Die Maetresse bis Martini
fragte Franz kleinlaut.
„Ich will nicht, aber ich muss.“ Karl trank seinen Becher erneut leer. Der wievielte war es eigentlich? Betrunken konnte er Barbara eher ertragen. „Meine Pflicht!“
Sie hatte zwei Zimmer auf seiner Etage erhalten, die seinem Studierzimmer gegenüber lagen. Nachdem die Brautjungfern Barbara zu Bett gebracht hatten, begleiteten Karls Freunde ihn bis vor die Zimmertür und wünschten ihm eine angenehme Nacht. Die hätte er bestimmt nicht!, dachte er sich.
Karl hatte mit einer verschüchterten Ehefrau gerechnet. Aber dass sie so hysterisch sich benahm, fand er abstoßend. Schließlich drohte er ihr Schläge an, wenn sie nicht sofort den Mund hielt. Dabei wollte er ihr lediglich die erste Nacht erleichtern, weil sie noch unberührt war. Aber nackte Haut war ihr zu viel und sie lag stocksteif im Bett. Küssen war eklig und ihr Körper miefte nach Mottenpulver und Parfum. Obwohl er zärtlich war und sich Zeit für sie nahm, begann sie zu weinen, nachdem er sie entjungfert hatte, und heulte sich ein. Also beendete er den Akt und verließ fluchtartig ihr Zimmer. Wie sollte das weitergehen? Zwei Tage lang gab er ihr zu Erholung und war froh, ihr aus dem Weg gehen zu können. Dann suchte er sie pflichtgemäß auf und war entsetzt, als sie stocksteif unter ihm lag und die eheliche Vereinigung ertrug. Also suchte Karl sie nur einmal in der Woche auf und war froh, wenn er nach wenigen Minuten gehen konnte. Er merkte, wie selbstverständlich es für ihn geworden war, dass Katharina seinem Verlangen nachgekommen war.
Eine wunderbare Ehe!, dachte Karl enttäuscht und verdoppelte seine Anstrengungen, Katharina zu finden. Ein Hinweis kam aus dem Kloster, dass sich seine Mätresse dort mit ihrer ehemaligen Dienerin getroffen hatte. Aber die war drei Tage vor Martini verschwunden und niemand wusste wohin.
Karl klapperte alle Städte nach Katharina ab und hatte keine Zeit für seine Ehefrau, die schäumend vor Wut alleine in der Hofgesellschaft war. Nur an den Ratssitzungen nahm er teil und trieb einige Veränderungen an. So setzte er durch, dass Hochheim eine Manufaktur für Rasiermesser bekam.
Leni war verzweifelt, als sie feststellte, dass Katharina verschwunden war. Die Ehefrau beschäftigte sie als niedere Dienstmagd und scheuchte sie besonders gern herum, weil sie ihre Rivalin abgrundtief hasste. Denn wo auch immer Barbara auftauchte, wurde hinter ihrem Rücken getuschelt und sie mit Katharina verglichen. Trotzdem forderte die Adelige Respekt und Unterwerfung ein, obwohl sie nichts zurückgab. Antonia und Anna waren enttäuscht von der Frau. Hätten sie vorher gewusst, was für eine hochmütige Braut sie da für Karl ausgesucht hatten, hätten sie die Heirat hintertrieben. Auch Fürst Friedrich flüchtete sich häufig in die Bibliothek, um dem sinnlosen Geplapper Barbaras zu entgehen.
Karl setzte zumindest einem Spuk ein Ende und scheuchte Barbaras Vertraute vom Hof. Denn sein Vater konnte und wollte keine fünfzehn Diener mehr durchfüttern. Als Barbara dann zu giften begann, strich er ihr das Geld zusammen und zwang sie, regelmäßig zu baden. Schließlich wollte er sich nicht vor ihr ekeln.
Als seine Freunde Sigismund und Otto mit weiteren schlechten Nachrichten eintrafen, wurde Karl trübsinnig und schloss sich für drei Tage in seine Zimmer ein. Obwohl sowohl sein Vater als auch seine Mutter und die Favoritin Anna an seine Tür klopften und ihn heraus baten, ließ er nur Reinhard zu sich. Der blieb ruhig, auch wenn sein Herz ebenfalls blutete. Eine Flasche Wein nach der anderen leerte Karl in seinem Studierzimmer und torkelte betrunken durch den Raum. Sobald der Alkohol seine Wirkung tat, schlief er auf dem Fußboden ein und klagte um seine verlorene Mätresse. Jeder drohte Reinhard, doch der verriet kein Wort darüber, wie schlimm es um Karl stand. Bangte der Diener doch selbst um den Verstand seines Herrn.
Am vierten Tag wurde Karl wieder nüchtern und nahm sich vor Katharina für immer aus seinem Leben zu streichen. Er schloss ihr Zimmer ab, dass so war, wie sie es hinterlassen hatte, und stürzte sich in die Vergnügen der Weihnachtszeit. Zusammen mit seinen Freunden suchte er Tannenbäume für die Schlosskapelle und den Festsaal, kaufte Weihnachtsgeschenke für seine Mutter und Tante Gertrud und besuchte diverse Weihnachtsmärkte, auf denen viel los war. Barbara blieb allein in Hochheim.
Ab und zu teilte ein Mädchen Karls Bett, aber nie die ganze Nacht. Er trank mehr als
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