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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Dank, sehr gern«, sagte ich. Und da alle nun mal so guter Laune waren, fügte ich hinzu: »Und bitte etwas zu trinken, wenn das möglich wäre.«
    Eine Hand steckte mir eine Dattel in den Mund.
    Sie lachten weiter, als wäre ich gar nicht da, und ich war einigermaßen zufrieden mit mir, da alles ganz gut lief. Ich bekam allerdings nichts zu trinken. Ich saß da mit dem Dattelstein im Mund und fragte mich, was ich damit machen sollte. Ich wollte ihn nicht
    runterschlucken, weil er mir im Hals steckenbleiben würde und ich nichts zum Runterspülen hatte. Der
    Sandhurst-Offizier erkannte offenbar mein Problem, denn er schnauzte den Wachmann an, der mir daraufhin seine Hand unters Kinn hielt, und ich spuckte den Stein
    vorsichtig in seine Hand.
    Das fröhliche Geplauder hielt weiter an.
    Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich wußte nicht, wie es bei den anderen in unserem Stoßtrupp aussah, ob sie eine Vorhaut hatten oder nicht. Bob war ein dunkler
    südländischer Typ. Wenn sie seine Leiche hatten, war es möglich, daß sie ihn für einen Juden hielten und daß wir deshalb Ärger bekamen.
    »Natürlich werden auch schon mal Christen
    beschnitten, aus medizinischen Gründen«, sagte ich. »Es gibt Eltern, die ihre Kinder direkt nach der Geburt beschneiden lassen. Es werden also nicht nur Juden 424
    beschnitten.«
    »Was denn nun, Andy? Du hast gesagt, Juden werden
    bei der Geburt beschnitten. Nun sagst du, daß auch Christen bei der Geburt beschnitten werden. Das ist verwirrend. Lügst du uns an?«
    »Nein, die Eltern entscheiden das. Manche Eltern
    halten es für hygienischer.«
    Sie fanden das urkomisch, und ich war froh, daß sie überhaupt lachten. Ich fragte mich, wie ich sie bei Laune halten konnte.
    »Wir werden uns bald weiter unterhalten, Andy«, sagte
    »die Stimme«.
    Ich wurde auf die Beine gestellt und zurück in meine Zelle gebracht. Wieder war ich allein und in
    Handschellen. Ich hörte, wie Dinger einige Zeit später in seine Zelle geführt wurde. Dann herrschte Stille, und man ließ uns ein paar Stunden in Ruhe.
    Am späten Nachmittag holten sie mich wieder.
    »Erzähl uns etwas mehr über den Hubschrauber,
    Andy«, sagte »die Stimme«, als man mich auf den Stuhl drückte. »Was für ein Hubschrauber war das?«
    »Es war ein Chinook.«
    »Wieso ein Chinook?«
    »Ich weiß nicht, wieso, aber damit sind wir geflogen.«
    »Wo seid ihr gelandet?«
    »Ich habe keine Ahnung, wo wir gelandet sind. Es war Nacht. Wir sind Sanitäter, keine Navigatoren, wir sitzen bloß hinten drin.«
    »Weißt du, ob der Hubschrauber wieder abgeflogen
    ist?«
    425
    »Ich habe keine Ahnung, was mit ihm passiert ist.«
    »Wenn er abgestürzt ist und du weißt wo, könnten wir ihn für dich finden und auch deine übrigen Freunde.«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Hör mal, Andy, wir können nirgendwo einen Hubschrauber finden. Er muß abgeflogen sein und euch zurückgelassen haben, oder du lügst.«
    »Nein, ich lüge nicht.«
    Ich erzählte die Geschichte noch einmal. Während ich sprach, wurde ich ständig durch Fragen unterbrochen.
    »Andy, ich frage dich noch einmal, ein einziges Mal.
    Weißt du, wo du gelandet bist?«
    »Nein, ich habe keine Ahnung, wo ich gelandet bin.
    Ich habe Ihnen doch schon alles gesagt, ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Mehr weiß ich nicht. Wieso fragen Sie mich immer das gleiche? Ich weiß es wirklich nicht. Ich möchte Ihnen helfen. Ich will doch bloß zurück nach England.«
    Sein Ton schlug jetzt um, und er wurde ernster.
    »Wieviel Benzin faßt der Hubschrauber?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich verstehe davon nichts.
    Ich steige einfach in den Hubschrauber ein, ich habe keine Ahnung von seiner Technik.«
    Das entsprach mehr oder weniger der Wahrheit. Ich
    habe mich für technische Dinge nur dann interessiert, wenn es unbedingt erforderlich war. Bei einer Waffe will ich nur wissen, wie sie funktioniert, welche Munition sie braucht und was ich tun muß, wenn sie Probleme macht.
    Ich will gar nicht wissen, welche
    Mündungsaustrittsgeschwindigkeit sie hat und der ganze 426
    Kram, denn das ist unerheblich. Du zielst, drückst ab, es macht peng, der Schuß geht los. Das gleiche Prinzip gilt bei Hubschraubern und anderen
    Ausrüstungsgegenständen. Wie die meisten
    Berufssoldaten hüte ich mich vor Leuten, die für alles gleich die entsprechenden Statistiken zur Hand haben.
    Manchmal benutzen sie sie auch nur, um ihre
    Inkompetenz zu verbergen. Mag ja sein, daß sie sich mit dem theoretischen Kram

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