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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Chriffie
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küssen. Aber da war noch mehr: Er brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Er liebte sie. Aber genau das hatte er ihr nicht gesagt. Woher sollte sie es dann wissen? Es gab nur einen Weg. Karl musste sie finden und ihr sagen, wie sehr er sie liebte. Dann käme sie zurück und zusammen wären sie glücklich bis an das Ende ihres Lebens. Es war ganz einfach. Wenn er sich beeilte, konnte er sie noch vor der Trauung im Schloss finden.
    Sobald Reinhard mit dem warmen Rasierwasser kam, überschüttete Karl ihn mit Fragen. Doch der Kammerdiener konnte nur wenig sagen und war sprachlos, als er von Katharinas Verschwinden hörte.
    „Ich habe keine Ahnung, wo sie ist.“, sagte der Wuschelkopf. „Gestern hat sie Leni freigegeben, weil sie das neue Kleid alleine anziehen könnte. Wie Euer Gnaden sich vorstellen kann, ist die Zofe fröhlich zu ihren Eltern gefahren und wird erst in drei Tagen wieder zurück sein.“
    „Finde Er sie und bringe Er sie her!“, knurrte Karl, während er das Messer schliff. „Wir benötigen die Zofe hier.“ Nach ein paar Strichen ordnete der Prinz an: „Schickt Boten zum Stift und fragt nach, wo Katharina ist! Fragt auch in Hochheim nach!“
    Reinhard gab die Anweisungen weiter und fragte Karl, warum die Urkunde auf dem Tisch zerrissen wäre. Ungläubig starrte der Bräutigam auf das Papier. Katharina hatte sein Geschenk zurückgewiesen und die Überlassung so hinfällig gemacht. Ein scharfer Stich fuhr in sein Herz. Sie lehnte sein Geschenk ab. Aber warum?
    „Mir scheint mit Verlaub, Euer Gnaden, dass Madame ohne Aufsehen verschwinden wollte. Sie hat mir etwas für Euch gegeben.“
    Ein Lichtblick! Doch Karl war enttäuscht, als Reinhard ihm keinen Brief, sondern einen in Stoff eingeschlagenes Paket brachte. Kaum schlug der Kammerdiener die Ecken auseinander, funkelte es in Silber und Blau. Katharina hatte ihm einen Rock genäht, mit dem er Staat machte. Überwältigt sank er in seinem Lieblingssessel und sah zu, wie Reinhard das kostbare Stück auf einen Holzdiener legte und aufbürstete. Es war ein fürstliches Geschenk, jeder Stich eine Liebeserklärung an ihn. Aber warum tat sein Herz dann so weh?
    Der erste Bote meldete, dass niemand Katharina gesehen hatte. Weitere kamen mit derselben Nachricht. Egal wo auch immer Karl nachfragen ließ, keiner wusste, wo sie war. Es gab keine Hinweise darauf, wohin sie gegangen war. Das konnte doch nicht sein! Irgendjemand musste sie gesehen haben!
    Schließlich suchte er seinen Vater in der Bibliothek auf. Der saß angezogen mit umgelegter Fürstenkette in seinem Sessel und rauchte eine Zigarre. Gedankenverloren starrte Friedrich in den Rauch, als Karl ins Zimmer stürmte:
    „Weißt du, wo Katharina ist?“
    „Sie ist nicht mehr hier? Ich wollte mit ihr über Theresa sprechen.“
    „Was hast du mit ihr gemacht?“
    „Mein Sohn, ich habe nichts gemacht.“ Erstaunt sah Friedrich seinen Sohn an. „Sie wird bestimmt in ein paar Tagen zurück sein. Sie hat dir Zeit mit deiner jungen Frau gegönnt.“
    Doch Karl fluchte leise vor sich hin, weil sein Vater keine Hilfe war. Was verstand der schon von Liebe! Wenn seine Diener erfolglos waren, suchte er eben selber nach seiner Mätresse. Nachdem er die offiziellen Räume abgesucht hatte und Katharina verschwunden blieb, musste sich Karl eingestehen, dass sie weg war. Ein zweites Messer bohrte sich in seine Brust. Wie sollte er den heutigen Tag überstehen? Bisher war sie immer da gewesen und hatte ihn mit ihrem wunderbaren Lächeln bezaubert. Die Hochzeitsnacht hätte ihr gehört und er hätte sie auf Gipfel der Leidenschaft geführt, dass sie nie wieder einen anderen Mann als ihn angesehen hätte. Was blieb ihm jetzt?
    Reinhard machte sich mit einem Hüsteln bemerkbar. „Euer Gnaden, Madame wollte nicht, dass Ihr traurig seid. Sie wollte Euch fröhlich sehen.“
    Geistesabwesend nickte Karl. Katharina hatte stets das Beste für ihn gewollt. Also vertraute er sich ein letztes Mal ihrer Führung an und ging zu seiner Hochzeit. Hoffentlich war seine Ehefrau annähernd so nett, wie Katharina sie ihm geschildert hatte.
    Die Schlosskapelle war mit den letzten Blumen dieses Jahres geschmückt und ein Feuerwerk in Rot und Blau und Weiß. Die Hofgesellschaft drängte sich zusammen, weil die zusätzlichen Gäste mehr Platz als vorgesehen brauchten. Karl kniff für einen Moment die Augen zusammen. In dem Mittagslicht, das durch die bunten Glasfenster fiel, strahlten die Seidenkleider und Juwelen mit der Bemalung der

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