Die Männer von Bravo Two Zero
einfach scheußlich. Mein Fuß ist auf der Ladefläche auf 509
und ab gehüpft, weil ich ihn nicht kontrollieren konnte, und ich hab’ gebrüllt wie am Spieß. Die fanden das lustig und haben sich totgelacht.«
Mark verlor viel Blut und dachte, er müsse sterben.
Sein Fuß wurde nicht behandelt; die klaffende Wunde wurde einfach bandagiert und sollte von allein verheilen.
Die ganze Zeit im Gefängnis war er nackt mit
Handschellen an ein Bett gefesselt. Man ließ ihn
praktisch vor sich hinfaulen. Er wurde den gleichen Verhören unterzogen wie wir übrigen, mit dem einzigen Unterschied, daß er in seinem Raum verhört wurde.
»Sie stießen mir gegen den Fuß«, sagte er, »und
rüttelten mir am Bein, so daß mein Fuß wild
herumschlug. Es war die Hölle. Aber eines war komisch.
Sie hatten meine Sachen neben dem Bett in einem
Haufen auf den Boden gelegt. Und jeden Tag guckte ich auf das Gold, das in dem Kreppapier eingepackt war, und die Idioten fanden es erst, als meine Gefangenschaft schon halb rum war. Meine Fluchtkarte und den Kompaß hatte ich die ganze Zeit über.«
Zwei Burschen waren dafür zuständig, ihn zum Klo zu bringen. Er nannte die beiden alten Knaben »Blitzblank«
und »Tiefenrein«, weil sie total verdreckt waren. Wenn er allein war, nahm er sich den Wasserkrug und versuchte, seine Wunde zu säubern. Das eigentliche Loch war mit Haut und klebrigem Zeug verstopft und sah miserabel verheilt aus. Sein Fuß war so dick geschwollen wie ein Kürbis.
»Manchmal hab’ ich gerufen, ich müßte scheißen, und dann sind sie gekommen und haben mir eine Schüssel 510
unter den Arsch geschoben und mich stundenlang so
sitzen lassen. Ich hab’ alles vollgepißt, weil ich es nicht steuern konnte, und die Scheiße stand bis zum
Schüsselrand.«
Er wurde ziemlich oft von den Wachen mißhandelt.
Manchmal kamen die Burschen rein und spielten mit
seinem Fuß oder quälten ihn sonstwie. Die ganze Zeit über erzählte er immer und immer wieder die gleiche Geschichte wie wir übrigen. Während eines Verhörs
erkannte jemand seinen neuseeländischen Akzent. Man beschuldigte ihn, er sei ein Söldner, der für die Israelis arbeite.
Ich erzählte ihm, daß Dinger und Stan bereits auf dem Weg nach Großbritannien waren und was unserer
Ansicht nach mit den anderen passiert war. Als wir über einige Vorfälle während unserer Gefangenschaft
sprachen, meinte er, daß er möglicherweise in demselben Gefängnis gewesen sei wie wir, denn es wurde offenbar zur selben Zeit von Bomben getroffen.
Das Rote Kreuz schenkte eimerweise Kaffee an uns aus, und dann gab es ein warmes Abendessen.
Mark hatte Läuse, wie wir alle, und stank von oben bis unten. Doch sein Gestank war irgendwie eigentümlich, und er machte sich Sorgen, er könnte Wundbrand haben.
Wir sprachen darüber, was jetzt noch alles passieren konnte, kamen aber immer wieder auf unsere
schrecklichen Erlebnisse zurück und versuchten, uns bei den Schilderungen gegenseitig zu übertreffen.
Ich erzählte Mark gerade von der Situation draußen 511
mit der Geheimpolizei, als einer vom Roten Kreuz
vorbeikam und sagte, es gäbe eine Verzögerung. Wir könnten erst am nächsten Tag los, weil das Flugzeug nach Saudi-Arabien geflogen sei, um Gefangene
abzuholen, die ausgetauscht werden sollten, aber wegen schlechter Witterung erst am nächsten Morgen
zurückkäme.
Die Leute vom Roten Kreuz waren nervös. In den
Fluren und an allen Eingängen postierten sie Wachen, die sie mit Kerzen und Essen versorgten. Offenbar rechneten sie mit einer harten Nacht.
Mark und ich tranken ein Bier und legten uns aufs Ohr.
Ich hatte vor, neben seiner Trage auf dem Boden zu schlafen, für den Fall, daß es Probleme gab. Aber aus dem Plan wurde nichts. Als ich kurz nach oben ging, um etwas zu essen und Kakao zu besorgen, schlief ich auf einem Stuhl ein. Leute vom Roten Kreuz saßen zu zweit oder dritt zwischen uns und blieben die ganze Nacht wach.
Ich wachte früh auf. Ein Offizieller erschien und
verkündete grinsend, es sei Zeit für die Heimreise. Für Mark und mich stellte sich jetzt ein Sicherheitsproblem, da Angehörige der SAS verpflichtet sind, um jeden Preis dafür zu sorgen, daß kein Foto von ihnen in der Presse erscheint. Ich sprach mit den Piloten und erklärte dem Roten Kreuz unsere Schwierigkeiten.
»Kein Problem«, sagten sie. »Wenn der Bus vor dem
Hotel hält, fahren Krankenwagen zum
Lieferanteneingang, weil wir nur da die
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