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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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wir würden uns wiedertreffen.«

    Sie marschierten etwa vier Stunden weiter bis kurz vor Morgendämmerung. Chris und Stan hatten Angst, daß man sie im freien Gelände entdecken würde. Vince war zu keiner Entscheidung mehr fähig; er stand schwankend in Wind und Regen, während die anderen in der Gegend nach einem Versteck Ausschau hielten.
    Stan fand eine etwa zwei Meter tiefe Panzertarngrube, aus der knietiefe Kettenspuren herausführten. Sie brachten Vince in eine der Spurrillen und legten sich links und rechts neben ihn. Chris und Stan schliefen immer nur abwechselnd, und derjenige, der wach war, kümmerte sich um Vince.
    Bei Tagesanbruch sah Stan sich rasch ein wenig um.
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    Zu seinem Entsetzen stellte er fest, daß die Gruppe nur etwa 600 Meter von einer feindlichen Stellung entfernt lag – ob es sich um eine Hütte oder einen Kastenwagen mit Antennen handelte, war nicht genau zu erkennen. Sie saßen also bis Sonnenuntergangfest.
    Es fing an zu schneien. Bald darauf ging der Schnee in Schneeregen über, und die Spurrillen füllten sich mit Matsch. Sie waren bis auf die Haut durchnäßt. Die Temperatur sank. Sie hatten nur noch wenig zu essen, zusammen gerade mal zwei Packungen Kekse. Alles andere hatten sie in den Rucksäcken gelassen.
    Als die Dämmerung hereinbrach, krochen sie aus der Erdrinne und standen auf. Sie hatten zwölf Stunden in eiskaltem Wasser gelegen. Stan hatte kein Gefühl mehr in Händen und Füßen; Chris’ Gelenke waren blau gefroren.
    Sie bewegten sich im Kreis, Vince zwischen sich. Als die Dunkelheit hereingebrochen war und es Zeit war weiterzugehen, waren sie so durchgefroren, daß sie ihre Waffen nur aufheben konnten, indem sie sie mit beiden Armen hochhievten.
    Vince konnte schon bald nicht mehr Schritt halten.
    Einmal blieb er plötzlich stehen und rief die anderen zu sich. Er klagte über seine Hände und murmelte, sie seien schwarz geworden. Chris sah sie sich an und stellte fest, daß Vince schwarze Lederhandschuhe trug. »Steck die Hände in die Tasche, Kumpel, dann sind sie bald wieder okay«, sagte er.
    Als sie das nächste Mal haltmachten, war Vince völlig verwirrt. Stan und Chris drängten sich dicht an ihn, aber es nützte nicht viel. Sie mußten in Bewegung bleiben, 470
    sonst würden sie erfrieren. Sie waren auf erhöhtem Gelände, überquerten nackten Fels und weite
    Schneeflächen. Chris ging mit dem Kompaß voraus, doch die Kälte machte ihm immer mehr zu schaffen. Er bewegte sich wie in Zeitlupe.
    Der Abstand zwischen den drei Männern vergrößerte sich, ah sie in unterschiedlichem Tempo einen Hang hochstiegen. Stan blieb stehen, um Vince überholen zu lassen; er wollte ihn im Auge behalten. Aber Vince kam nicht. Stan drehte sich um; Vince war nirgends zu sehen.
    Stan rief Chris zu sich, und beide machten kehrt. Sie gingen auf ihrer eigenen Spur zurück, konnten aber in dem dichten Schneetreiben nur noch wenige Meter weit sehen. Sie kamen an ein Plateau aus nacktem Fels. Auf der anderen Seite fanden sie ihre Spur nicht wieder.
    Sie mußten eine Entscheidung fällen. Ihre
    Körpertemperatur sank rapide. Still zu stehen bedeutete den sicheren Tod; sie mußten wieder weitergehen.
    Schließlich blickten sie sich nur an, drehten sich um und gingen wieder zurück den Berg hinauf.
    Stan und Chris gingen die ganze Nacht durch, und gegen halb sechs morgens hatten sie die Hochebene hinter sich. Sie kamen in ein flaches, knapp einen Meter tiefes Wadi, wo sie sich aneinanderdrängten. Bei Tagesanbruch klarte der Himmel auf; die Sonne kam heraus, und zum erstenmal seit mehreren Tagen spürten sie Wärme auf dem Gesicht.
    Gegen 14 Uhr hörten sie Ziegen, und prompt wurden sie von einem alten Hirten entdeckt. Er trug einen zerlumpten Tweedmantel. Stan mußte unwillkürlich 471
    denken, wie warm der Mantel aussah und wie schön es wäre, warmes Ziegenfleisch zu essen.
    Der alte Knabe wirkte ganz freundlich, als er nach Osten zeigte. Er zeichnete Bilder in den Sand, die wohl Essen, ein Haus und ein Auto bedeuteten. Chris sah Stan an. Sollten sie ihn töten? Damit würden sie ihr Versteck schützen, aber was, wenn der Alte von jemandem erwartet wurde?
    Stan wollte unbedingt das Auto in Augenschein
    nehmen. »Ich geh’ und hol’ es her, und wir brausen los.
    Um Mitternacht sind wir dann an der Grenze«, sagte er.
    Sie legten RVs, die Vorgehensweise und Warnsignale fest, dann zog Stan mit dem alten Knaben und den Ziegen in östlicher Richtung los. Er ließ seine Gürteltasche bei

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