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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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viel zu erkennen – nur eine riesige Sandwüste mit ein paar Hügeln. Weit verstreut sah man seltsame Kreise, wie die Kornkreise in England, nur umgekehrt: Hier war es, als würde das Getreide in Kreisen wachsen, statt
    kreisförmig plattgewalzt zu sein. Das waren
    Gemüsepflanzungen, die aus der Luft wie grüne
    Wasserwerke aussahen. Über ihnen drehten sich ständig lange Sprüharme, um die Pflanzen zu versorgen. In dieser Ödnis sahen sie völlig fehl am Platz aus.
    Es war nun fast dunkel, und wir waren etwa 20
    Kilometer vor der Grenze, als der Pilot in sein Mikro sprach:
    »Geht mal ans Fenster, Jungs, und schaut euch das
    an.«
    Etwa tausend Fuß über uns sahen wir unzählige
    Flugzeuge. Dirigiert von AWACS, flogen sie im Abstand von Sekundenbruchteilen durch ein kompliziertes Netz von Luftkorridoren, um Zusammenstöße zu vermeiden.
    Alle hatten die vorderen Scheinwerfer eingeschaltet, und der ganze Himmel war angestrahlt. Es sah aus wie in
    »Krieg der Sterne«, all diese bunten
    Flugzeugscheinwerfer unterschiedlichster Größe. Wir flogen mit etwa 100 Knoten, die anderen jedoch mit etwa 500 bis 600. Ich fragte mich, ob sie über uns Bescheid wußten, ob sie wohl zueinander sagten, hoffentlich machen wir unsere Sache gut, damit die Jungs da unten 95
    ihre erledigen können. Ich bezweifelte das allerdings.
    Zwei Abfangjäger kreischten auf uns zu, um uns zu
    checken, und zischten wieder hoch.
    »Noch fünf Kilometer bis zur Grenze«, sagte der Pilot.
    »Was ist denn jetzt los?«
    Es war, als sei die Hauptsicherung für die
    Himmelsbeleuchtung durchgebrannt. Unvermittelt war der Himmel pechschwarz. Alle Flugzeuge hatten im
    gleichen Moment die Scheinwerfer abgestellt.

    Wir landeten in tintenschwarzer Nacht zum »heißen«
    Auftanken, was bedeutete, wir blieben bei drehenden Rotorblättern an Bord. Hier würden wir die letzte
    Entscheidung für unsere Startfreigabe erhalten, und als die Bodenbesatzung aus dem Dunkel heraustrat, hielt ich besorgt nach einem positiven Zeichen Ausschau. Einer der Männer sah den Piloten an und senkte den Daumen.
    Umkehren. »Scheiße!«
    Dann rannte ein anderer mit einem Stück Papier auf uns zu und schob es durch das Fenster.
    Einen Moment später ertönte die Stimme des Piloten über das Mikro: »No go, no go, wir müssen zurück!«
    Sofort war Dinger am Interkom. »Verfluchte Scheiße, bring uns doch einfach über die Grenze, nur damit wir mal dagewesen sind. Komm schon, sind doch bloß ein paar Kilometer, das dauert nicht lange. Wir müssen einfach mal rüber, um denen im Lager das Maul zu
    stopfen!«
    Aber der Pilot sah das anders. Wir blieben weitere 20
    Minuten am Boden, bis die Check-ups und das
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    Auftanken beendet waren. Dann hoben wir ab in
    Richtung Süden. Dort warteten schon die Wagen auf uns.
    Wir luden alles wieder aus und wurden zum Standort der Abteilung gebracht, die inzwischen auf der anderen Seite des Flughafens lagerte. Die Jungs hatten sich dort Löcher gegraben und mit ihren Ponchos oder Pappkartons
    abgedeckt, um sich vor dem Wind zu schützen. Es sah aus wie ein Penner-Camp. Überall sah man Gestalten vor kleinen Hexy-Feuern hocken.
    Unser Trupp war in düsterer Stimmung, nicht nur, weil wir es nicht über die Grenze geschafft hatten, sondern auch aufgrund der Unsicherheit, was als nächstes
    geschehen würde. Ich war erst recht sauer, denn ich hatte leichtsinnigerweise vor dem Abflug meine Matratze
    abgegeben.

    Den ganzen nächsten Tag hingen wir bloß herum und
    warteten darauf, daß was passierte und wir die
    Starterlaubnis erhielten.
    Wir überprüften unsere Ausrüstung noch ein paarmal und versuchten, es uns ein wenig gemütlicher zu machen, falls diese Wartezeit länger dauerte. Wir hängten unser Tarnnetz auf – aber nicht aus taktischen Gründen, denn der Flughafen lag in einem sicheren Gebiet –, sondern, um den Wind abzuhalten und uns tagsüber Schatten zu geben. Man hat so zumindest eine Illusion von Schutz und Geborgenheit. Als wir damit fertig waren, jagten wir in kleinen Landrovern und Buggys in der Gegend herum auf der Suche nach etwas zum Klauen. Der Flughafen stellte sich als ein Paradies für Kleptomanen heraus.
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    Auf der anderen Seite der Rollbahn lag Klein-
    Amerika. Die hatten alles – Mikrowellenherde,
    frischgebackene Kuchen und Bart-Simpson-Videos, die 24 Stunden am Tag vor sich hinflimmerten. Warum auch nicht? Die Yankees wissen, wie man einen Krieg auf elegante Weise führt. Sämtliche Schulkinder in den Staaten

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