergrub er den Fund unter dem Abtritt. Er würde Gerlög das Haus abkaufen, das ihr, da es ihm jetzt als Werkstatt diente, ohnehin keinen Platz mehr bot. Er würde ihr zahlen, was sie

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