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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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konnten aber niemand anderen ausmachen. Ich deutete den anderen an, daß wir die Stellung östlich umgehen mußten. Diesen Hügel
    umrundeten wir in etwa 400 Metern Entfernung und
    gingen dann weiter nach Westen.
    Auf der anderen Seite des Hügels sahen wir die
    Innenbeleuchtung eines stehenden Wagens. Es war ein nächtlicher Abstellplatz für Fahrzeuge. Wieder mußten wir ausweichen, nach Süden gehen, es noch mal
    versuchen und westlich weiterziehen. Wir stießen auf weitere Truppen und Zelte. Wieder ging es einen
    Kilometer nach Süden, dann nach Westen. Endlich hatten wir alles hinter uns. Diese Bewegungen kosteten uns gut und gern zwei Stunden, und wir hatten keine Zeit zu vergeuden.
    Nun ging es durch das bergige Gelände in Richtung
    Syrien. Inzwischen waren wir auf 300 Meter Höhe
    gelangt. Es war kälter, als wir gedacht hatten. Die Gegend sah aus wie auf einem NASA-Foto vom Mond –
    kahl, weiß, mit Erhebungen am Horizont. Die
    Bergeinschnitte kanalisierten den Wind in unsere
    Richtung. Wir mußten uns kräftig dagegenlehnen, wenn wir auf die Senken zuhielten. Dann marschierten wir 203
    durch eine Gegend von verbrannter Erde, die von Kratern und Panzergräben durchfurcht war. Vielleicht war es ein ehemaliger Schießplatz oder ein verlassenes
    Gefechtsfeld. Die Krater standen voll Wasser, Eis und Schnee und erinnerten mich an Fotos aus dem Ersten Weltkrieg.
    Wir verabredeten, sofort zu melden, wenn jemandem
    die extremen Bedingungen zu stark zusetzten. Keiner sollte den zähen Burschen spielen. Wenn nur einer es wollte, gingen wir so schnell es ging tiefer oder suchten eine windgeschützte Stelle. Wenn wir den nächsten Tag auch noch dort oben verbringen mußten, würde es uns umbringen. Wir waren immer noch völlig durchnäßt und unterkühlt.
    In den frühen Morgenstunden ging es mit Mark
    bergab. »Wir müssen nach unten steigen, mir geht’s beschissen.«
    Wir blieben stehen, und ich versuchte nachzudenken.
    Es war nicht leicht, sich zu konzentrieren. Eisiger Regen pfiff uns direkt ins Gesicht. Meine Gedanken waren verschwommen, es war schwierig, den Schmerz lange
    genug zu vergessen, um nachzudenken. Sollten wir
    weiter nach Westen gehen und versuchen, die Höhe zu überqueren und Deckung zu finden? Oder sollten wir zurückgehen, wo wir mit Sicherheit vor dem Wind
    geschützt waren? Ich beschloß, um Mark zu retten,
    müßten wir tiefer gehen.
    Die einzige mit Sicherheit vor dem Wind geschützte Stelle war das Flußbett neben der Schotterstraße. Wir kamen mehr oder minder parallel zur Straße nach unten, 204
    aber etwa 200 Meter von möglichen Scheinwerfern
    entfernt. Die zwei Stunden beim Abstieg waren sehr schlimm. Wir gingen so schnell wir konnten und fanden kurz vor Tagesanbruch eine Senke im Boden, ein
    Mittelding zwischen Versteck und Windschutz. Morgen würden wir es noch mal versuchen.
    Die Senke war kaum einen Meter tief. Wir legten uns dicht nebeneinander. Es war schrecklich. Wir waren elend lange marschiert, um weniger als zehn Kilometer in Richtung Nordwesten zurückzulegen. Aber es war besser, die Streckenleistung einer Nacht zu verlieren als einen Mann. Zwei Kilometer weiter im Norden sahen wir die Schotterstraße. Die Senke verlief zwar in Windrichtung, aber wir waren einigermaßen geschützt. Wir drängten uns aneinander und hielten die Augen offen.

    Im Morgengrauen des 26. vergewisserten wir uns, daß wir nicht direkt oberhalb einer feindlichen Stellung saßen. Es gab nur eine Anhöhe, von der aus man uns hätte sehen können, und da wir uns an eine Seite der Bodensenke drängten, war nicht damit zu rechnen.
    Das Wetter war umgeschlagen. Nicht eine Wolke
    stand am Himmel, und als die Sonne durchkam, war das eine Wohltat, psychisch gesehen, denn es war noch sehr kalt. Der eisige Wind pfiff unverändert, und wir waren bis auf die Haut durchnäßt.
    Ich hatte einen kleinen Feldstecher dabei, ein
    hervorragendes Gerät, das ich bei einem Juwelier in Hereford gekauft hatte. Ich blickte nach Norden zur Straße hin, die zu einer Tankstelle führte. In
    205
    regelmäßigen Abständen kamen Fahrzeuge, alle paar
    Minuten: Öl-Lkw, Wassertransporter, LandCruiser mit Zivilisten, der Ehemann am Steuer und die Frau ganz in Schwarz gehüllt im Fond. Meistens kamen die Fahrzeuge in Dreier- oder Vierergruppen. Es waren auch viele Militärkonvois unterwegs, Panzerfahrzeuge und
    Lastwagen.
    Nach Süden hin sah ich in zwei Kilometer Entfernung Strommasten, die in südöstlich-nordwestlicher Richtung

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