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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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begonnen hat?« fragte der König lauernd zurück.
    »Ich würde ein reicher Mann, wenn es mir gelänge, deine Bedenken zu zerstreuen, Herr«, erwiderte Wichmann, und Björn schien es, als höre er ihn leise lachen.
    »Man hat dir Geld angeboten, Wichmann?« Mit einem Schlag wurde es so still im Raum, daß man das Heulen des Schneesturms hören konnte. »So ist es, Herr.«
    »Ich werde dir jetzt eine Frage stellen, Brudersohn des Billungers«, sagte Harald langsam. »Und es könnte dein Leben um einiges verkürzen, wenn du mir die Antwort schuldig bleibst. Wer hat dich zu bestechen versucht? Nenn mir seinen Namen oder, falls er unter uns ist, zeig ihn mir.«
    Eine schmale weiße Hand stieß aus dem Dunkel hervor. Die ringgeschmückten Finger bogen sich nach unten, bis auf den Zeigefinger, und dieser deutete auf Bue.
    Der Ratgeber des Königs rückte erschrocken beiseite, als ob er zufällig auf den Platz des Verräters geraten sei, aber der Finger folgte ihm.
    »Dort sitzt er«, sagte Wichmann.
    Bues feister Körper begann zu zittern. Er warf den Kopf in den Nacken und riß den Mund auf wie jemand, der, dem Ersticken nahe, nach Luft schnappt. Dabei stieß er schrille Töne hervor, Laute der Wut und der Empörung. Schließlich wuchtete er sich von seinem Platz hoch, packte die leere Schwertscheide und schrie: »Gebt mir mein Schwert, damit ich ihm den Schädel spalten kann, dem Lügner!«
    »Ich bin froh, daß du die Sprache wiedergefunden hast, Bue«, grinste der König. »Denn mit Gebärden allein vermagst du mich kaum zu überzeugen, daß er dich zu Unrecht beschuldigt.« Und zu Wichmann gewandt fuhr er fort: »Er hat dir also Geld versprochen, wenn du mich dazu bringst, gegen den Sachsen in die Schlacht zu ziehen?«
    »Nicht nur bares Geld, Herr, darüber hinaus auch den einträglichen Posten des Wikgrafen, sobald der Kaiser die Stadt eingenommen habe«, erwiderte Wichmann.
    Nun warf sich Bue der Dicke vor dem König auf die Knie und preßte beide Hände vor die Brust. »Wer ist dieser Mann«, keuchteer, »der mich des Verrats zu bezichtigen wagt? Hat er dich nicht schon einmal zu einem Feldzug überredet, der uns beinahe ins Verderben gebracht hätte? Wir hören ihn mit Verachtung vom Bruder seines Vaters reden, er wird nicht müde, die Wenden gegen ihn aufzuwiegeln, aber nie hat er dem Billunger ernsthaften Schaden zugefügt, und noch immer steht jener von allen Heerführern am höchsten in der Gunst des Kaisers. Was liegt also näher, als zu vermuten, daß er vom Billunger, wenn nicht gar vom Kaiser selbst den Auftrag erhalten hat, dich in eine Falle zu locken?«
    »Was sagst du dazu, Wichmann?« fragte der König in das Dunkel.
    »Mein Ruf ist nicht der beste, Herr«, antwortete Wichmann. »Man sagt mir nach, ich sei leichtsinnig und ginge verschwenderisch um, nicht nur mit eigenem Gut. Ich kann es ebensowenig bestreiten wie die Tatsache, daß mich verwandtschaftliche Bande an einen Feldherrn des Gegners knüpfen. Dies alles macht mich nicht sehr zuversichtlich, daß du mir mehr vertrauen könntest als ihm.«
    »Hast du Beweise?« fragte der König.
    »Bue gab mir zwei Mark Silber als Vorschuß«, entgegnete Wichmann. »Aber ich habe sie beim Spiel verloren.«
    »Laß uns hinausgehen und die Sache mit dem Schwert austragen«, bat Bue den König, noch immer kniend, doch schon um einiges gefaßter.
    Harald Blauzahn ließ sich auf den Fellstapel hinabsinken. »Ihr würdet euch kalte Füße holen, und ich bin nicht sicher, ob jener wieder hereinkommen würde, der die Wahrheit sprach«, sagte er.
    Björn spürte, wie der Atem des Königs sein Ohr streifte. »Früher ließ ich die Götter beim Holmgang entscheiden, wenn ein Wort gegen das andere stand. Aber mit dem Glauben an die alten Götter ist mir auch die Gewißheit abhandengekommen, daß ich mich auf ihr Urteil verlassen kann. Was soll ich also tun, um herauszufinden, welcher von beiden ein Lügner ist? Was würdest du mir raten, Geschichtenerzähler?«
    »Ich, Herr?« stammelte Björn. »Darauf weiß ich keine Antwortaußer der, daß ich mich in solchen Fällen auf mein Gefühl zu verlassen pflege.«
    »Wie macht es sich bemerkbar, dieses Gefühl?«
    »Das ist verschieden«, antwortete Björn. »Manchmal ist es ein leichter Schmerz unter den Zehennägeln, dann wieder ein kalter Hauch im Nacken oder ein Kribbeln auf dem Handrücken. Es kommt auch vor, daß ich einen Lügner an seinem Geruch erkenne. Dies lehrte mich in langen Winternächten ein Reisegefährte

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