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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Beziehung zu ihnen herzustellen, schon einen großen Schritt
    näherbrächten. Manchmal funktioniert es, manchmal
    nicht, aber das kannst du nur feststellen, wenn du es versuchst. Wir wußten nicht, wie lange wir hier bleiben würden – Tage, Wochen oder Jahre. Wir wollten
    versuchen, eine Art brüderliche Gemeinsamkeit zu ihnen herzustellen nach dem Motto, wir sind schließlich alle Soldaten, was uns mit etwas Glück Medikamente, Essen und kleine Annehmlichkeiten verschaffen würde.
    Wir wollten die Zeit bestmöglich nutzen, und zwar in physischer und psychischer Hinsicht, um wieder zu
    Kräften zu kommen und uns auf die Flucht
    vorzubereiten. Ich hatte noch immer meine Fluchtkarte und den Kompaß, und Dinger auch. Wir hofften auf
    bessere Verpflegung, und unsere Moral wollten wir
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    dadurch stärken, daß wir so oft wie möglich die Karte studierten. Wir wußten, daß wir in Bagdad waren, wenn wir uns also mit der Umgebung vertraut machten,
    bestand durchaus die Chance, daß uns die Flucht gelang.
    Die Fluchtkarten waren zwar nicht so detailliert, daß die Straßen der Stadt eingezeichnet waren, aber sie zeigten die wichtigsten Orientierungspunkte der Gegend, wie Flüsse, Salzseen und Bodenerhebungen. Wir mußten nur irgendwie aus Bagdad raus.
    Zunächst aber war es wie bisher wichtig, daß wir uns auf die neue Umgebung einstellten, wobei wir hofften, daß der Alltag hier halbwegs geregelt ablief. Wir wollten auf keinen Fall durch eigenes Verschulden wieder
    getrennt werden. Wir würden uns das System zunutze machen, statt es zu bekämpfen.
    Im Laufe des ersten Tages und der Nacht herrschte bei den Wachen ein ständiges Kommen und Gehen. Jedesmal standen wir auf und blickten sie an. Die meisten von ihnen waren noch keine 20, und sie gaben sich herrisch und arrogant. Sie erschienen immer nur in Gruppen von mindestens drei, und sie hatten immer Pistolen dabei.
    Offenbar waren sie sehr auf der Hut vor uns. Bei einem ihrer Besuche nahmen sie uns die Stiefel weg und gaben uns dafür weiße Turnschuhe ohne Schnürsenkel.
    Ich bat um Wasser. Sie kamen mit einem Krug und
    einer Tasse zurück. Wir tranken etwas davon und stellten den Krug dann auf den Boden, als ob wir einfach davon ausgingen, daß wir ihn behalten würden. Sie nahmen es hin.
    »Was machen wir, wenn wir zur Toilette müssen?«
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    fragte Stan.
    »Ihr geht, wenn wir sagen, ihr geht.«
    »Wir haben Durchfall und Bauchschmerzen und
    müssen hin und wieder erbrechen. Wir brauchen einen Eimer oder so was.«
    Ein Eimer wurde gebracht. Das waren zwar nur kleine Siege, aber ermutigende Zeichen, daß wir unsere
    Lebensbedingungen beeinflussen konnten. In jener ersten Nacht waren wir ganz fröhlicher Stimmung und alberten viel rum. Nicht weit von uns entfernt hörten wir
    Stimmengemurmel, und wir vermuteten, daß noch andere Gefangene da waren. Schließlich waren wir uns sicher, daß sie in der Zelle neben uns saßen. Wie viele es waren, konnten wir nicht sagen.
    Ganz am Ende des Ganges war eine Tür, und wenn die Wachen die zugeknallt hatten, schienen sie außer
    Hörweite zu sein. Niemand hatte uns gesagt, daß Reden verboten war, aber wir gingen sicherheitshalber davon aus.
    Mit dem Blechbecher klopften wir leise einen
    einfachen Erkennungscode an die Wand, um
    festzustellen, ob in der Zelle nebenan Verbündete waren.
    Nur jemand aus dem Westen würde das freundliche
    Klopfzeichen erkennen, das man zum Beispiel gibt, wenn man bei einem Freund anklopft: dam, dadada dam –
    worauf natürlich folgen muß: dam, dam. Wir bekamen die erhoffte Antwort. Die Kontaktaufnahme gab uns
    Auftrieb und dem anderen vermutlich auch. Es war ein gutes Gefühl, daß bereits in der ersten Nacht so etwas passierte.
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    Wir fingen an, über unsere Lage zu spekulieren.
    Waren noch andere aus unserem Stoßtrupp hier? War das nur eine Zwischenstation? Würden wir die ganze Zeit über hierbleiben?
    »Wir wußten nicht, wo ihr abgeblieben wart«, sagte Stan. »Vince lallte irgendwas von Flugzeugen und
    TACBE, und Chris und ich erinnerten uns, daß wir Jets gehört hatten. Wir kamen schließlich dahinter, daß Vince meinte, ihr wärt stehengeblieben, um mit den Maschinen Verbindung aufzunehmen. Wir saßen auf einer Anhöhe und spähten durch das Nachtsichtgerät, aber es war keine Spur von euch zu entdecken. Wir haben versucht, euch über TACBE reinzukriegen, aber ohne Erfolg.
    Schließlich haben wir beschlossen weiterzugehen, in der Hoffnung, ihr würdet die Richtung beibehalten und

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