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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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vermessen.
    Doch abgesehen von den Witzchen hörte man auch
    öfter ein gemurmeltes: »Bis bald also«, oder:
    »Hoffentlich geht alles gut.«
    Dann kam die Besatzung in ihren kugelsicheren
    Westen zu einem letzten Schwatz, und wir stiegen ein.
    In einem Chinook gibt es keine Erste Klasse. Der
    Innenraum ist sehr karg, eine nackte Hülse mit
    Plastiküberzug. Es gab auch keine Sitze, nur rutschfesten Boden. Und der war hier mit Dreck und Sand
    überkrustet. Außerdem hatte man innen einen großen Zusatztank installiert, damit wir genügend Kraftstoff hatten. Es stank nach Kerosin und den Motoren, selbst hinten, nahe am Einstieg. Es war, als würde man sich in einen Backofen setzen. Die Lademeister hielten die obere Hälfte der Tür auf, damit wir ein wenig Frischluft bekamen.
    Dann setzten die Rotoren ein und spuckten entsetzliche Abgaswolken nach hinten. Die Jungs draußen taten, als müßten sie würgen und sich übergeben. Die Spandau-Ballet -Gruppe legte noch einen vor. Der Chinook löste 105
    beim Abheben einen größeren Sandsturm aus. Als der Staub sich wieder gelegt hatte, waren wir schon 30 Meter hoch und konnten bald nur noch die blinkenden
    Scheinwerfer der Pinkies erkennen.

    Es war heiß, und ich begann zu schwitzen und zu stinken.
    Ich war auch müde, seelisch wie körperlich. Mir ging so viel durch den Kopf. Die erste Phase, die Infiltration, machte mir Sorgen, denn wir konnten da kaum was
    beeinflussen – nur dasitzen und aufs Beste hoffen. Ich hatte es nie gern, wenn mein Leben in den Händen
    anderer lag. Entlang unserer Flugroute lagen
    verschiedene
    Roland -Luftabwehrstellungen, und je
    größer das Flugzeug, um so höher die Chance,
    abgeschossen zu werden. Chinooks sind riesig. Dann bestand noch das zusätzliche Risiko, von eigenen
    Flugzeugen getroffen zu werden, da wir unter der
    Deckung von drei Luftangriffen einflogen.
    Ich freute mich jedoch darauf, anzukommen. Es war
    ein gutes Gefühl, eine klassische SAS-Aufgabe zu leiten.
    Jeder hofft in seinem Leben auf einen größeren Einsatz, und das hier war meiner, in Begleitung einer Truppe, die der Rest der Abteilung schon jetzt die Fremdenlegion nannte.
    Man hatte die Rucksäcke angeschnallt, damit sie nicht herumflogen und auf uns stürzten, falls der Pilot eine heftige Ausweichaktion machen mußte oder wir
    abgeschossen wurden. Im allerletzten Licht hatten die Lademeister Leuchtstäbe aktiviert und um unsere
    Ausrüstung gesteckt, damit wir sehen konnten, wo alles 106
    war, und Verletzungen vermeiden konnten. Die Stäbe sind die gleichen, wie man sie auf der Kirmes kaufen kann – ein Plastikröhrchen, das man biegt, um die
    Glasampullen drinnen aufzubrechen. Dann vermischen sich die beiden Chemikalien darin, und der Stab beginnt zu leuchten.
    Ich setzte Kopfhörer auf und sprach mit dem Piloten, während die anderen Jungs die RAF-Sachen
    durchwühlten und sich die Sandwiches, Schokolade und Mineralwasserflaschen der Besatzung vornahmen.
    Wir sprachen noch mal die Landung durch. Falls wir beim Landen Feindkontakt hatten, würden wir im
    Chinook bleiben. Falls es beim Ausstieg passierte, gingen wir wieder hinein. Aber wenn der Hubschrauber bereits abgehoben hatte und wir dann Probleme bekamen, würde das Simplex-Funkgerät etwa anderthalb Kilometer weit reichen, um ihn zurückzurufen.
    »Dann drehe ich einfach um und donnere wieder
    runter«, sagte der Pilot. »Ihr steigt dann irgendwie ein und vergeßt die Ausrüstung!«
    Man hält die Royal Air Force manchmal für eine Art Luxustaxi, das einen von A nach B bringt, aber das stimmt nicht. Die Hubschrauberbesatzung war
    maßgeblicher Bestandteil dieser Operation. Es war eine äußerst gefährliche Angelegenheit für einen Piloten, einen Chinook einfach so einzufliegen. Die Maschinen sind sehr groß und geben ein leichtes Ziel ab, aber unser Pilot war bereit, das zu riskieren. Entweder hatte er keine Ahnung, was passieren könnte, oder er war abgebrüht, weil es halt sein Job war. Offensichtlich hatte er 107
    Erfahrung, also war er abgebrüht. Doch wenn er bereit war, es zu tun, dann war mir das verflucht egal. Ich würde also wieder in die Maschine klettern.

    Wir überflogen nun saudiarabisches Gebiet, und ich betrachtete aufmerksam den Boden unter mir: flach wie ein Billardtisch, nichts als braune Farbe. Ich war schon oft im Nahen Osten gewesen, aber so etwas hatte ich noch nie gesehen.
    »Wir sind auf Zanussi«, sagte Chris in seinen
    Kopfhörer. Das war bei uns der übliche Ausdruck für

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