Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
losmarschieren. Nach einigen Metern ließen sie uns wieder anhalten, und ein Soldat ging die Reihe auf und ab und besprühte uns mit Parfüm. Ich biß die Zähne zusammen. Der Geruch war nicht schlimm,
    doch der Alkohol brannte mir auf der schlecht rasierten Haut.
    503
    Wir bestiegen einen Bus, und nach etwa einer Stunde sagte man uns, wir dürften die Augenbinde abnehmen.
    Der Bus hatte Vorhänge an den Fenstern, aber ich konnte durch eine Lücke hinausblicken und sah durch Bomben zerstörte Brücken und Gebäude. Dennoch schien das
    Leben halbwegs normal zu verlaufen. Es herrschte eine vergnügte Stimmung im Bus. Die Piloten begrüßten
    einander, und die Wache vorn saß einfach nur da und ließ sie gewähren.
    Trotzdem war das Ganze vielleicht nur ein
    Riesenbluff, und ich beschloß, mich weiterhin zu
    beherrschen.
    Wir fuhren vor der Tür des Nova Hotels vor. Es
    wimmelte nur so von Soldaten und Kamerateams, und
    ein regelrechter Fuhrpark von Rotkreuzfahrzeugen war zu sehen. Jetzt fühlte ich mich etwas wohler.
    Zuerst hielt ich die Leute, die sich in der Halle
    drängten, für irakische Soldaten, doch sie entpuppten sich als ein algerisches Ärzteteam. Das Rote Kreuz hatte mit Saddam die Vereinbarung getroffen, für Bagdad ein
    Ärzteteam zur Verfügung zu stellen. Die Algerier
    wohnten in dem Hotel und halfen in den Krankenhäusern der Stadt.
    Man brachte uns in einen der Empfangsräume, wo wir zur Feststellung der Personalien nach Nationalitäten aufgeteilt wurden. Das Hotel hatte keine Heizung, kein heißes Wasser, keine Aufzüge. Es gab zwar elektrisches Licht, doch alles andere hatte das Rote Kreuz
    mitgebracht, einschließlich der eigenen Verpflegung.
    Es war das erste Mal, daß das Rote Kreuz von den
    504
    Irakern irgendwelche Informationen über uns bekommen hatte. Und selbst jetzt noch waren die Listen falsch, die man ihnen aushändigte. Das war zwar ein Verstoß gegen die Genfer Konvention, doch verglichen mit unseren sonstigen Erfahrungen als Kriegsgefangene ein eher harmloser.
    Ich konnte es kaum erwarten, etwas über Dinger und Stan zu erfahren.
    »Sind vor uns schon Gefangene freigelassen worden?«
    fragte ich eine der Frauen.
    Das Personal des Roten Kreuzes war bunt gemischt,
    von Frauen um Mitte Zwanzig bis hin zu Männern, die Ende Fünfzig waren. Es waren ungeheuer mutige und
    erfahrene Leute. Ich beneidete sie nicht um ihren Job.
    »Ja, sie sind über Jordanien rausgekommen.«
    »Könnten Sie mir vielleicht die Namen der Briten
    sagen?«
    Sie sah eine Liste durch und fand die Nachnamen von Dinger und Stan. Die anderen Namen kannte ich nicht.
    Die Frau bestätigte mir, daß wir der letzte Schub
    waren. Also waren wir drei die ganze Zeit die einzigen aus unserem Trupp gewesen, dachte ich. Das ganze
    Gerede über verwundete Funker war ausgemachter
    Schwachsinn gewesen – ein Bluff, damit ich plauderte, was ich schließlich auch getan hatte. Legs war vermutlich schon tot, seit Dinger ihn zurückgelassen hatte.
    Sobald der Verwaltungskram erledigt war, bekamen
    wir ein Rotkreuzschildchen mit einer Nummer, und die Europäer wurden in den dritten Stock gebracht. Mir fiel auf, daß die Notausgänge mit Brettern vernagelt waren, 505
    so daß man nur über die Haupttreppe hinein und
    hinauskonnte.
    Alle lebensnotwendigen Dinge befanden sich im
    dritten Stock. Ein Mitarbeiter vom Roten Kreuz brachte uns alles, was wir haben wollten – falls er es hatte. Wir bekamen weichgekochte Eier, die viel zu weich waren.
    Als wir sie aufmachten, liefen sie, doch es waren die besten Eier, die ich je gegessen hatte. Die anderen aßen danach Croissants und tranken Kakao, doch zu dem
    Zeitpunkt war ich bereits auf dem Klo und kotzte. Ich fing mit einem leeren Magen wieder von vorn an und begnügte mich mit einer Flasche Bier und etwas Brot.
    Wir saßen da und unterhielten uns, und ich hörte von allen Seiten nur: »So, das war’s, wir sind raus.«
    Ich fand das unglaublich. Nach allem, was wir
    durchgemacht hatten, trauten die Leute hier den Zusagen der Iraker wirklich. Offenbar war geplant, daß wir ein paar Stunden im Hotel blieben und dann zu einem
    Flugplatz gebracht wurden. Einer vom Roten Kreuz
    fragte, ob uns kalt sei.
    »Scheißkalt«, lautete die Antwort.
    Zwei Stunden später brachte er uns Pullover, die
    jemand in der Stadt gekauft hatte. Sie hatten ulkige Muster, aber sie waren warm.
    Der Leiter des Roten Kreuzes erschien und sagte: »Ist hier ein Andy McNab?«
    »Ja.«
    »Unten ist jemand, der Sie

Weitere Kostenlose Bücher