Die Maetresse bis Martini
Karl. Noch immer fehlte so viel an seinem Rock. Die Arbeit schien kein Ende zu nehmen, dabei sollte es perfekt sein. Sigismund und Otto planten satirische Einlagen für die Feiern und Fürstin Antonia kehrte früher als erwartet von ihrer Reise zurück. Mittlerweile war sie genesen und kam mit rosigen Wangen und guter Laune nach Hochheim zurück. Das Schloss verwandelte sich in einen Bienenstock, in dem ständig geputzt und gewienert wurde. Neue Gäste trafen ein, Lebensmittel wurden Tag und Nacht angeliefert und die Blumendekoration fand immer noch keine Gnade vor den Augen der Hofdamen.
Als der siebte November anbrach, war Katharina ungewöhnlich nervös. Karl schob das auf seine bevorstehende Hochzeit. Trotzdem war er unwirsch, als sie ihm erklärte, dass sie heute unbedingt das Grab ihrer Mutter besuchen wollte.
„Das hat doch Zeit bis in einer Woche.“, meinte Karl aufgebracht. „Ich brauche dich hier an meiner Seite. Wie soll ich all den Trubel überstehen ohne dich?“
„Ach Karl“, neckte Katharina ihn, „Du bist ein Mann und kannst alles.“
„Dann küss mich, damit ich weiß, wie sehr du mich liebst.“
Dieser Bitte kam Katharina gerne nach und schenkte ihm einen Kuss, der nach viel mehr schmeckte. Wie kam es, dass seine Sehnsucht nach ihr größer war als vor einem Jahr? Hatte er sich derartig verändert?
Katharina war völlig außer Atem, als sie in der Stiftskapelle eintraf. Zur eigenen Hochzeit zu spät zu kommen, wäre ein ungutes Vorzeichen gewesen! Drei Männer warteten auf sie: ihr zukünftiger Ehemann Max, sein Sekretär und der reichsritterliche Pfarrer. Befangen ging sie auf die drei zu und knickste. Plötzlich erklang ein schallendes Lachen aus Max’ Mund.
„Du bist köstlich! Komm näher, Eheweib, und lass dich ansehen.“ Max war weit über sechzig, ging am Stock und trug mit Vorliebe einfache grüne Röcke. Zumindest schloss Katharina das aus seinem Aufzug. „Dreh dich um! Gut, noch ein Stück. Ja, das muss man dem Schäfer lassen, ich kriege eine Vollblutweib.“
Bei diesen freimütigen Worten wurde Katharina knallrot. Was für einen Mann heiratete sie da? Wenn der immer so war?
„Stumm? Mir auch recht, schwatzendes Weibsvolk ist anstrengend.“
„Ich überlege lieber vorher, was ich sagen will.“, konterte Katharina.
„Oh, ein kluges Weib, dann kann ich beruhigt sterben. Hier ist der Ehevertrag. Mein Sekretär Ewald hat ihn aufgesetzt nach deinen Wünschen, du brauchst nur zu unterschreiben. Ich setze mich erstmal.“ Offenbar hatte er starke Schmerzen, denn Max ließ sich ein riesiges Kissen unterlegen. Vielleicht war es doch die richtige Entscheidung.
Ewald las ihr jede Bestimmung vor und wollte ihr alles danach noch einmal haarklein erklären. Doch Katharina winkte ab. Der Ehevertrag war großzügig und sicherte ihr nach Max’ Tod ein bequemes Leben. Nur in die Rolle der Landesmutter musste sie schnell hineinwachsen. Zum Glück hatte sie in den letzten Monaten viel von Antonia und Anna gelernt. Sie nahm die Feder und unterschrieb die Dokumente.
Mittlerweile war Marie eingetroffen und sah zufrieden, wie Katharina unterzeichnete. Jetzt wurde aus ihr doch eine ehrbare Ehefrau, dazu noch eine Adelige.
„Noch ein Weib?“ Max’ lautes Organ schreckte Katharina hoch.
„Ja, sie ist meine Dienerin und wird mich auf euer Schloss begleiten. Ihr erhaltet also zwei Frauen statt einer.“
„Klingt gut. Diese da passt ohnehin vom Alter her besser zu mir. Was hat sie da auf dem Rücken? Einen Buckel?“
„Nein, das ist ein Engelsflügel, der bald durchbricht.“, verbesserte Katharina ihn.
„Also kriege ich einen Engel und ein Eheweib, das schwanger ist.“ Wieder lief Katharina rot an. „Ich bin also ein richtiger Glückspilz. Da kann sich Vetter Christian warm anziehen. Meinen Besitz kriegt der nicht. Was ist denn in deinem Bauch? Ein Junge?“ Neugierig starrte Max auf Katharinas Unterleib. „Ich will ein Mädchen.“
„Ein Mädchen?“ Katharina staunte. Männer wollten doch Söhne als Erben.
„Mädchen machen viel Arbeit!“, mischte sich Marie ein.
„Ein Mädchen liebt als ersten Mann stets seinen Vater. Warum sollte ich auf die unsterbliche Liebe einer Frau verzichten?“ Der Mann hatte Ansichten! Marie kicherte, der Sekretär grinste, nur der Pfarrer schaute säuerlich drein. In den Augen der Kirche waren solche Worte natürlich gottlos.
„Lasst uns heiraten!“, meinte Katharina, um den Pfarrer zu beruhigen.
„Wofür der alte Wisch nicht
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